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Neu auf Der Langfristanleger: jeden Handel mitverfolgen
Künftig werde ich auf unter der Rubrik „Musterportfolio“ sämtliche Aktien-Trades offenlegen. Dadurch möchte ich größtmögliche Transparenz erreichen und mich an den eigenenen Entscheidungen messen lassen.
Zu finden sein wird die Liste an Trades künftig auf der Seite Musterportfolio. Hier lege ich ebenso die Bestände sowie die Performance offen. Diese messe ich nach Steuern und Handelsgebühren und gegenüber den Benchmarks verschiedener Indizes (Dax, Msci World, M-Dax, S&P 500).
Mit diesem Vorgehen möchte ich größtmögliche Transparenz erreichen und mich abgrenzen. Wer über Aktien eine Meinung hat, sollte sich an dieser auch messen lassen, finde ich. Wichtig ist an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass jeder Anleger sich selbst ein umfangreiches Bild zu seinen (Anlage-) Entscheidungen machen muss. Ein, im Vorfeld nicht eigen geprüftes Nachkaufen, ist nie eine sinnvolle Option. Lesen Sie hierzu bitte auch den Disclaimer am Ende dieses Beitrags. Anbei nun die Übersicht der letzten Trades im Musterportfolio.
Liste der letzten Trades
Datum Aktie Kauf zu: Verkauf zu: 09.10.2018 Erlebnis Akademie 21,6 € 11.10.2018 Defama AG 11,8 € 11.10.2018 IVU Traffic Technologies AG 5,0 € 07.11.2018 Erlebnis Akademie 22,4 € (Teilverkauf) 12.11.2018 S&T AG 19,4 € 28.11.2018 S&T AG 18,8 € 17.12.2018 Sixt SE 48,8 € 27.12.2018 S&T AG 15,3 € 27.12.2018 Aurelius SE 30,5 € 04.02.2019 Wirecard AG 119,1€ 08.03.2019 Wirecard AG 120,9 € Bestände Musterportfolio
Performance des Musterportfolios (blau) in 2019 (vgl. Benchmarks)
Performance des Musterportfolios in 2019
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Aktiv oder passiv anlegen? Und wieso ich in Einzelaktien investiere
Studien sowie Experten sind sich weitestgehend einig: der durchschnittliche Privatanleger schneidet mit der Anlage in breite Indexfonds (ETFs) langfristig besser ab als mit aktiv ausgewählten Aktien. Wieso investiere ich also trotz dieses Wissens in Einzelaktien? – Teil 1 der Reihe zu meiner persönlichen Anlagestrategie.
Glaubt man den gängigen Statistiken und Artikel ist die Sache klar: der durchschnittliche Privatanleger erreicht mit seiner persönlichen Aktienauswahl (sogenanntes “Stockpicking”) nicht die Rendite eines Index – auf Sicht von mehreren Jahren. Und auch die aktuellen Aktionärszahle des Deutschen Aktieninstituts sprechen eine eindeutige Sprache: so halten in 2018 im Vergleich zum Vorjahr 373.000 Menschen weniger auf direktem Wege Aktien (ca. 7 % der Bevölkerung). Zulegen konnte demgegenüber die Zahl an Aktienfondsbesitzern (darunter fallen auch ETFs), mit einem Zuwachs von 617.000 Anlegern was 7,8 Mio. Menschen oder 12,2 % der Bevölkerung entspricht. Ist aktives Investieren also überholt?
Dass es auch anders geht, beweisen die größten Fondsmanager unserer Zeit. Zu nennen sind hier z.B. Peter Lynch, der über 13 Jahre eine durchschnittliche Rendite über knapp 30 % p.a. erzielte. Auch ein Warren Buffett konnte lange Jahre eine phänomenale Rendite von 30 % pro Jahr erreichen, bis er über mehr Geld verfügte als noch sinnvoll anzulegen ist. George Soros ist ein weiteres Beispiel eines aktiven Investors mit einer durchschnittliche Rendite von 29 % jährlich über 34 Jahre. Ein weiterer Vertreter wäre Joel Greenblatt mit erzielten 45% p.a. über 19 Jahre. Wie wurden diese Renditen erzielt? Durch knallhartes Investieren gegen die breiten Märkte und konträr zum Prinzip der Markteffizienz (“der Markt hat immer Recht”) mit der Überzeugung, dass der Markt eben genau dies nicht ist.
“Es ist ein riesiger Vorteil, nicht viel Geld zu haben. Ich denke ich könnte eine Rendite von 50% pro Jahr erzielen, wenn ich 1 Mio. Dollar anlegen würde. Nein, ich weiß dass ich es könnte, ich kann es garantieren.” – Warren Buffett, im Jahr 1999.
Quelle: https://boards.fool.com/buffettjayhawk-qa-22736469.aspx?sort=whole#22736469Die Kosten
Doch zurück zum Thema aktives Investieren vs. passives Investieren und was diese Erkenntnisse für den geneigten Privatanleger nun bedeuten. Zunächst einmal ist ein Investment in einen Indexfonds auch ein Eingeständnis: mehr als die Marktrendite ist damit nicht zu verdienen. Doch genau genommen ist es nicht einmal die (langfristige) Marktrendite, die bei den großen Indizes zwischen 7 und 9 % p.a. beträgt, welche verdient wird. Zwar sind gerade ETFs durchaus günstig, trotzdem fallen auch mit diesen Finanzprodukten Kosten an. Jährlich betragen diese in der Regel, bei kostengünstigen Varianten, zwischen 0,3 – 0,7 %, was insbesondere auf Dauer und gerade bei steigenden Anlagesummen keinen unerheblichen Betrag ausmacht.
Noch teurer wird es für Anleger bei aktiv gemanagten Fonds. Hier kann die jährliche Gebühr schnell mal bis zu 3 % betragen. Der Anleger startet somit jedes Jahr mit -3 % im Rückstand und dieser will erstmal aufgeholt werden. Dabei ist das Prinzip denkbar einfach: je geringer die (Fix-)Kosten der Anlage desto höher die mögliche Performance.
Um die langfristigen Auswirkungen. auch nur geringer Unterschiede in der jährlichen Performance deutlich zu machen, nachfolgend einige Beispiele:
Anlagesumme Anlage 25 Jahre zu durchschnittlich 6 % p.a. Anlage 25 Jahre zu durchschnittlich 8 % p.a. Anlage 25 Jahre zu durchschnittlich 10 % p.a. Anlage 25 Jahre zu durchschnittlich 12% p.a. 10.000 EUR 42.918,71 EUR 68.484,75 EUR 108.347,06 EUR 170.000,64 EUR 150.000 EUR 643.780,61 EUR 1.027.271,28 EUR 1.625.205,89 EUR 2.550.009,66 EUR Hier werden schnell gravierende Unterschiede sichtbar. So lässt sich ein Anlagebetrag von 10.000 EUR in 25 Jahren mit nur 2% mehr Rendite statt verzehnfachen sogar versiebzehnfachen. Wer 150.000 EUR mit durchschnittlich 12 % Rendite anstatt nur 6 % jährlicher Rendite anlegt, macht dadurch unglaubliche 2 Mio. Euro mehr aus seiner ursprünglichen Anlagesumme. Grund hierfür ist der Zinseszins-Effekt, der in den späteren Jahren der Geldanlage vermehrt in Erscheinung tritt. Damit wird deutlich, wie wichtig auch nur wenige Prozentpunkte jährliche Rendite sein können.
Des weiteren sind ETFs, im Gegensatz zu einem direkten Aktieninvestment, welches zum Besitz eines Anteils am Unternehmen berechtigt, schlicht eifach nur ein Finanzinstrument. Dies bedeutet: der Investor enthält hier keine direkten Unternehmensanteile ins Depot gebucht, sondern „nur“ Anteile an einem Fonds. Was innerhalb des Fonds abläuft, z.B. welche Absicherungsgeschäfte betrieben werden, ist nicht immer offensichtlich. Der Anteilseigner trägt das Emittentenrisiko mit, dies ist in den meisten Fall der ausgebenden Bank zuzurechnen. ETF-Anteile fallen jedoch unter das Sondervermögen und damit nicht unter die Insolvenzmasse eines Unternehmens.
Underperformance aktiver Privatanleger
Also doch keine ETFs und mit Einzelaktien Kosten sparen und den Markt schlagen? So einfach ist es natürlich nicht. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass die meisten Privatanleger schlicht schlechter abschneiden als die Indizes. Doch wieso ist dies so?
Hier spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle. Primär handeln aktive Privatanleger zu oft. Studien zeigen, dass Privatanleger alle paar Monate ihre Positionen austauschen und die durchschnittliche Haltedauer pro Aktie gerade einmal 16 Monate beträgt.
Zur Einordnung: der eingangs erwähnte Peter Lynch gibt seinen Investments minimum 3-5 Jahre zur Erreichung seines vorher definierten Investmentcases. Ein Zeitraum, in dem sich bei den meisten Privatanlegern die Aktien schon lange nicht mehr im Depot befinden. Doch benötigen Aktieninvestments oftmals genau diese Zeit um den ursprünglich angedachten Kaufgrund eintreten zu lassen.
Von diesem Aktionismus der Privatanleger leben letztendlich die Banken und Broker in Form von Provisionen und Ordergebühren und auch der Staat freut sich über Abgeltungssteuer und Co. Den Kreislauf schließen einige umtriebige Finanzmedien, die durch reißerisch formulierten Berichte (Stichwort: Clickbait) Anleger gerne mal in Panik versetzen und damit zum Handeln animieren.
Darüber hinaus neigt der Privatanleger gerne dazu zu hohen Kursen zu kaufen (aus Angst Rendite zu verpassen) und zu niedrigen Kursen zu verkaufen (aus Angst vor Verlusten). Amüsant ist zu diesem Thema eine Studie zum Thema der Performance von Privatanlegern die zu dem Schluss kam, dass Anleger, die über Jahre und Jahrzehnte nicht über ihren privaten Brokeraccount gehandelt hatten (und teilweise sogar ihre Zugangsdaten vergaßen), eine bessere Performance erzielten, als Anlegern die regelmäßig aktiv waren.
Nun ist aber mangelnde Geduld oder fehlendes Durchhaltevermögen per se kein Argument für das Investieren in ETFs. Schließlich lässt sich das Prinzip des Buy and Hold auch mit Einzelaktien erfolgreich anwenden.Hierfür müssen aber erst die richtigen Aktien ausgewählt werden und das ist die Crux. Für die richtige Auswahl benötigt man ein heutzutage kostbares und knappes Gut, nämlich Zeit. Von Warren Buffett heißt es, er lese nach wie vor bis zu 500 Seiten am Tag. Welcher Privatanleger kann das von sich behaupten? Und wer traut sich vorherzusagen welche Unternehmen in 10 Jahren deutlich besser dastehen als jetzt?
Gelingt die aktive Auswahl von Investments, bieten sich dadurch aber große Chancen, indem sich der Anleger die Rosinen unter den Unternehmen rauspickt und das zu einem selbst bestimmten Preis. Um ein Beispiel zu nennen, möchte ich persönlich über 50% der aktuellen Dax Unternehmen zu den aktuellen Preisen nicht im Depot haben. Kaufe ich einen Index auf den Dax, besitze ich über das Vehikel jedoch automatisch Anteile dieser Unternehmen. Sagt mir somit nicht alleine schon der eigene gesunde Menschenverstand, dass durch Auslassen dieser Underperformer der Index geschlagen werden kann?
Diversifikation
Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass ein weiterer gern getätigter Fehler vermieden wird. Allzu oft finden sich in den Depots von Privatanlegern nämlich entweder zu wenige, zu viele oder geographisch zu sehr auf einen Ort konzentrierte Unternehmensanteile. Diese fehlende Diversifikation wird dann schnell zum Verhängnis. Egal wie gut man glaubt ein Unternehmen zu kennen, Rückschläge sind jederzeit im Bereich des möglichen und hier schmerzt dann eine hohe Gewichtung empfindlich. Gleichzeitig konnte durch eine starke Konzentration auf wenige Werte Warren Buffett gerade in seiner Anfangszeit außerordentliche Renditen erzielen, wo wir jedoch wieder beim Thema von bis zu 500 Seiten Lektüre am Tag wären. Sofern man sich selbst nicht die Fähigkeiten eines Warren Buffets bescheinigt, würde ich persönlich mindestens auf 20 Einzelwerte setzen um eine ausreichende Diversifikation zu erreichen. Diese nimmt dann mit jeder weiteren Aktie immer mehr ab (Stichwort: abnehmender Grenznutzen).
Genausowenig wie auf zu wenige Werte, sollte sich der Privatanleger nur auf eine Wirtschaftsregion konzentrieren (sogenannter „Home Bias“, hiervon würde ich als einzige Volkswirtschaft nur die die USA unter Vorbehalt ausklammern).
Ein bekanntes Beispiel für jahrzehntelange Stagnation eines Index ist dabei Japan und der zugehörige Nikkei 225. Dieser erreichte 1989 seinen vorläufige Höchststand mit 38.916 Punkten, um dann in 2002 auf bis zu 8.579 Punkte zu fallen. Fast 30 Jahre später hat der Index seinen alten Stand immer noch nicht erreicht. Dies bedeutet: Anleger die vor 30 Jahren am All Time High investiert haben, haben ihren Einsatz immer noch nicht wieder raus (Dividenden hier außen vor gelassen).
Soweit die nackten Zahlen, aber was ist mit den sogenannten weichen Faktoren?
Aus persönlicher Erfahrung heraus kann ich sagen, mir macht der Besitz und die Investition in Einzelaktien einfach mehr Spaß. Und ich denke dieser Faktor sollte nicht unterschätzt werden, hilft er doch dabei langfristig am Ball zu bleiben. Mit dem direkten Investment in Unternehmen fühle ich mich als Miteigentümer, verfüge über Stimmrechte und kann die Hauptversammlungen meiner Unternehmen besuchen (was ich jedem Anleger nur empfehlen kann). Hier bietet sich insbesondere auch die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich mit mit anderen Aktionären auszutauschen, ein Privileg das ETF Besitzern vorenthalten bleibt.
Fazit:
Argumente für Investments in Einzelaktien oder ETFs gibt es genug. Wichtig ist für den Privatanleger, dass überhaupt der Schritt an den Kapitalmarkt gewagt wird. Über welchen Weg dieser erfolgt ist dann erst im weiteren Verlauf wichtig.
Der durchschnittliche Anleger, insbesondere Anfänger, dürfte mit ETFs dabei besser fahren. Diese scheinen speziell zur Altersvorsorge das richtige Instrument zu sein. So empfiehlt Warren Buffet seiner Frau nicht ohne Grund, im Falle seines Ablebens , das geerbte Geld in einen S&P 500 Index zu investieren. Hierbei gilt es dann auf geringe Kosten (die sogenannte Gesamtkostenquote TER) zu achten, ebenso wie auf das Steuerart (steuereinfach oder steuerhässlich) und die Art der Verwendung der Dividenden (ausschüttend oder thesaurierend) des Produkts zu achten.
Gerade für (erfahrenere) Privatanleger mit, im Vergleich zu institutionellen Anlegern, verhältnismäßig geringen Depotvolumen dürfte eine Outperformance durch aktives Handeln eher möglich sein. So sind Investoren, die ausschließlich für sich selbst investieren, im Gegensatz zu vielen Fondsmanagern nicht an Auflagen gebunden, wie z.B. die Größe des Unternehmen oder die Zugehörigkeit zu einem Index etc.
Die Tatsache der rasanten Verbreitung von ETFs und dem damit einhergehenden Mittelzufluss bedeutet nämlich auch, dass die Emittenten (seien es Black Rock, Vanguard oder andere) immer höhere Anteile an den im Index enthaltenen Unternehmen kaufen müssen, um diesen noch adäquat abbilden zu können.
Sollte es jedoch (z.B. im Zuge einer erneuten Finanzkrise) zu starken Verwerfungen und Verkäufen an den Aktienmärkten kommen, müssten ETF Anbieter ihre Gewichtungen wiederum reduzieren, was dann zu sinkenden Kursen aufgrund geringerer Nachfrage und in Folge erneuten Verkäufen aufgrund der stark gefallenen Kurse führen könnte. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Kurse regelrecht eine Eigendynamik entwickeln.
Ebenso spricht nichts dagegen, sich parallel einige Einzelaktien ins Depot zu legen, um nach und nach ein Gefühl für das Investment zu entwickeln. An dieser Stelle bieten sich gut geführte Familienunternehmen mit nachvollziehbaren Geschäftsmodellen oder Dividenden Aristokraten an.
Persönlich ziehe ich weiterhin Investments in Einzelaktien vor. Ich versuche zumindest dadurch langfristig den Markt zu schlagen. Welche Unterschiede in der langfristigen Performance schon einige Prozentpunkte jährlich ausmachen können habe ich in diesem Artikel dargelegt. Mit welchem Ansatz ich diese Outperformance erreichen möchte, werde ich in den nächsten Artikeln zu „meiner persönlichen Anlagestrategie“ ausführlicher beschreiben. Wichtig bei dieser aktiven Vorgehensweise ist die Dokumentation und das konsequente Messen des eigenen Erfolgs oder Misserfolgs auch speziell anhand der Benchmarks (z.B. dem MSCI World).
Dabei muss eine Underperformance gegenüber der großen Indizes nicht zwingend bedeuten, dass die Strategie gewechselt werden muss. Auch Faktoren wie Spaß bei der Anlage und wie wohl sich der Anleger mit der gewählten Strategie fühlt, sollten berücksichtigt werden. Nichtsdestotrotz dürfen die Opportunitätskosten, sprich die Kosten die dadurch entstehen dass das Geld nicht alternativ und „bestmöglich“ angelegt wurde, nicht außer Acht gelassen werden.
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Quellen:
https://zendepot.de/passiv-investieren/ergebnisse-privatanleger/https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/studien/2019-03-06%20Aktieninstitut%20Aktionaerszahlen%202018.pdf
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Gastbeitrag: Analyse der Heidelberg Pharma AG Teil 4/4
Vor kurzem bin ich über die äußerst interessanten Beiträge des Privatanlegers Achim F. (auch bekannt unter dem Pseudonym „BICYPAPA“) zum biopharmazeutische Unternehmen Heidelberg Pharma (WKN: A11QVV) gestoßen. Hier nur der 4. und letzte Teil seiner Analyse.
Im vierten und letzten Teil der Serie folgt nun eine Bewertung aller Geschäftsfelder von Heidelberg Pharma. Ich versuche dabei ein begründetes persönliches mittelfristiges und langfristiges Kursziel herzuleiten.
Inhaltsverzeichnis Analyse Teil 4/4
1. Besondere Merkmale der Firma 2. Kompetenz und Technologievorsprung 3. Bewertung der Technologiepartnerschaften 4. Bewertung der Wirkstoffe RENCAREX, MESUPRON und REDECTANE 5. Bewertung der eigenen Kandidaten insbesondere HDP-101 6. Einschätzung der Kursziele 6. Finanzen und Sonstiges 7. Risiken bei Biotechwerten
Heidelberg Pharma Aktie Quelle:https://heidelberg-pharma.com Anzahl Aktien 28.133.308 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 3,260 EUR Marktkapitalisierung 91.714.584 EUR Anteile Freefloat ca. 20 %
Dietmar Hopp ca. 75 %
Anteil UCB ca. 4%Notierung Regulierter Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard 1. Besondere Merkmale der Firma und Einleitung:
Durch die letzten Beiträge konnten Sie lieber Leser erfahren, was Heidelberg Pharma alles macht und welche Projekte aktuell laufen. Nun kommen wir zu dem Punkt, dass man dies ein wenig einordnen sollte und die Chancen und Risiken gegeneinander abwägt und ein realistisches Kursziel zu dem Wert bestimmt.
Da ist es sehr hilfreich, wenn man Werte in der Entwicklung vergleicht, die ähnliche Verläufe hatten. In Deutschland bieten sich zwei solcher Werte an. Das wären meiner Meinung nach MorphoSys und Evotec, die um die Jahrtausendwende an die Börse gegangen sind. Ähnlich sehe ich die Gegebenheiten von HP in der Entwicklung der Pipeline in den Frühphasen dieser beiden Vergleichswerte. Dem möchte ich jetzt Heidelberg Pharma gegenüberstellen. Mittlerweile sind diese beiden Vergleichswerte mit etwa 3 Milliarden an der Börse bewertet. Heidelberg Pharma wird selbst nach dem Anstieg der letzten Tage bei einem Kurs um die 3€ gerade mal mit ca. 85 Millionen € an der Börse bewertet. Wenn sie auch in großen Bereichen noch viel früher in der Entwicklung sind wie jetzt Evotec oder MorphoSys, haben sie die Besonderheit, dass sie mit dem Produkt REDECTANE schon in der Phase 3 sind. Meine Aufgabe liegt nun darin all die Faktoren aufzuzählen, die die Bewertung bestimmen. Dazu verwende ich eine Projektion wie es bei voraussichtlicher Entwicklung bei HP in drei vier Jahren aussehen könnte. Die Entwicklung sollte sich dann in den Kurszielen niederschlagen.
2. Kompetenz und Technologievorsprung:
Die Einzigartigkeit von Heidelberg Pharma ist wohl die große Fachkompetenz in Sachen Amanitin Forschung. Wahrscheinlich sind sie die Einzigen auf der Welt, die den Wirkstoff Amanitin im industriellen Maßstab herstellen können und eine Produktion garantieren können, die allen Ansprüchen (Forschung und Produktion) gerecht wird. Im Augenblick ist dies ein Alleinstellungsmerkmal, das keine andere Firma weltweit zu bieten hat.
3. Zur Bewertung der Technologiepartner:
Takeda:
Ich möchte noch vorausschicken, dass ich an dieser Stelle teilweise mit Schätzungen arbeite, die sich doch in einem Rahmen bewegen die international üblich sind. In drei vier Jahren hat Takeda wohl etwa zwei Projekte in der klinischen Entwicklung. Pro Kandidat werden etwa 110 Million USD an Optionsgebühr aktiviert, die sehr wahrscheinlich an den üblichen Punkten gezahlt werden. Ein dritter Kandidat befindet sich demnach noch in der Erforschung und bei Zulassung des Wirkstoffes werden etwa 5% Umsatzbeteiligung fällig. Es ist davon auszugehen, dass sich Takeda wohl Ziele ausgesucht hat, die mindestens im Milliardenbereich liegen werden. Für mich ist dies, in etwa, das wahrscheinlichste Szenario.Magenta:
Magenta hat schon eine Option bestätigt die etwa 83 Millionen für die Entwicklung für HP aktivieren. Unklar ist nur der Zeitpunkt wann welche Gelder fließen. Zwei weitere Projekte sind bekanntermaßen in der Entwicklung und es ist gut möglich, dass auf Jahresfrist noch ein oder zwei weitere Optionen bestätigt werden. In drei, vier Jahren kann es gut möglich sein, dass sich ein Kandidat auf dem Weg zur Phase 3 ist und sich zwei andere Kandidaten in der Klinischen Phase 2 befinden. Demnach sind dann die Gelder für 3 Optionen aktiviert. Eine vierte Option steht im Raume. Auch hier sind die Umsatzbeteiligungen für alle Wirkstoffe von etwa 5% sehr wahrscheinlich. Die Umsätze der Wirkstoffe werden um die Milliardengrenze geschätzt.
Neue Kandidaten:
Es wurde immer wieder geäußert, dass neue Partner Interesse an der ATAC Technologie zeigen. In drei bis vier Jahren rechne ich persönlich mit etwa vier weiteren Partnern. Damit wird die jetzige Pipeline der Partner mit 7 Entwicklungskandidaten auf etwa 18-20 Entwicklungskandidaten ausgebaut. Demnach hätte HP dann etwa 20 Kandidaten mit je etwa 100 Millionen USD möglichen Optionsgebühr pro Wirkstoff in der Pipeline. Das bedeutet, dass im erfolgreichsten Fall mehr als 2 Milliarden USD im Laufe der nächsten Jahre von den Partnern an HP aktiviert werden können. Bei erfolgreicher Zulassung werden später dann noch Zahlungen zusätzlich von etwa 20 möglichen Kandidaten mit etwa 5% Umsatzbeteiligung fällig. Die Umsätze der Wirkstoffe dürften sich auf einem sehr hohen Niveau bewegen. Wir sind jetzt noch sehr früh in der Entwicklung, doch ich wage eine Projektion auf etwa 3-4 Jahre die für mich plausibel erscheint.
4. Bewertung der Wirkstoffe RENCAREX, MESUPRON und REDECTANE
RENCAREX:
Auch wenn RENCAREX zur Auslizensierung noch durch HP angeboten wird, billige ich RENCAREX eine nicht all zu große Bedeutung zu. Auch wenn laut Abstract in Subgruppen ein Vorteil zu sehen ist, gibt es bald durch Telix und zusätzlich langfristig, mit den Theranostics in der therapeutischen Anwendung, Alternativen die die Gesamtgruppe positiv behandeln können. Natürlich muss auch dies vorab in weiteren Studien bestätigt werden.
MESUPRON:
Für mich persänlich sehr schwer einzuschätzen. LinkHealth will die klinische Entwicklung fortführen. Redhill ist bei MESUPRON wohl in einer Abwartestellung und sondiert gerade ein optimales Anwendungsgebiet. Wir müssen abwarten, welche Indikation von diesen Partnern gewählt wird und dann die erforderliche Bewertung der Chancen durchführen. MESUPRON wird wahrscheinlich bei Interesse der Lizenznehmer LinkHealth und Redhill als 2b Studie weitergeführt. Ich schätze MESUPRON als chancenreichen Kandidaten ein.
REDECTANE-TLX250:
Ein sehr heißer Kandidat mit riesen Chancen bei der Zulassung. Aber auch riesen Chancen bei den Umsätzen. Zu TLX250 gibt es keine Behandlungsalternative in der Diagnostik von Nierenzellkarzinom und so wird es sich wohl innerhalb kürzester Zeit durchsetzen. In der Diagnositk erhält HP eine Nettoumsatzbeteiligung von 30%. Der Markt für diese Anwendung wird im Augenblick auf 250 Millionen USD geschätzt. Ab Ende diesen Jahres laufen dann sukzessive die Ergebnisse aus den einzelnen Zulassungsgebieten ein, bis dann alle abgearbeitet sind. Nach der Auswertung kommt der Zulassungsprozess und ab etwa Mitte 2021 können wir bei erfolgter Zulassung mit den ersten Umsatzbeteiligungen für HP rechnen. Allein in diesem Anwendungsgebiet beträgt dann die Beteiligung für Heidelberg Pharma etwa 50 Millionen USD, wenn dann der gesamte Markt abgedeckt ist. Dies dürfte ab 2021 mit Australien und Japan beginnend dann etwa knapp zwei Jahre dauern. Bis etwa 2023 erhofft man sich dann auch für die therapeutische Anwendung das Ende der Studien. Die Beteiligung für HP beträgt etwa 5% von geschätzten 400 Millionen USD Umsatz für die therapeutische Anwendung. Doch damit noch nicht genug. Es werden neue Indikationen diskutiert und neue Anwendungsverfahren durch die Theranostics, die ebenfalls den Wirkstoff von HP beinhalten sollen. Damit wäre dann sehr langfristig noch mal eine Verdoppelung der Umsatzbeteiligung denkbar. Im Best Case wären demnach jährliche Umsatzbeteiligungen von geschätzt etwa 150-200 Millionen USD möglich, wenn Telix und deren Partner alle Indikationen und Möglichkeiten abgearbeitet hat.
Und das ganze kostet Heidelberg Pharma dann keinen Pfennig mehr. Die gesamten Entwicklungskosten und der Vertrieb wird durch Telix und deren Partner übernommen. Selbst wenn alle Amanitin Projekte von Heidelberg Pharma scheitern würden (was ich nicht annehme) so wären doch nach dem vorliegenden Faktenstand etwa 150 Millionen USD langfristig an Einnahmen durch TLX250 sehr wahrscheinlich REDECTANE-TLX250 ist für mich persönlich die Versicherung für HP und deren Aktionäre.
5. Bewertung der eigenen Kandidaten insbesondere HDP-101
HDP-101:
HDP-101 ist das eigene Produkt aus dem Amanitin Wirkstoff in Verbindung mit einem einlizenzierten BCMA-Antikörper, der zur Behandlung beim Multiplen Myelom eingesetzt werden soll. HDP-101 kommt geplant Q4/19 in die erste klinische Verprobung am Menschen. Die Chancen für HDP-101 rechne ich aufgrund der bisherigen ausgezeichneten präklinischen Daten als sehr hoch ein. Für mich sind zwei Szenarien bei einem weiteren positiven Verlauf denkbar. Die Ergebnisse bestätigen die vorklinischen Testungen und HDP-101 wird im Szenario eins ziemlich zügig an einen Partner für 12-15% Umsatzbeteiligung auslizensiert. Szenario zwei beschreibt die Durchführung der Phase 2b in Eigenregie, um dadurch eine weitere Wertsteigerung zu erreichen. Es ist denkbar, dass bis zum Ende der Phase 1b/ 2a Heidelberg Pharma genug Einnahmen aus den ATAC-Optionszusagen, neuen Partnerverträgen, Milestones und Umsatzbeteiligungen von REDECTANE zur Verfügung hat, um diese Aufgabe einer 2b Studie eigenständig zu bewältigen. Bei diesem Szenario sind dann bei einer späteren Auslizensierung Umsatzbeteiligungen von über 20% denkbar. Die Milestonezahlungen dürften dann auch bedeutend höher sein. Die Gesamtumsätze in der Indikation Mutliples Myelom werden jenseits der Milliardengrenze liegen. Die ersten Ergebnisse der ersten klinischen Studie werden nach den jetzigen Planungen etwa Ende 2020 vorliegen. Nach den Ergebnissen der ersten Studie rechne ich für HDP-101 für eine Beschleunigung der Zulassungsbehörden durch Anerkennung eines Sonderstatus „Breakthrough Therapie“, wenn die im Anderson Abstract zum Multiplen Myelom beschriebenen Erfolge im Menschen bestätigt werden können. In drei vier Jahren -das ist die Zielvorgabe- dürfte die Testung der 2b Studie ob jetzt mit oder ohne Partner abgeschlossen sein. Dann befindet man sich etwa in Phase 3 (sehr wahrscheinlich mit Partner) oder plant diese gerade. Zusatzplus bei dieser Indikation und HDP-101. Durch den TP53 Biomarker ist eine Gruppe von Patienten zu definieren, bei der andere Behandlung schlecht oder überhaupt nicht greifen. Amanitin Wirkstoffe, insbesondere HDP-101 scheint für diese vorher definierte Gruppe eine Möglichkeit zu sein um diese tödliche Erkrankung erfolgreich behandeln zu können. Die anderen eigenen Wirkstoffe in der HP Pipeline möchte ich jetzt noch nicht bewerten, bis sie sich in einem weiter fortgeschrittenem Status befinden und der Wert dann auch ersichtlicher wird.
In der Bilddiagnostik befindet man sich wie oben schon angesprochen nun in Phase 3 und das Ende der Rekrutierung in Europa und Australien wird etwa Q4 19 erwartet. Danach folgt die Auswertung und der Zulassungsprozess.
TP53 Biomarker:
In ca. 2 Jahren dürfte der TP53 Biomarker durch Heidelberg Pharma fertiggestellt sein. Zur Zeit wird an einem Prototypen gearbeitet. Er dürfte noch unschätzbare Dienste für HP leisten. Nämlich die Definition von Gruppen von Krebserkrankten, die genau auf die AMANITIN Wirkstoffe besonders gut ansprechen und für die es bis jetzt kaum Behandlungsalternativen gibt. Wahrscheinlich wird er schon beim Multiplem Myelom bei HDP-101 eine große Rolle spielen. Doch diese Gruppen mit dem TP53 Merkmal gibt es bei vielen anderen Krebserkrankungen auch. Durch diesen Test erschließt man sich eine große Anzahl von Anwendungsgebieten für die AMANITIN Wirkstoffe. Und dieser Test bedeutet für viele Patienten eine große Hoffnung, da es erstmals durch Heidelberg Pharma mit Amanitin Wirkstoffen eine Behandlungsmöglichkeit für sie gibt. Damit erhält HP eine enorme Wertsteigerung, da sie die Gruppen die sie behandeln möchten schon vorher definieren können. Allein schon durch die oben beschriebenen Vorteile hat dieser Test einen enormen Wert. Die finanzielle Dimension muss ich noch ein wenig recherchieren, inwieweit der Test nach Fertigstellung zur finanziellen Wertsteigerung beiträgt. Er wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kostenlos angeboten werden. Bei Vorliegen der Informationen werde hierzu dann noch mal ein Update machen.
6. Kursziele bei Heidelberg Pharma:
Ich habe diese Analyse vorher in drei Kapitel eingeteilt, die die Wirkstoffe und Partner in separate Untergruppen einteilt. Jeder einzelne dieser Bereiche würde ausreichen um bei einer gewissen Reife eine Bewertung jenseits der Milliardengrenze zu begründen. Noch hat Heidelberg Pharma diese Reife aber noch nicht. Doch man ist auf einem sehr guten Weg dies zu bewerkstelligen. HP wird zur Zeit etwa mit Kursen um die 3€ mit ca. 85 Millionen bewertet. Die Chancen für weitere Wertsteigerungen sind enorm, wie man den vorausgegangen Beschreibungen entnehmen kann.
Mein kurz- bis mittelfristiges Kursziel:
- Ich möchte bei meinem mittelfristigen Kursziel den Zeitkorridor von etwa 24-30 Monate vorgeben. Die Fakten, die dann wahrscheinlich eingetreten sind:
- HDP101 hat erfolgreich die Phase 1b/2a abgeschlossen.
- Der TP53 Biomarker ist fertiggestellt
- HP hat jetzt 4 Kooperationspartner zu den ATAC Wirkstoffen mit etwa 13 Optionen.
- Davon sind etwa 5 Optionen bestätigt.
- Etwa 3 davon befinden sich in der klinischen Entwicklung.
- HP hat etwa 40- 50 Millionen Einnahmen jährlich aus ATAC-Optionszusagen und Umsatzbeteiligungen.
- Telix hat die Zulassung in den ersten Ländern zur Bilddiagnostik erreicht und beginnt mit der Vermarktung.
- In der Therapeutik befindet sich Telix in Phase 3.
- Die ersten Umsatzbeteiligungen von Telix beginnen zu fließen.
- Eventuell Einnahmen aus HDP-101, falls schon frühphasig auslizensiert wird.
- Wenn das Szenario so in etwa eintritt rechne ich persönlich bei einer normalen Börsenlage mit einer Bewertung von etwa 400-500 Millionen € in dem vorgegebenen Zeitrahmen.
Mein langfristiges Kursziel
Bei dem langfristigen Kursziel gehe ich von einem Zeitkorridor von etwa 4-5 Jahren aus. Das Szenario möchte ich wie folgt beschreiben:
- HDP hat die Phase 2b von HDP erfolgreich abgeschlossen und hat den Sonderstatus „Breakthrough Therapie“.
- Der Partner führt die Phase 3 Studie mit HDP101 durch.
- Zusätzliche Anwendungsgebiete und Indikationen werden durch HP bearbeitet.
- HP hat jetzt etwa 6 ATAC Kooperationspartner mit etwa 20 Optionen. – Davon sind etwa 10 Optionen bestätigt.
- Etwa 8 Wirkstoffe befinden sich davon in der klinischen Entwicklung.
- Magenta befindet sich mit C200 schon in einer sehr späten Phase der Entwicklung.
- Zwei weitere Kandidaten von Magenta sind in der klinischen Phase.
- Telix meldet die Zulassung in der therapeutischen Anwendung und beginnt Vermarktung.
- Für die Diagnostik sind von Telix jetzt weltweit alle Gebiete erschlossen.
- Weitere Anwendungsgebiete für REDECTANE TLX250 werden erarbeitet.
- Die Einnahmen aus ATAC-Optionszusagen und Umsatzbeteiligungen von TLX250 und Einnahmen zu HDP101 aus Milestones betragen mittlerweile zwischen 100 und 120 Millionen € jährlich.
- Daher lautet mein persönliches Kursziel bei einer normalen Börsenlage etwa 2,5-3 Milliarden € Börsenbewertung in etwa 4 – 5 Jahren. Das wäre in etwa die gleiche Bewertung, die zur Zeit MorphoSys oder Evotec zugebilligt wird. Das ist natürlich ein sehr positives Szenario, das ich gezeichnet habe. Es wird nicht alles gelingen. Nicht jede Option wird bestätigt werden. Es wird bestimmt auch nicht jede Option bis zum Ende der Entwicklung bestehen. Vielleicht gibt es aber auch noch andere positive Überraschungen. Jeder mag selber seine Risikoabschläge von diesen Kurszielen machen, die so ziemlich das optimalste Szenario beschreiben. Ich selber aber orientiere mich daran und korrigiere sie dann, wenn neue Fakten eine neue Bewertung erfordern.
7. Finanzen und Sonstiges:
Die finanziellen Mittel betrugen zum Ende des Geschäftsjahres 2018, das im November endete, etwa 20 Millionen € (geschätzt). Die Ausgaben werden auf dem höchstem Niveau etwa 1,4 Millionen € pro Monat betragen. In letzter Zeit wurden Milestones von LinkHealth und Magenta bezahlt sowie werden von Telix noch Milestones zum Studienstart in Europa erwartet. Würde man keine weiteren Einnahmen in diesem Jahr verbuchen können, würde dies bedeuten, dass man Geldmittel bis etwa März 2020 bei Ausgaben auf diesem sehr hohen Niveau hätte.
Folgende Einnahmen sind im Ausblick des Jahres 2019 erwartbar :
- Einnahmen aus der 1. Optionsbestätigung von Magenta zur Antragstellung und zur Zulassung der ersten klinischen Phase von C200 .
- Eine zweite Optionszusage von Magenta (für C100) wird für sehr wahrscheinlich gehalten und entsprechende Zahlungen würden fällig.
- Eine erste Optionszusage von Takeda mit entsprechenden Zahlungen liegt im Bereich des Möglichen.
- Aus den normalen Geschäftstätigkeiten erwarte ich Einnahmen etwa um die 4-5 Millionen Euro in 2019.
- Weiterhin wurden Andeutungen zu möglichen neuen ATAC Partnerschaften gemacht. Auch hier könnte man erste neue Anfangszahlungen verbuchen.
- Sollte Link Health eine Phase 2 Studie mit MESUPRON schon in diesem Jahr in China starten können, wären auch hier wahrscheinlich weitere Milestonezahlungen fällig.
- All diese Möglichkeiten verlängern die finanzielle Reichweite von HP. . HP bemüht sich um neue Investoren. Wie das gelingen wird, ist letztendlich von Dietmar Hopp bzw. dessen Söhnen oder Verwalter abhängig. Sie besitzen akt. etwa 75% der Aktien von Heidelberg Pharma. Vielleicht braucht man noch mal eine kleine Maßnahme oder Zwischenfinanzierung durch Hopp, bis dann die erforderlichen Gelder für HP aus dem eigenen operativem Cash Flow generiert werden um die Geschäftstätigkeit eigenständig nachhaltig zu sichern, ohne das weitere Kapitalmaßnahmen benötigt werden.
8. Risiken bei Biotechwerten
Ich möchte an dieser Stelle auf die Gefahren bei Biotechwerten hinweisen. Etliche Werte haben in der Vergangenheit enorme Verluste hinnehmen müssen. Besonders Firmen, die nur einen oder wenige Kandidaten in der Pipeline haben können davon am ehesten betroffen sein. Es ist an allen Punkten der Entwicklung ein großer Verlust möglich. Gerade Anfängern möchte ich vor diesen enormen Gefahren warnen. Es besteht erst das allgemeine Risiko das durch Korrekturphasen der Börsen der Kurs an Wert verliert, wie dies z.B. Ende letzten Jahres passiert ist. Es gibt keine Garantie auf Gewinne an der Börse. Es besteht eine Chance auf Gewinne. Mehr nicht. Es besteht immer ein Risiko in der Entwicklung, wie kürzlich erst Affimed schmerzlich erfahren musste. Ein Todesfall in einer Studie sorgte für enorme Verluste. Diese Gefahr droht praktisch allen Entwicklern.
Zudem besteht die Gefahr durch Wirkungslosigkeit. Es werden aktuell die Studien ja gerade gemacht um eine Wirkung nachzuweisen. Wie Paion vor einigen Jahren leidvoll mit Desmoteplase erfahren musste. Dieses Risiko sollte sich der Anleger immer bewusst sein. Der Anleger geht dabei das Risiko an der Börse ein. Es ist nicht die Schuld der Firma oder der Geschäftsleitung. Es ist das allgemeine Biotechrisiko, das auch das Scheitern einer Studie beinhaltet. Auch Wilex jetzt Heidelberg Pharma oder Sygnis vor einigen Jahren können ein Lied davon singen. Enorme Verluste sind möglich. Das sollte jedem Anleger bewusst sein. Es ist nicht die „Schuld“ der Firma. Es ist das Risiko des Anlegers. Die Firma testet nur, ob ein Wirkstoff dann am Patienten auch wirkt.
Es bestehen Gefahren in der Entwicklung, wie Cytotools schmerzlich erfahren musste. Auch hier gab es Verluste von bis zu 80% an einem Tag. Der Lohnhersteller des Wirkstoffes hat nach Firmenaussage eine falsche viel zu niedrige Dosierung hergestellt. Ein Scheitern der Phase 3 Studie war die Folge. Cytotools, die Aktionäre und der Kurs leiden heute noch unter der Folgewirkung.
Eine weitere Gefahr lauert dann noch im Zulassungsprozess. Es ist ähnlich wie vor Gericht. Die Zulassungsbehörden sollen vor Gefahren schützen, doch manchmal gibt es hier dubiose Entscheidung gegen einen Wirkstoff, die eine Zulassung jahrelang verhindern und enorme Kosten für die Firmen bedeuten. Zudem gibt es Verzögerungen bei der Entwicklung der Wirkstoffe, die bei Biotechwerten eher an der Tagesordnung sind. Oftmals sind es auch weitere Anfragen der Zulassungsbehörden, die einen Studienstart verzögern. Ich habe jetzt nur einige Risiken aufgeführt um die Gefahren aufzuzeigen.
Kaum ein Entwickler hat für 8 bis 10 Jahre Entwicklung das Geld in der Schublade rumliegen. Kapitalmaßnahmen sind zwar nervzehrend wegen der Kursverluste für den Anleger, aber unverzichtbar für die Firma um die Wirkstoffe dann auch zu entwickeln. Man sollte stets die Finanzlage einer Firma im Auge haben.
Dafür können im Erfolgsfall große Gewinne möglich sein. Es sind meine Erfahrungen von den ich erzählen möchte. Persönlich habe ich mind. 6-7 große Verluste in meiner über 23 jährigen Börsenzeit hinnehmen müssen. Dies muss dann in anderen Phasen durch andere Werte wieder ausgeglichen werden. Jedes Risiko kann man nicht vermeiden, wenn plötzliche Ereignisse auftauchen. Doch man kann einigen Risken aus dem Weg gehen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Werte, die ein hohes Risikos mit enorme Chancenn bieten. Und solch ein Wert ist meiner Meinung nach Heidelberg Pharma, den ich in den letzten Tagen hier vorstellen durfte.
Nächste Termine:
Hauptversammlung: 21.5.2019Aktuelle Firmenpräsentation:
https://heidelberg-pharma.com/files/20181119_HDP_Company-presentation_EKF-final.pdf
Anmerkung des Autors:
Für meine Recherchen habe ich hauptsächlich die Webseiten der Firmen und bekannte Webseiten für medizinische Informationen genutzt. Ich empfehle auch bei eingehenden Recherchen diese Webseiten zu nutzen, da es dort noch sehr viele Informationen gibt, die selbst in dieser sehr umfangreichen Analyse noch nicht enthalten sind.Quellen
https://investor.magentatx.com/static-files/14e4aa29-0cef-482a-90bd-10b489f03343
https://investor.magentatx.com/static-files/65df0b83-b7c7-43ac-a448-9f92df4d4a84
https://heidelberg-pharma.com/de/unternehmen/ueberblick
https://heidelberg-pharma.com/de/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30703342
https://patentscope.wipo.int/search/de/search.jsf
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03849118?term=telix&rank=1
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6197287/
https://investor.magentatx.com/static-files/b960beb0-adca-4eec-a679-8de4fb536cea
https://investor.magentatx.com/financial-information/sec-filings
https://patentscope.wipo.int/search/de/result.jsf
https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio
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Bitte beachten Sie auch unbedingt die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit Aktien der Heidelberg Pharma AG.
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Gastbeitrag: Analyse der Heidelberg Pharma AG Teil 3/4
Vor kurzem bin ich über die äußerst interessanten Beiträge des Privatanlegers Achim F. (auch bekannt unter dem Pseudonym „BICYPAPA“) zum biopharmazeutische Unternehmen Heidelberg Pharma (WKN: A11QVV) gestoßen. Dies ist der 3. Teil seiner Analyse.
In diesem dritten Teil beschreibe ich die Wirkstoffe, die HP noch aus Wilex Zeiten in seinem Portfolio hat. Teilweise hat HP diese Wirkstoffe schon auslizensiert. Hauptsächlich habe ich für die Recherche die Homepages von Telix und Heidelberg Pharma genutzt. Dort gibt es sehr ausführliche Beschreibungen zu diesen Wirkstoffen und ich empfehle die Recherche dort bei Interesse fortzuführen.
Inhaltsverzeichnis Analyse Teil 3/4
1. RENCAREX
2. MESUPRON
3. REDECTANE-TLX-250-GirentuximabHeidelberg Pharma Aktie Quelle:https://heidelberg-pharma.com Anzahl Aktien 28.133.308 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 3,260 EUR Marktkapitalisierung 91.714.584 EUR Anteile Freefloat ca. 20 %
Dietmar Hopp ca. 75 %
Anteil UCB ca. 4%Notierung Regulierter Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard 1. RENCAREX:
RENCAREX ist der Wirkstoff, den Wilex vor einigen Jahren bei Behandlung des Nierenzellkarzinoms getestet hat. Leider haben sich in dieser Versuchsanordnung die Hoffnungen nicht erfüllt. Es konnte gegenüber dem Placebo kein Vorteil bestätigt werden. Dieser Kandidat steht zur Zeit von HP zur Auslizensierung bereit. Es wurde ein Abstract zu der Studie veröffentlich die bei bestimmten Patientengruppen sehr wohl einen Vorteil erkennen lässt.
2. MESUPRON (INN: Upamostat)
MESUPRON (INN: Upamostat) ist ein Krebswirkstoff, der von Wilex bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Brustkrebs in einer 2a Studie getestet wurde. Das Wirkprinzip des MESUPRON könnte einen neuen Behandlungsansatz durch spezifische Blockierung der Metastasierung bei soliden Tumoren bilden. Mittlerweile wurde MESUPRON an LinkHealth und Redhill auslizensiert.
MESUPRON ist in Hong Kong, Taiwan und Macao an Link Health auslizensiert. Im Januar 2019 bezahlte Link Health für eine behördliche Genehmigung der chinesischen Behörden eine Meilensteinzahlung an HP. Für die Entwicklung sind 7 Millionen Euro an Milestones vereinbart. Die Umsatzbeteiligung beträgt einen mittleren einstelligen Prozentbereich, der nach Umsätzen gestaffelt ist.
Für alle anderen Gebiete der Welt wurde MESUPRON an die israelische Firma Redhill auslizensiert. Es wurde eine hohe Umsatzbeteiligung von etwa 15- 30% vereinbart. Im Oktober 2017 gewährte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA den Orphan Drug-Status für MESUPRON für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bei Redhill sind keine großen Aktivitäten bezüglich MESUPRON erkennbar, da die Firma aufgrund der finanziellen Situation derzeit andere Priotitäten setzt.
3. Redectane-Girentuximab-TLX250:
GIRENTUXIMAB ist ein Antikörper, der zusätzlich mit einem radioaktiven Teil bestückt wurde. Wilex nutzte dafür Iodine (124I). Dieser Wirkstoff sammelte sich im Krebsgewebe des Nierenkrebses an und konnte mithilfe von diagnostischen Geräten sichtbar gemacht werden. Bei der Sensitivität verpasste Wilex damals knapp den erforderlichen Wert. REDECTANE wurde im Januar 2017 an den australischen Spezialisten Telix auslizensiert. Dieser Spezialist optimiert nun den Antikörper mit einem neuen radioaktiven Teil 89 Zirconium zu 89Zr-girentuximab.
Schaubild ZR89 Girentuximab Vergleich Wilex-Telix:
Eine kleinere Bridging Studie zur Bestätigung der Verbesserung wurde von Telix durchgeführt. Nachdem diese Studie eben diese erhofften Merkmale eindrucksvoll unter Beweis stellte, startet nun weltweit in verschieden Kontinenten hintereinander die Phase 3. Die ersten Ergebnisse aus diesen Studien erwartet Telix etwa ab Q4 2019 beginnend mit Australien, dem dann die anderen Zulassungsbereiche der Reihe nach folgen. REDECTANE ist ein Wirkstoff aus der WILEX Pipeline und kann in zwei Bereichen der Diagnostik aber auch therapeutisch eingesetzt werden. Bei der Therapeutik ist der Antikörper Girentuximab etwas anders aufgebaut je nachdem welche Zielvorgaben man erfüllen möchte.
Nach der angesprochenen Optimierung des Wirkstoffes durch Telix befindet sich REDECTANE in der aktiven Phase 3 der Bilddiagnostik für die klinische Entwicklung. In der therapeutischen Anwendung befindet man sich bald in der Phase 2 und das Ende der Rekrutierung der Phase 2 wird etwa Q4 19 erwartet. Geplant sind hier drei Studien mit verschiedenen Wirkstoffen. Die TLX250-Therapie (177Lu-Girentuximab) hat bei Patienten mit fortgeschrittenem metastasierendem ccRCC ohne weitere Behandlungsmöglichkeiten ein progressionsfreies Überleben von etwa 10 Monaten gezeigt. TLX250 wird im Jahr 2019 in Kombination mit einer Immuntherapie mit weiteren Studien beginnen. Sollte die Entwicklung von (177Lu-Girentuximab) normal und positiv verlaufen folgt eine Phase 3 Studie und der Zulassungsprozess.
Telix rechnet hier mit Einnahmen von ca. 400-500 Millionen USD, falls es in dieser Anwendung zu einer Zulassung kommt. Erste Einnahmen dürften wir in der therapeutischen Anwendung etwa ab 2023 erwarten. In Japan wird ein ganz neues Verfahren der Theranostic Anwendung in Zusammenarbeit mit Nihon Medi-Physics mit Beteiligung von REDECTANE erprobt. Eine Ausdehnung auf andere Gebiete ist demnach bei einem positivem Verlauf sehr wahrscheinlich. Die Umsatzbeteiligung für HP beträgt in der therapeutischen Anwendung ca. 5%. In der diagnostischen Anwendung beträgt dieser Anteil immer 30%.
Was sind Theranostics?
Theranostics sind neue Technologien die Diagnose und Therapie miteinander verbinden, dabei werden die Wirkstoffe dementsprechend konzipiert. Telix mit seinem Partner in Japan geht dabei folgenden Weg:
Zur Bekämpfung von Krebszellen möchte man Radionukliden einsetzen. Bestimmte Antikörper, die die Krebszelle erkennen, werden dann mit solch einem radioaktiven strahlenden Teil besetzt. Als Radionuklid oder radioaktives Nuklid bezeichnet man ein Nuklid (eine Atomsorte), wenn es instabil und damit radioaktiv ist. Der Antikörper wandert zur Krebszelle und die Strahlung des radioaktiven Teils zerstört dann die Krebszelle. Theranostics von Telix sind mit 225 Ac besetzt und dies ist ein Alpha-Emitter.
Im Vergleich zu anderen Arten von Radionukliden haben Alpha-Emitter eine relativ höhere Energie, um Krebszellen zu schädigen und einen kürzeren Strahlungsbereich, um Schäden an den peripheren normalen Zellen zu minimieren. Daher wird erwartet, dass 225Ac, ein alpha-emittierendes Nuklid, ein erhebliches klinisches Potenzial für die Behandlung von Krebs mittels nuklearmedizinischer Techniken aufweist. Die Parteien werden zusammenarbeiten, um die neuartige Linker-Chemie von Nihon Medi-Physics Co., Ltd. auf die Anti-CAIX-Antikörper von Telix anzuwenden und gemeinsam Proof-of-Concept-Studien durchzuführen.
In der Bilddiagnostik befindet man sich wie oben schon angesprochen nun in Phase 3 und das Ende der Rekrutierung in Europa und Australien wird etwa Q4 19 erwartet. Danach folgt die Auswertung und der Zulassungsprozess.
Bild Umsatzprognose Telix
Die Umsatzschätzung für die diagnostische Anwendung wird mit etwa 250 Millionen USD angegeben. Neben der Anwendung bei Nierenkrebs sind nun auch neue Anwendungsgebiete verschiedener Krebsarten in der Diskussion. Es besteht eine realistische Chance, dass dann zusätzlich noch mal der gleiche Betrag langfristig für die Indikationserweiterung dazu kommen. Die sehr hohe Umsatzbeteiligung für HP beträgt hier 30% vom Nettoerlös. Und man befindet sich schon in der Phase 3. Erste Einnahmen bis zu ca. 75 Millionen USD dürften etwa ab 2021/22 nach der Zulassung erwartbar sein. Dies dürfte ein längerer Rollout der Gebiete werden, da die Beendigung und damit die Ergebnisse der Studien nacheinander erfolgen. Nach Australien und Japan folgt nun Europa und dann die USA. Langfristig dürfte eine Verdoppelung dieser Umsatzbeteiligungen möglich sein, da laufend weitere Anwendungsgebiete und neue Verfahren diskutiert und durchgeführt werden.
Im letzten Teil 4 lesen Sie das nächste Mal zu folgenden Themen:
Inhaltsverzeichnis Teil 4:
1. Besondere Merkmale der Firma
2. Bewertung der Technologiepartnerschaften
3. Bewertung der Wirkstoffe RENCAREX MESUPRON und REDECTANE
4. Bewertung der eigenen Kandidaten insbesondere HDP-101.
5. Einschätzung der Kursziele
6. Finanzen
7. Sonstiges
Nächste Termine:
Bilanz-/Analystenkonferenz: 21.3.2019
Hauptversammlung: 21.5.2019Aktuelle Firmenpräsentation:
https://heidelberg-pharma.com/files/20181119_HDP_Company-presentation_EKF-final.pdf
Anmerkung des Autors:
Für meine Recherchen habe ich hauptsächlich die Webseiten der Firmen und bekannte Webseiten für medizinische Informationen genutzt. Ich empfehle auch bei eingehenden Recherchen diese Webseiten zu nutzen, da es dort noch sehr viele Informationen gibt, die selbst in dieser sehr umfangreichen Analyse noch nicht enthalten sind.Quellen
https://investor.magentatx.com/static-files/14e4aa29-0cef-482a-90bd-10b489f03343
https://investor.magentatx.com/static-files/65df0b83-b7c7-43ac-a448-9f92df4d4a84
https://heidelberg-pharma.com/de/unternehmen/ueberblick
https://heidelberg-pharma.com/de/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30703342
https://patentscope.wipo.int/search/de/search.jsf
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03849118?term=telix&rank=1
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6197287/
https://investor.magentatx.com/static-files/b960beb0-adca-4eec-a679-8de4fb536cea
https://investor.magentatx.com/financial-information/sec-filings
https://patentscope.wipo.int/search/de/result.jsf
https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio
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Gastbeitrag: Analyse der Heidelberg Pharma AG Teil 2/4
Vor kurzem bin ich über die äußerst interessanten Beiträge des Privatanlegers Achim F. (auch bekannt unter dem Pseudonym „BICYPAPA“) zum biopharmazeutische Unternehmen Heidelberg Pharma (WKN: A11QVV) gestoßen. Nach der Premiere letzte Woche folgt hier nun der 2. Teil seiner Analyse.
Die 1997, damals von einem Team von Ärzten und Krebsforschern unter dem Namen WILEX Biotechnology GmbH, gegründete Heidelberg Pharma AG ist ein auf Onkologie spezialisiertes biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Ladenburg. Dabei konzentriert man sich speziell auf die ADC (genauer gesagt Antibody-targeted Amanitin-Konjugate, “ATACs”) Werkstoffentwicklung die neue Möglichkeiten in der Behandlung von Tumoren ermöglichen soll.
Inhaltsverzeichnis Analyse Teil 2/4
1. ATAC Partnerschaft mit Takeda
2. ATAC Partnerschaft mit Magenta Therapeutics
3.Zusammenarbeit mit Mabvax, Nordic Nanovector und Advanced Proteome TherapeuticsHeidelberg Pharma Aktie Quelle:https://heidelberg-pharma.com Anzahl Aktien 28.133.308 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 3,260 EUR Marktkapitalisierung 91.714.584 EUR Anteile Freefloat ca. 20 %
Dietmar Hopp ca. 75 %
Anteil UCB ca. 4%Notierung Regulierter Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard 1. ATAC Partnerschaft mit Takeda:
Im Juni 2017 schließt Heidelberg Pharma eine erste ATAC Partnerschaft ab. Der Partner ist die Weltfirma Takeda. Die Vereinbarung sieht die Erforschung von 3 Kandidaten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (Antibody Drug Conjugates – ADCs) mit dem Wirkstoff Amanitin vor. Es wurde ein Optionsmodell gewählt, bei der bei einer Bestätigung pro Entwicklungskandidat eine Zahlung von bis zu 113 Millionen USD fällig wird, die über die Gesamtdauer der Entwicklung an vorher vereinbarten Punkten gezahlt wird. Nach einer eventuellen positiven Entwicklung sind Umsatzbeteiligungen vorgesehen.
Das sind die offiziellen Verlautbarungen zu diesem Abkommen. Die restlichen Rahmenbedingungen erscheinen wenig durchschaubar, so dringen so gut wie keine Hinweis nach außen. Weder von Takeda noch von Heidelberg Pharma wurden weitere Einzelheiten in der Öffentlichkeit lanciert. Takeda hingegen hat aus strategischen Gründen vor einigen Wochen die Firma Shire übernommen, um damit weitere Synergien zu heben. Aus diesen Gründen befindet man sich derzeit in einer Umstrukturierungsphase. Geschäftsfelder müssen neu geordnet und bewertet werden.Seit dem Abschluss der Vereinbarung mit HP sind nun etwa 18 Monate vergangen. Ich rechne damit, dass hier bald die Entscheidungsprozesse zu einem Wirkstoff anstehen. Dieser Zeitrahmen wurde in einem Interview angedeutet. Nach den abgeschlossenen Umstrukturierungen bei Takeda gehe ich dann auch von einer Entscheidung zu mindestens einer Option aus.
Die Aktie der Heidelberg Pharma AG auf Sicht von 5 Jahren
2. ATAC Partnerschaft Magenta Therapeutics:
Im März 2018 folgte die zweite große Partnerschaft für die ATAC Technologie. Es handelt sich dabei um Magenta Therapeutics. Diesmal werden bis zu 4 Zielmoleküle als Vorgabe genannt. Die Gesamtsumme für die Bearbeitung der 4 Wirkstoffe beträgt 334 Millionen USD. Bei erfolgreicher Zulassung werden dann noch Umsatzbeteiligungen fällig. Pro Kandidat beträgt die Gebühr 83,5 Millionen USD. Auch hier wird das Optionsmodell gewählt bei der die vereinbarte Summe über die Gesamtdauer der Entwicklung an vorher vereinbarten Punkten gezahlt wird. Bereits im Oktober 2018 bestätigt Magenta die erste Option.
Magenta Therapeutics ist eine junge Firma, die angetreten ist die Behandlung von Knochenmarktransplantationen zu revolutionieren. Aber wie verläuft die Behandlung bisher? Aktuell werden ie erkrankten Zellen im Knochenmark durch eine Chemotherapie zerstört, wobei dabei auch das gesamte Knochenmark weitestgehend zerstört wird. Dieses Verfahren ist sehr belastend für die Patienten und kommt wohl auch nicht für alle Patienten in Frage.
Und genau hierfür bietet sich nun die ATAC Technologie mit ihren ADC Wirkstoffen an. Diese haben zum Ziel, ganz gezielt nur die erkrankten Krebszellen zu zerstören. Je nach Erkrankung werden dabei verschiedene Rezeptoren angesprochen. Diese Verfahren nennt man die Vorbereitung für die Transplantation, bei der dann wieder gesunde Zellen eingepflanzt werden. Für die Vorbereitung eben dieser Transplantation hat Magenta 3 verschiedene Kandidaten, die je nach Erkrankung zur Anwendung kommen sollen. Es handelt sich dabei um die Wirkstoffe mit der eigenen Bezeichnung C100, C200, und C300. Bei jedem dieser Wirkstoffe wird dabei ein besonderes Merkmal adressiert.Für den C200 Wirkstoff hat Magenta bereits die Option ausgeübt. Dabei legt die Firma bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben ein enormes Tempo vor, sodass man schon im nächsten Jahr den Übergang in die klinische Phase erwartet. Etwas zeitversetzt sollen dann die anderen Kandidaten folgen.
In neueren Präsentationen von Magenta Therapeutics wird bereits über die weitere Entwicklung von C100 gesprochen. Somit ist es dann nur eine Frage der Zeit, bis hier die nächste Option gezogen wird.
Zur Detailanalyse empfehlen sich die Präsentationen von Magenta zu C100 und C200.Der vierte Kandidat sollte eigentlich geheim sein. Doch es ist gut möglich, dass es sich hier um den Kandidaten G100 handeln könnte. Die Vermutung nährt sich durch eine Patentveröffentlichung, bei der bei diesem Kandidaten eine Amanitinbesetzung des Antikörpers in Frage kommen kann. Außerdem handelt es sich dabei nach Magenta Aussagen um einen ADC Kandidaten. Nähere Einzelheiten sind in Jahressicht hierzu zu erfahren, da sich alle Projekte sowieso in der Bearbeitung befinden
Schaubild Magenta Entwicklung C100 und C200:
Der Eintritt in die klinische Erprobung des ersten Kandidaten soll demnach schon nächstes Jahr stattfinden. Anschließend sollen die restlichen Kandidaten folgen, falls sie sich diese als tauglich erweisen.
C100:
Gleich vier Kandidaten sind für die klinische Entwicklung schon im Jahr 2020 vorgesehen. Darunter auch in der Indikation Multiple Sklerose. Allein in der Indikation Multiple Sklerose gibt es alleine in Europa und USA etwa 1 Million betroffene Patienten.
Das erste Konditionierungsprogramm in dem Magenta Portfolio ist C100, unter dem Magenta ADCs entwickelt, die spezifisch die Wirts-HSCs und Immunzellen abbauen. Im Rahmen des C100-Programms ist CD45 das Hauptziel, ein wichtiges Zelloberflächenmolekül, das im gesamten hämatopoetischen und Immunsystem verbreitet ist. Magenta plant, C100 für Patienten mit Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose und Sklerodermie sowie Patienten mit Leukämie und Lymphomen zu entwickeln. Magenta plant, im Jahr 2019 einen Entwicklungskandidaten in unserem C100-Programm zu deklarieren und dann in die Erprobung eines neuen Arzneimittels (IND) zu wechseln, um Studien für 2020 zu ermöglichen.C200:
Auch der Kandidat C200 soll gleich in mehreren Indikation für die klinische Entwicklung geplant sein.
Das am weitesten fortgeschrittene Konditionierungsprogramm C200 wurde entwickelt, um gezielt HSCs und krankheitsverursachende Zellen abzubauen. Der führende ADC-Produktkandidat zielt auf CD117, auch bekannt als c-Kit, das in HSCs und Leukämiezellen stark exprimiert wird. Dies macht es zu einem idealen Ziel für die Konditionierung bei einer Vielzahl von Krankheiten. Dies schließt Blutkrebs sowie Hämoglobinopathien wie Sichelzellkrankheit und Beta-Thalassämie ein, mit potenzieller Anwendbarkeit sowohl bei der Stammzelltransplantation als auch bei der Stammzell-Gentherapie. Magenta hat einen Entwicklungskandidaten in dem C200-Programm erklärt und ist zu IND-fähigen Studien übergegangen. Magenta plant, das IND für dieses Programm im Jahr 2020 einzureichen.C300:
Das dritte ADC-basiertes Konditionierungsprogramm C300 zielt auf T-Zellen, eine Art Immunzelle. T-Zell-Depletion wird derzeit mit hochtoxischen, unspezifischen Medikamenten durchgeführt, die zu Immunschwäche, Infektionen und anderen Komplikationen einschließlich sekundärer Autoimmunreaktionen führen können. Magenta verfolgt Ziele, die auf den Oberflächen von T-Zellen ausgedrückt werden, mit dem Ziel, vor der CAR-T-Therapie bei Blutkrebs, der Verhinderung der Stammzellabstoßung vor der allogenen Stammzellentransplantation oder der Erreichung von Tumorzellen eine sichere und optimierte zielgerichtete Konditionierungsmethode durch T-Zell-Depletion anzubieten Immunsystem vor autologer Stammzelltransplantation bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen zurückgesetzt.
Magenta versucht wohl C100 und C200 gleich in mehreren Indikationen auf den Markt zu bringen. Die Breite der Pipeline ist bei Magenta die positive Überraschung. Neben einigen „kleineren“ Indikationen dann aber auch Multiple Sklerose mit über 1 Million Betroffene Patienten allein in USA und Europa. Das wurde bisher so in dieser Dimension nicht antizipiert. Soweit ich das richtig im Kopf habe wurde hier mit Magenta eine mittlere einstellige Umsatzbeteiligung vereinbart also ca. 5% in einer Multimilliarden Indikation. Das sind dann keine kleinen Kleckerbeträge mehr für HP. Vielleicht gibt es hier ja auch beschleunigte Zulassungsbedingungen, wenn sie so erfolgreich werden sollten wie es die vorklinischen Daten andeuten.
Ich kann bei dieser Präsentation die Thematik nur oberflächlich ansprechen. Fachinformationen zu diesem Thema könnt ihr aber dem folgenden Link entnehmen. Diese Präsentation aus einer Nature Veröffentlichung beschreibt Sinn und Zweck und Chancen des Kandidaten C200. Absolut lesenswert für alle, die sich mit dem Thema Knochenmarktransplantation mit dem Magenta Verfahren beschäftigen.
Kooperationen und Zusammenarbeit:
1. Mabvax und Nordic Nanovector
2. Advanced Proteome TherapeuticsZusammenarbeit mit Mabvax und Nordic Nanovector
In den letzten Jahren ist Heidelberg Pharma zwei Kooperationen mit den Firmen Mabvax und Nordic Nanovector eingegangen. Dabei sollten die Ausgaben und Entwicklung partnerschaftlich geteilt werden. Leider liegen hierzu keine neuen Meldungen vor. Beide Firmen beschäftigen sich im Augenblick mehr mit strukturellen Fragen. Die Kooperation werden zwar in der eigenen Pipeline als vorklinische Wirkstoffe aufgeführt doch es bewegt sich derzeit nicht so viel. So ist zumindest mein persönlicher Eindruck. Hier gilt es nun einfach den Erfolg der beiden Firmen und ihre Bemühung abwarten, um die eigenen Probleme zu lösen. Sollten Aktivitäten erkennbar werden, werde ich hier mit einem Update reagieren. Ansonsten warte ich hier auf weitere Meldung zum Status von Heidelberg Pharma.
Zusammenarbeit mit Advanced Proteome Therapeutics:
Seit einiger Zeit gibt es eine Zusammenarbeit mit dieser Firma, um einige Wirkstoffe zu optimieren. Leider ist am Jahresende der CEO dieser Firma gestorben und erst vor wenigen Tagen hat der Sohn die Geschäfte übernommen. Auch hier gilt es die Informationen von HP zum Sachverhalt abzuwarten. Von Zeit zu Zeit veröffentlicht Advanced Proteome Therapeutics enorm positive Ergebnisse von den Wirkstoffen. Bis zur finalen Klärung der Sachlage mit neuem Firmenleiter warte ich mit weiteren Aussagen ab, bis HP dies mit Meldungen unterfüttert.
In Teil 3 der Analyse lesen Sie das nächste Mal zu Wirkstoffen, die Heidelberg Pharma im eigenen Portfolio hat und teilweise auslizensiert sind.
Inhaltsverzeichnis Teil 3:
1. RENCAREX
2. MESUPRON
3. REDECTANE-TLX-250-GirentuximabNächste Termine:
Bilanz-/Analystenkonferenz: 21.3.2019
Hauptversammlung: 21.5.2019Aktuelle Firmenpräsentation:
https://heidelberg-pharma.com/files/20181119_HDP_Company-presentation_EKF-final.pdf
Anmerkung des Autors:
Für meine Recherchen habe ich hauptsächlich die Webseiten der Firmen und bekannte Webseiten für medizinische Informationen genutzt. Ich empfehle auch bei eingehenden Recherchen diese Webseiten zu nutzen, da es dort noch sehr viele Informationen gibt, die selbst in dieser sehr umfangreichen Analyse noch nicht enthalten sind.Quellen
https://investor.magentatx.com/static-files/14e4aa29-0cef-482a-90bd-10b489f03343
https://investor.magentatx.com/static-files/65df0b83-b7c7-43ac-a448-9f92df4d4a84
https://heidelberg-pharma.com/de/unternehmen/ueberblick
https://heidelberg-pharma.com/de/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30703342
https://patentscope.wipo.int/search/de/search.jsf
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03849118?term=telix&rank=1
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6197287/
https://investor.magentatx.com/static-files/b960beb0-adca-4eec-a679-8de4fb536cea
https://investor.magentatx.com/financial-information/sec-filings
https://patentscope.wipo.int/search/de/result.jsf
https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio
http://www.bloodjournal.org/content/132/Suppl_1/593?sso-checked=true
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Bitte beachten Sie auch unbedingt die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit Aktien der Heidelberg Pharma AG.
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Wochenupdate Musterportfolio KW 11-2019
In der letzten Woche legte das Portfolio um +1,71% zu. Für das Gesamtjahr 2019 beläuft sich die Performance auf +14,33%. Einige Nebenwerte konnten dabei mit guten Nachrichten punkten.
Was war
So verkündete unter anderem die S&T AG eine Reihe von neuen Aufträgen und zudem die Vertragsverlängerung des CEO Hannes Niederhauser.
Des weitern konnte die Aurelius SE interessante Neuigkeiten präsentieren, so stehen für dieses Jahr, nach Aussagen des Unternehmens, einige „lukrative Verkäufe“ bevor.Eine zweite Beteiligungsgesellschaft, die MBB SE, gab einen Aktienrückkauf von bis zu 10 % des Grundkapitals bekannt, was dem Kurs zu einem Sprung verhalf.
Zu guter letzt konnte der im baden-württembergischen Pliezhausen ansässige IT-Dienstleister Datagroup SE eine Anhebung der Dividende um 33 % von von 45 auf 60 Cent je Anteilsschein und in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere gewonnene Großaufträge bekannt geben. Der vollständige Artikel zu den Entwicklungen bei den Nebenwerten findet sich hier.
Übersicht Performance Musterportfolio
Das Musterportfolio liegt auf Jahressicht deutlich vor den großen Indizes (MSCI World, Dax, S&P 500) und hinter dem M-Dax. In der letzten Woche wurde die Performance durch die Verluste von Wirecard eingetrübt.
Käufe und Verkäufe
In der vergangenen Woche wurden weder Käufe noch Verkäufe getätigt.
Was kommt
Nächste Woche stehen eine Reihe von Bilanzpressekonferenzen an. Persönlich finde ich besonders folgende Termine interessant:
19.03.2019:
Viscom, WashTec,Leoni, Porsche Automobil Holding VZ
20.03.2019:
Jungheinrich VZ, BMW, Zooplus, Fuchs Petrolub
21.03.2019:
Basler,Koenig & Bauer, Heidelberg Pharma, Patrizia Immobilien, Corestate Capital Holding
Allen Lesern wünsche ich einen erfolgreichen Start in die kommende Woche!
Quellen:
http://www.snt.at/investor_relations/94385.de.php
https://www.mbb.com/fileadmin/templates/downloads/ad-hoc/190313-MBB-Adhoc-Aktienrueckkauf-DE.pdf
https://www.datagroup.de/tag/investor-relations/
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Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit Aktien die im Musterportfolio aufgeführt sind.
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Gastbeitrag: Analyse der Heidelberg Pharma AG Teil 1/4
Vor kurzem bin ich über die äußerst interessanten Beiträge des Privatanlegers Achim F. (auch bekannt unter dem Pseudonym „BICYPAPA“) zum biopharmazeutische Unternehmen Heidelberg Pharma (WKN: A11QVV) gestoßen. Nachdem ich den Kontakt zu Achim herstellen konnte und er zugestimmt hat die Beiträge einer größeren Öffentlichkeit zu teilen, freue mich nun diese in 4 Teilen zur Verfügung stellen zu können.
Die 1997, damals von einem Team von Ärzten und Krebsforschern unter dem Namen WILEX Biotechnology GmbH, gegründete Heidelberg Pharma AG ist ein auf Onkologie spezialisiertes biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Ladenburg. Dabei konzentriert man sich speziell auf die ADC (genauer gesagt Antibody-targeted Amanitin-Konjugate, „ATACs“) Werkstoffentwicklung die neue Möglichkeiten in der Behandlung von Tumoren ermöglichen soll.
Da im Bereich der Biotechnologie hohes Fachwissen erforderlich ist freue ich mich an dieser Stelle über den Input von Achim. Als Transparenzhinweis sei an dieser Stelle erwähnt, dass dies seine persönliche Analyse ist und er keine Verbindung zu Heidelberg Pharma unterhält. Und nun viel Spaß beim Lesen.Heidelberg Pharma Aktie Quelle:https://heidelberg-pharma.com Anzahl Aktien 28.133.308 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 3,260 EUR Marktkapitalisierung 91.714.584 EUR Anteile Freefloat ca. 20 %
Dietmar Hopp ca. 75 %
Anteil UCB ca. 4%Notierung Regulierter Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard Inhaltsverzeichnis Analyse Teil 1/4
1. Was ist ATAC-ADC Amanitin ?
2. Die eigene Pipeline mit dem Hauptentwicklungskandidaten HDP-101
3. Der TP53 Biomarker und Zusammenarbeit mit dem MD Anderson Cancer Center1.Was ist ATAC-ADC-Amanitin ?
Die Heidelberg Pharma AG entwickelt das Gift des Knollenblätterpilzes Amanitin zu einem toxischen Wirkstoff gegen Krebszellen. Als Börsianer ist man ja immer auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen einer Firma, die dann letztendlich den Erfolg dieser Firma ausmachen. Herkömmliche Krebswirkstoffe bekämpfen in der Regel die sich schnell teilenden Zellen und versuchen so das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Mit dem ATAC Ansatz Antibody Targeted Amanitin Conjugates scheint Heidelberg Pharma dieses Alleinstellungsmerkmal gelungen.
Während nach einer gewissen Zeit bei den anderen Behandlungsansätzen die Metastasierung und Wiedererkrankung weiter fortschreitet, bekämpft Amanitin auch die ruhenden Krebszellen, die bei der Wiedererkrankung eine große Rolle spielen können. Amanitin soll somit auch gegen die ruhenden und sich teilenden Krebszellen wirken. Es besitzt demnach die Fähigkeit Resistenzen zu durchbrechen. Bisher konnte HP in vivo und in vitro diese Eigenschaften mit großem Erfolg unter Beweis stellen. An dieser Stelle möchte ich kurz den ADC Wirkstoff erklären. Hierzu muss man wissen, dass es einen Antikörper gibt bei dem mit einem Linker der Amanitinwirkstoff verbunden ist. Dieser ADC Antikörper in Kombination mit dem Amanitin wandert zu der Krebszelle, die er anhand gewisser Merkmale erkennt. Er schleust sich ferner in die Zelle ein und lädt den Giftstoff Amanitin dabei in dieser Zelle ab, die dann durch den besonderen Wirkmechanismus die Krebszelle zerstört. Die soll, wie eingangs erwähnt, auch bei sich teilenden aber auch bei ruhenden Krebszellen geschehen. Damit erklärt sich das besondere Alleinstellungsmerkmal bei den ATAC Wirkstoffen.
Die Aktie der Heidelberg Pharma AG auf Sicht von 5 Jahren
2. Eigene Pipeline mit dem Hauptentwicklungskandidaten ATAC HDP-101:
Heidelberg Pharma entwickelt in Eigenregie die Pipeline, wie sie oben im Schaubild angegeben ist. Hauptkandidat dabei ist aber HDP-101, die auch am weitesten in der Entwicklung sind. HDP-101 soll beim Multiplem Myelom zur Behandlung eingesetzt werden. Das Multiple Myelom ist ein bösartiger Tumor im Knochenmark mit über 70.000 tödlichen Verläufen jährlich. Nach der Implementierung der Anlage zur industriellen Produktion von Amanitin, hat HP im Dezember toxische Tierstudien gestartet. Die Ergebnisse dürften demnach bald vorliegen. Sie bilden die Basis für die Zulassung der klinischen Studien in Europa aber auch in den USA. Vorbereitende Gespräche mit den Zulassungsbehörden wurden schon geführt. Nach Studienstart dürften wir etwa gut in einem Jahr die ersten Ergebnisse erwarten. Nach meinem jetzigen Kenntnisstand sollte diese als 1b/2a konzipierte Studie noch Ende diesen Jahres starten können. Vielleicht noch einige Worte zur Konkurrenz. Auf diesem Gebiet tummeln sich etwa 10 Entwickler um diesen tödlichen Tumor zu bekämpfen Viele befinden sich schon in frühen klinischen Phasen.
Der hart umkämpfte Markt wundert dabei nicht, da es sich um eine Indikation handelt, die Einnahmen jenseits der Milliardengrenze verspricht. Was hier so positiv für HP aussieht ist das Alleinstellungsmerkmal, das ich am Anfang genannt habe. Nämlich die Bekämpfung von ruhenden und sich schnell teilenden Zellen. Dies könnte sich noch als riesiger Vorteil erweisen. Natürlich muss dieser Nachweis noch in diesen klinischen Studien erbracht werden. Mit den zuständigen Zulassungsbehörden wurden die erforderlichen Gespräche aufgenommen und Heidelberg Pharma plant in Q4 diesen Jahres diese klinische Studie zu starten. Weiterhin hat Heidelberg Pharma die Versuchsreihen mit dem PSMA ATAC gegen Prostatakrebs und mit dem CD19-ATAC gegen verschiedene hämatologische Tumore vorangetrieben. Priorität in der Entwicklung hat allerdings der Kandidat HDP-101. Eine Besonderheit scheint noch folgender Aspekt zu sein: die Wirksamkeit von Amanitin beim Multiplen Myelom, die das Merkmal „17p Deletion: Loss of TP53/POL2RA on chromosome 17“ aufweisen. In einer vielbeachteten Präsentation wurde dieser Vortrag auf einer Fachkonferenz durch das University of Texas MD Anderson Cancer Center gehalten. Demnach weist Amanitin gegen diese Patientengruppe eine 10 mal höhere Wirksamkeit auf. Hierfür entwickelt HP auch einen Biomarker, um diese Patientengruppen zu bestimmen. Diesem TP53 Biomarker werde ich gleich noch ein gesondertes Kapitel widmen.
3. Zusammenarbeit mit Universität von Texas MD Anderson Cancer Center und Prognostischer Biomarker p 53 / RNA Polymerase: II:
Neben den bekannten Kooperationen arbeitet Heidelberg Pharma noch weltweit mit vielen wichtigen Instituten zusammen. Eine der wichtigsten Partner ist hier wohl das MD Anderson Cancer Center. Diese Zusammenarbeit gipfelt im März letzten Jahres in einer Lizenznahme der Patentrechte für die Diagnose und Behandlung ausgewählter Patientengruppen mit sogenannter RNA Polymerase II-Deletion, auf Basis von gemeinsam mit Heidelberg Pharma generierten Daten. Worum es hier geht wird im nächsten Abschnitt beschrieben.
Die Aktie der Heidelberg Pharma AG auf Sicht von 1 Jahr
Forschungsgruppen von MD Anderson und Heidelberg Pharma demonstrierten in präklinischen Studien die außergewöhnlich hohe Wirksamkeit von ATAC-Therapeutika in der Behandlung einer Darmkrebs-Subpopulation, die Veränderungen im Status des Tumorsuppressorgens TP53 aufweist. Dieses Gen hat die Aufgabe, die Tumorbildung in gesunden Zellen zu unterdrücken. Krebszellen verändern ihr Erbgut so, dass diese Schutzfunktion nicht mehr voll ausgeübt werden kann. In der Forschungskooperation konnte gezeigt werden, dass diese Erbgutveränderung (sog. Hemizygotie) gleichzeitig zu einer deutlich höheren Wirksamkeit der ATACs führt, da in den Krebszellen das Gen des Zielmoleküls des Amanitins (POLR2A, RNA Polymerase II) ebenfalls durch diese Genveränderung verändert wird.
Der hemizygote Genstatus von TP53 und POLR2A führt zur verringerten RNA Polymerase II mRNA- und Proteinspiegeln in Tumorzellen und dadurch zu einer signifikant höheren Sensitivität dieser Krebszellen gegenüber ATACs (1). In präklinischen In-vitro- und In-vivo-Studien zeigten ATACs eine etwa zehnfach höhere Antitumoraktivität bei Tumoren mit hemizygotem POLR2A Status im Vergleich zu Tumoren mit homozygotem Status. Weitere Daten weisen darauf hin, dass solche genetischen Veränderungen auch bei anderen Tumorarten vorliegen. Die auf Amanitin basierenden ATACs stellen somit eine vielversprechende therapeutische Strategie für Patienten dar, die an hochresistenten Tumorerkrankungen leiden. In der klinischen Anwendung könnte die Patientenselektion auf Basis des TP53 und POLR2A Genstatus das therapeutische Fenster erweitern und so eine hohe Wirksamkeit bei gleichzeitiger Verringerung der Nebenwirkungen ermöglichen. Nach Ansicht von Heidelberg Pharma wäre das der erste personalisierte Ansatz für ein ADC.
Entwicklung eines Biomarkers für ATACS der TP53 Deletion:
Aufgrund dieser Erkenntnisse die oben beschrieben sind, entwickelt Heidelberg Pharma nun einen Biomarker, um eben diese Patientengruppen zu erfassen. Es vergeht kaum eine Woche, dass hier zu diesem Thema nicht eine Veröffentlichungen in den Fachorganen verbreitet wird. Das Betätigungsfeld für diese Gruppe der Krebserkrankten scheint riesig. Für diese Patientengruppen gibt es eine ganz schlechte Prognose. Und in dieses Betätigungsfeld stößt jetzt Heidelberg Pharma mit seiner chancenreichen ATAC Technologie. Auf der ASH Tagung Ende letzten Jahres wird ein vielbeachteter Vortrag durch das MD Anderson Cancer Center gehalten mit dem Titel: „HDP101, a Novel B-Cell Maturation Antigen (BCMA)-Targeted Antibody Conjugated to α-Amanitin, Is Active Against Myeloma with Preferential Efficacy Against Pre-Clinical Models of Deletion 17p“. Den gesamten Abstract mit Hintergrund findet ihr unter folgendem Link.
An dieser Stelle muss ich noch mal ein wenig ausholen. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Medikamentes zwischen 8 und 10 Jahre. Wenn man die vorklinische Phase dazurechnet noch erheblich länger. Ich habe jetzt beschrieben, dass Heidelberg Pharma mit dem diagnostischen Biomarker und seiner gezeigten Überlegenheit mit den ATAC Wirkstoffen eine riesige Chance für diese Patientengruppe darstellt. Heidelberg Pharma verspricht sich für diese Entwicklung gleich einen Sonderstatus in mehreren Bereichen. Eine „Breakthrough“ Therapie für besonders erfolgversprechende neue innovative Medikamente. Und einen „Fast Track“ Status für seltene Erkrankungen. Das würde die Entwicklungszeit dieser Kandidaten enorm verkürzen. Rechnet man bei einer normalen Entwicklung etwa mit 10 Jahren, sind bei diesen Verfahren etwa 4-6 Jahre eine realistische Größe.
In Teil 2 der Analyse lesen Sie das nächste Mal zu Kooperation und weiteren Partnerschaften der Heidelberg Pharma.
Inhaltsverzeichnis Teil 2:
1. ATAC Partnerschaft mit Takeda
2. ATAC Partnerschaft mit Magenta Therapeutics
3. Zusammenarbeit mit Mabvax, Nordic Nanovector und Advanced Proteome Therapeutics
Nächste Termine:
Bilanz-/Analystenkonferenz: 21.3.2019
Hauptversammlung: 21.5.2019Aktuelle Firmenpräsentation:
https://heidelberg-pharma.com/files/20181119_HDP_Company-presentation_EKF-final.pdf
Anmerkung des Autors:
Für meine Recherchen habe ich hauptsächlich die Webseiten der Firmen und bekannte Webseiten für medizinische Informationen genutzt. Ich empfehle auch bei eingehenden Recherchen diese Webseiten zu nutzen, da es dort noch sehr viele Informationen gibt, die selbst in dieser sehr umfangreichen Analyse noch nicht enthalten sind.Quellen
(1) https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio, Prognostischer Biomarker p53
https://heidelberg-pharma.com/de/unternehmen/ueberblick
https://heidelberg-pharma.com/de/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30703342
https://patentscope.wipo.int/search/de/search.jsf
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03849118?term=telix&rank=1
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6197287/
https://investor.magentatx.com/static-files/b960beb0-adca-4eec-a679-8de4fb536cea
https://investor.magentatx.com/financial-information/sec-filings
https://patentscope.wipo.int/search/de/result.jsf
https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio
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Erklärung gemäß § 34b Abs. 1 WpHG und MAR sowie Delegierter Verordnung (EU) Nr. 2016/958 („DelVO“) Bewertung Die Bewertung, die der Anlageempfehlung für das hier analysierte Unternehmen zugrunde liegt, stützt sich auf allgemein anerkannte und weit verbreitete Methoden der fundamentalen Analyse, wie z.B. Discounted Cash Flow (DCF)-Modell, Terminal Multiple Bewertung, Peer-Gruppen-Vergleich, „Sum of the parts“ Modell oder ein ähnliche, häufige und weit verbreitete fundementale Bewertungsmethode. Das Ergebnis dieser fundamentalen Bewertung wird als Basis der Empfehlung benutzt, obwohl es auch von der Einschätzung des Analysten bezüglich möglichen Industrieveränderungen, alternativen möglichen Zukünfte, Unternehmensstrategienergebnisse, Wettbewerbsdruck, usw. angepasst. Die letztendliche Meinung des Analysten sollte nicht als einzigen Punkt von Modell betrachtet, sondern eher die überlegt am wahrscheinlichsten Ergebniss der vielen möglichen zukünftigen Auswirkungen. Unabhängig von der verwendeten Bewertungsmethode besteht das Risiko, dass das Investitionsergebnis nicht erreicht wird, z.B. aufgrund unvorhergesehener Veränderungen der Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens, Änderungen des Managements, der Technologie, der konjunkturellen Entwicklung, der Zinsentwicklung, der operativen und/oder Materialkosten, des Wettbewerbsdrucks, des Aufsichtsrechts, des Wechselkurses, der Besteuerung, usw. Bei Anlagen in ausländischen Märkten und Instrumenten gibt es weitere Risiken, etwa aufgrund von Wechselkursänderungen oder Änderungen der politischen und sozialen Bedingungen. Diese Analyse reflektiert die Meinung des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt ihrer Erstellung. Eine Änderung der der Bewertung zugrundeliegenden fundamentalen Faktoren kann nachträglich dazu führen, dass die Bewertung nicht mehr zutreffend ist. Ob und in welchem zeitlichen Abstand eine Aktualisierung dieser Ausarbeitung erfolgt, ist vorab nicht festgelegt worden.
Transparenzhinweis, Haftungsausschluss und Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Die veröffentlichten Artikel, Analysen, Daten, Tools und Prognosen sind mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erstellt. Die Quellen wurden als als vertrauenswürdig erachtet. Der Autor und sämtliche Gastautoren haben die Beiträge und diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können aber die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität, Erhaltung und Erreichbarkeit der angegebenen Daten sowie die Erreichbarkeit der angegebenen Quellen nicht garantieren. Eine Garantie, Gewährleistung oder Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung gestellten Inhalte und Informationen kann nicht übernommen werden.
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Sollten Sie sich die auf dieser Seite angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln Sie eigenverantwortlich auf eigenes Risiko. Bitte beachten Sie, dass Wertpapiere grundsätzlich mit Risiko verbunden sind und im Wert schwanken können. Auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die Dividende eines Unternehmens ist nicht garantiert, kann gekürzt oder ganz gestrichen werden.
Bitte beachten Sie auch unbedingt die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit Aktien der Heidelberg Pharma AG.
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Die Nebenwerte Aurelius, S&T, MBB und Datagroup punkten mit guten Nachrichten
Die an dieser Stelle bereits vorgestellten Unternehmen S&T AG (WKN:A0X9EJ), Aurelius SE (WKN:A0JK2A), MBB SE (WKN:A0ETBQ) und Datagroup SE (WKN:A0JC8S) lieferten diese Woche eine Reihe guter Nachrichten. Grund genug sich die neuesten Entwicklungen rund um die Unternehmen einmal genauer anzusehen.
S&T AG
Den Auftakt machte die, an dieser Stelle bereits vorgestellte S&T,am Montag. Im Rahmen einer Pressemitteilung konnten die Linzer insgesamt drei neue (Groß-)Aufträge vermelden:
Ein dem Segment „IoT Solutions – America“ zurechenbarer Vertrag wurde mit einer der größten chinesischen Airlines über 18 Mio. USD geschlossen. Der Bereich IoT ist dabei der margenstärkste Bereich der S&T und in Anbetracht der Zukunftsträchtigkeit langfristig betrachtet auch der wichtigste. Zudem gelang es über die Tochtergesellschaft Kontron neue Projekte im Bereich des autonomen Fahrens an Land zu ziehen (Volumen knapp 5 Mio. USD). Im Segment „IoT – Europe“ konnte als dritter Auftrag zudem eine Übereinkunft mit dem Energieversorger LINZ AG geschlossen werden. Hier war die Tochter S&T Smart Energy GmbH mit einem Abschluss mit einem Volumen über rund 10 Mio. EUR erfolgreich.
Die S&T Aktie auf Sicht von 3 Monaten
Darüberhinaus konnte ebenso die Verlängerung mit CEO und Macher, Hannes Niederhauser, verkündet werden. Der neue Vertrag läuft dabei aber vorerst nur bis 30.06.2020.
Meine persönliche Einschätzung:
Erfreulich ist zu sehen, wie positiv sich die Auftragseingänge der Österreicher entwickeln. Dabei ist zwar das Volumen der Aufträge (insg. ca. 30 Mio. EUR) nicht übermäßig groß, interessant sind vielmehr die Geschäftsbereiche (IoT und Autonomes Fahren). Mit der fixen Personalie des CEO Herrn Niederhauser können die Langfristziele mit der Aufnahme in den M-Dax und einer Umsatzverdoppelung bis 2023 in Angriff genommen werden. Der Kauf ins Musterdepot zum Durchschnittskurs von 17,73€ scheint sich bisher als richtig zu erweisen. Interessant wird am 28. März 2019 die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2018 und dabei insbesondere der Ausblick auf 2019.
Aurelius SE
Auch der Beteiligungsspezialist aus Grünwald konnte in dieser Woche mit Neuigkeiten aufwarten. So wurden die Konzernzahlen für 2018 präsentiert und eine Basisdividende von 1,50 EUR vorgeschlagen. Dabei gilt diese in der Höhe als vorläufig und kann durch mögliche Exit Erlöse weiter ansteigen (Partizipationsdividende). Dieses Szenario erscheint mir persönlich als sehr wahrscheinlich, wurde doch u.a. im Dezember 2017 von Seiten des Konzerns mitgeteilt, dass „die positiven Ergebnisse aus den erfolgreichen Exits dieses Jahres gestreckt über mehrere Jahre ausgeschüttet werden“. Dadurch solle sichergestellt werden, „dass in 2018 und auch den Folgejahren nachhaltig attraktive Partizipationsdividenden ausgeschüttet werden können.“ Ein möglicher Verkauf der Beiteiligung Solidus könnte dabei nach meinen eingenen Schätzungen zwischen 300 und 480 Mio. EUR einbringen.
In 2018 wurden insgesamt zwölf Unternehmen zugekauft. Interessant an der offiziellen Pressemeldung war zudem die Mitteilung, dass sich in 2018 eine „Vielzahl von Konzernunternehmen zur Marktreife entwickelt haben und somit im laufenden „mehrere lukrative Verkäufe zu erwarten sind“.
Die Aurelius Aktie auf Sicht von 3 Monaten
Meine persönliche Einschätzung:
Die Wortwahl der Pressemitteilung, in der mehrere lukrative Verkäufe in Aussicht gestellt werden, werte ich persönlich als klaren Hinweis auf die künftige Entwicklung. Andernfalls würde es keinen Sinn ergeben sich an dieser Stelle unnötig weit aus dem Fenster zu lehnen. Erfreulich an den präsentierten Zahlen ist zudem, dass das operative EBITDA trotz der Verkäufen von profitablen Beteiligungen in etwa auf Vorjahresniveau gehalten werden konnte. Der Abschlag auf den selbst ausgewiesenen NAV ist nach wie vor gegeben, rückblickend hat sich der Nachkauf zu 30,50 EUR ins Musterdepot bereits ausgezahlt. Mit der nahenden Dividende und möglichen Exits erscheint mir persönlich das Potenzial in der Aktie aber noch nicht ausgereizt.
MBB SE
Ebenso auf sich aufmerksam machen konnte die am 06.02. vorgestellte Berliner Industrieholding MBB SE. Im Artikel hatte ich auf eine mögliche Unterbewertung auf Basis der Cash Position in der Holding und den Werten der sonstigen Beteiligungen hingewiesen. Das Management der MBB SE hat diese Woche das (freiwillige) Angebot an die Aktionäre zum Aktienrückkauf der eigenen Aktien bis 89 EUR je Anteilsschein (ohne Erwerbsnebenkosten) bekannt gegeben. Nach dem abgeschlossenen Aktienrückkauf und dem anschließenden Einzug der zurückgekauften und bereits im Bestand befindlichen Aktien soll das Grundkapital um knapp 10 % sinken. Auch die beiden Gründer Nesemeier und Freimuth werden Anteile andienen.
Die MBB Aktie auf Sicht von 3 Monaten
Meine persönliche Einschätzung:
Mit dem Aktienrückkauf, deutlich unter dem fairen Wert, zeigt das Management, dass es geschickte Kapitalallokation betreibt. Laut der offiziellen Meldung stehen auch nach dem Rückkauf und der Dividendenausschüttung (0,69 EUR Basisdividende) noch 300 Millionen EUR für Übernahmen zur Verfügung. Bei einer aktuellen Bewertung von 83 EUR beträgt die Differenz immer noch 6 EUR oder knapp 7 % zum Angebotspreis. Hierbei gilt es zu beachten, dass diese Bewertungslücke einen Hintergrund hat. So ist das Angebot, wie eingangs geschrieben, auf 9,8 % der existierenden Aktien begrenzt und somit besteht keine Garantie, dass ein Anleger für sämtliche seiner Aktien einen Zuschlag erhält. Nichtsdestotrotz erscheint mir die MBB auf dem aktuellen Niveau über ein attraktives Chance Risiko Verhältnis zu verfügen.
Datagroup SE
Der im baden-württembergischen Pliezhausen ansässige IT-Dienstleister hat heute (14.03.2019) seine Hauptversammlung abgehalten. Dabei war das Unternehmen bereits im Vorfeld mit einer Reihe guter Nachrichten aufgefallen. So konnte jüngst der gewonnene Großauftrag der Bankhaus Lampe Gruppe (für das IT-Outsourcing) über eine Laufzeit von 5 Jahren Volumen im mittleren zweistelligen Millionen EUR Bereich bekannt gegeben werden.
Anfang Februar wurde bereits öffentlich, dass die Schwaben das Technology-Outsourcing der IKB Deutsche Industriebank AG für sich entscheiden konnten. Auch dieser Auftrag beinhaltet nach Unternehmensangaben eine Laufzeit von fünf Jahren mit einem Umfang im mittleren zweistelligen Millionen EUR Bereich.In der heute abgehaltenen Hauptversammlung wurde zudem die Anhebung der Dividende um 33 % von von 45 auf 60 Cent je Anteilsschein beschlossen. Im Ergebnis konnten in allen Bereichen Bestmarken aufgestellt werden. Die EBITDA-Marge entwickelte sich mit 12,6 % erfreulich.
Die Datagroup Aktie auf Sicht von 3 Monaten
Meine persönliche Einschätzung:
Durch die kontinuierliche Gewinnung neuer Großaufträge mit mehrjähriger Vertragslaufdauer wird das langfristige Wachstum gesichert. Die Datagroup SE profitiert dabei weiterhin vom rasanten digitalen Wandel und wird dies aller Voraussicht nach auch weiterhin tun. So ergeben sich starke organische Wachstumsraten, was auch dem erfolgreichen Konzept der CORBOX und dem hohen Anteil an wiederkehrenden Erlösen geschuldet ist. Wichtig zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist auch die hohe Kundenzufriedenheit des IT-Dienstleisters. Erklärtes Ziel der Schwaben ist es bis 2025 bei den Erlösen auf 750 Mio. EUR zu kommen, was ein jährliches Wachstum von ca. 20 % erfordert.
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Erklärung gemäß § 34b Abs. 1 WpHG und MAR sowie Delegierter Verordnung (EU) Nr. 2016/958 („DelVO“) Bewertung Die Bewertung, die der Anlageempfehlung für das hier analysierte Unternehmen zugrunde liegt, stützt sich auf allgemein anerkannte und weit verbreitete Methoden der fundamentalen Analyse, wie z.B. Discounted Cash Flow (DCF)-Modell, Terminal Multiple Bewertung, Peer-Gruppen-Vergleich, „Sum of the parts“ Modell oder ein ähnliche, häufige und weit verbreitete fundementale Bewertungsmethode. Das Ergebnis dieser fundamentalen Bewertung wird als Basis der Empfehlung benutzt, obwohl es auch von der Einschätzung des Analysten bezüglich möglichen Industrieveränderungen, alternativen möglichen Zukünfte, Unternehmensstrategienergebnisse, Wettbewerbsdruck, usw. angepasst. Die letztendliche Meinung des Analysten sollte nicht als einzigen Punkt von Modell betrachtet, sondern eher die überlegt am wahrscheinlichsten Ergebniss der vielen möglichen zukünftigen Auswirkungen. Unabhängig von der verwendeten Bewertungsmethode besteht das Risiko, dass das Investitionsergebnis nicht erreicht wird, z.B. aufgrund unvorhergesehener Veränderungen der Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens, Änderungen des Managements, der Technologie, der konjunkturellen Entwicklung, der Zinsentwicklung, der operativen und/oder Materialkosten, des Wettbewerbsdrucks, des Aufsichtsrechts, des Wechselkurses, der Besteuerung, usw. Bei Anlagen in ausländischen Märkten und Instrumenten gibt es weitere Risiken, etwa aufgrund von Wechselkursänderungen oder Änderungen der politischen und sozialen Bedingungen. Diese Analyse reflektiert die Meinung des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt ihrer Erstellung. Eine Änderung der der Bewertung zugrundeliegenden fundamentalen Faktoren kann nachträglich dazu führen, dass die Bewertung nicht mehr zutreffend ist. Ob und in welchem zeitlichen Abstand eine Aktualisierung dieser Ausarbeitung erfolgt, ist vorab nicht festgelegt worden.
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Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit Aktien der S&T AG, Aurelius SE, Datagroup SE.
Quellen:
http://www.snt.at/investor_relations/94385.de.php
https://www.mbb.com/fileadmin/templates/downloads/ad-hoc/190313-MBB-Adhoc-Aktienrueckkauf-DE.pdf
https://www.datagroup.de/tag/investor-relations/
https://www.wallstreet-online.de -
Die Sixt SE – klassischer Autovermieter oder einer von Deutschlands führenden IT Konzernen?
Der in Pullach im Isartal ansässige Familienkonzern hat vergangene Woche sein neues Mobilitätskonzept vorgestellt. Welche Phantasie bietet sich nun für Anleger und ist Sixt (WKN 723132 und 723133) wirklich die vom Vorstandschef beschriebene “IT Company mit angeschlossener Autovermietung”?
Die 1912 von Martin Sixt, damals unter dem Namen „Sixt Autofahrten und Selbstfahrer“, gegründete Sixt SE startete mit nur 3 Automobilen ihr Geschäft. Sixt kann nach über 100 Jahren auf eine erfolgreiche Geschichte mit vielen Höhen und einigen Tiefen zurückblicken, so wurde während dem 1. und 2. Weltkrieg jeweils die komplette Fahrzeugflotte des Autovermieters konfisziert. Mittlerweile wird das Familienunternehmen seit mehreren Jahrzehnten von CEO Erich Sixt in dritter Generation geführt. 1986 folgte der Gang an die Börse. Im Mai 2015 wagte diesen Schritt auch die Tochter Sixt Leasing. Bekannt ist Sixt vor allem auch durch sein Aufmerksamkeit erregendes Marketing. So tauchten unter anderem bereits Angela Merkel, Oskar Lafontaine, Silvio Berlusconi und Horst Seehofer (wohl eher unfreiwillig) in den Sixt Kampagnen auf.
Wenn von Sixt und Sixt Aktien die Rede ist, muss erwähnt werden, dass es zwei Gattungen der Sixt Aktie gibt. Dies sind zum einen die im S-DAX notierten stimmberechtigten Stammaktien an denen die Familie Sixt über die Erich Sixt Vermögensverwaltungs GmbH 58,3% hält. Daneben gibt es zusätzlich noch die stimmrechtslose Gattung der Vorzugsaktien.
Dies ist besonders deswegen interessant, da beide Gattungen für den identischen Anteil an den Gewinnen von Sixt stehen. Die Vorzugsaktie notiert derzeit allerdings ca. 30 % niedriger als die Stammaktie. Somit ergibt sich ein interessantes Arbitrage. Historisch notierten die Vorzüge bereits immer mit einem Abschlag. Der Grund dürfte hierfür die S-Dax Notierung und die Stimmberechtigung sein über die die Vorzüge nicht verfügen.
SIXT-STAMMAKTIE Quelle:https://about.sixt.com/ Anzahl Aktien 30.367.110 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 90,20€ Marktkapitalisierung 2.739.113.322 Aktiengattung NENNWERTLOSE STIMMBERECHTIGTE Wichtige Indizes S-DAX Streubesitz 41,7% SIXT-VORZUGSAKTIE Quelle: https://about.sixt.com/ Anzahl Aktien 16.576.246 Kurs (bei Erstellung des Artikels) 63,20 € Marktkapitalisierung 1.047.618.747 Aktiengattung NENNWERTLOSE STIMMRECHTSLOSE INHABER-STAMMAKTIEN Streubesitz 100 % Mit einer jährlichen Rendite von ca. 14 % hat sich die Sixt Aktie um den Faktor 70 vervielfacht
Für die letzten 10 Jahre steht eine Rendite von 1.600 % bei den Vorzügen
Chancen
Mit der neu gelaunchten Mobilitätsplattform “One” (über eine App) möchte Sixt seine Services (Autovermietung, Carsharing und Ride-Hailing/Taxi) zusammenführen. Das Angebot startete in Berlin und soll auf ganz Deutschland und anschließend Europa ausgerollt werden. Dabei treffen die Dienstleistungen von Sixt auf eine Basis von 20 Millionen Kunden (Quelle: Sixt) und sollen weltweit verfügbar sein. Als besonderern Clou möchte Sixt über die Plattform auch Dienstleistungen Dritter mit anbieten.
Das Ziel ist dabei klar: Sixt strebt an mit der Plattform und den, nach Unternehmensangaben, 240.000 Fahrzeugen eine echte Alternative zum eigenen PKW darzustellen. Und dieses Vorhaben erscheint berechtigter denn je. So werden die Anforderungen an die allgemeine Mobilität weiter stark zunehmen. Laut dem Unternehmensberaterhaus PwC dürfte der Markt mit mobilen Dienstleistungen auf ein Volumen von bis zu 400 Milliarden Euro in 2030 kommen. Zusätzlich nutzt der Durchschnittsbürger seinen PKW gerade einmal eine Stunde pro Tag (lt. ARD Themenwoche „Mobilität“). In Anbetracht der hohen Kaufpreise stellt dies eine massive Ineffizienz im Umgang mit Ressourcen dar. Dabei ist Deutschland nach wie vor eine Autonation. In 2018 waren laut Statista über 46 Millionen PKW alleine in Deutschland gemeldet. Doch insbesondere die jüngere Generation verzichtet allzu oft auf einen eigenes Auto, das den Reiz eines Statussymbols dadurch verliert.
Sixt stellt dem Bedarf drei Kernservices entgegen. Dies ist zum einen „SIXT rent“, als klassische Autovermietung. Diese soll zukünftig vom Kunden vollautomatisch per App gesteuert werden. Landet ein Kunde z.B. am Flughafen, kann dieser, noch im Flugzeug sitzend, über die App ein Fahrzeug auswählen (bis zu 30 min im Voraus) und dieses dann ohne Umschweife über den Schalter direkt am Parkplatz per App öffnen. Nach eigenen Angaben verfügt der Familienkonzern dabei weltweit über 2.200 Stationen. Künftig sollen dieser Bestand mit digitalen Stationen peu à peu ausgebaut werden.
Mit dem Angebot von „SIXT share“ können Interessenten sehr flexibel auf das Carsharing Angebot zugreifen. Der mögliche Mietzeitraum reicht dabei von wenigen Minuten bis zu 27 Tagen. Das Carsharing soll dabei mit der Autovermietung übergreifend funktionieren.
Als dritten Service soll die Plattform die Dienstleistungen rund um Taxi- und Transferfahrten abdecken. Dies erfolgt über den Teilbereich „SIXT ride“ in welchem, nach Angaben von Sixt, international über 1.500 Kooperationen bestehen was den Abruf von über einer Millionen Fahrer ermöglicht. So soll eines der weltweit größten Taxi-Netzwerke entstehen, dass die Abholung in unter 10 Minuten an möglichst vielen Standorten ermöglicht.
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels hat die neu gelaunchte App welche alle drei Services vereint bei über 5.000 Bewertungen ein Durchschnittsranking von 4,8 bei 5 möglichen Sternen. Persönlich erscheint mir die Bedienung intuitiv und übersichtlich.
Besondere Phantasie besteht bei Sixt zudem auch durch die zunehmende Internationalisierung, insbesondere in die USA. Zuletzt gab der Konzern etwa die Eröffnung der ersten Filliale auf Hawaii bekannt. Nach dem Eintritt in den USA in 2011 ist man mittlerweile, nach eigenen Angaben, mit 53 Standorten (20 davon an Top Flughäfen) bereits der viertgrößte Anbieter im Land. Dabei ist der Markt gigantisch: in den USA werden jährlich für den Gegenwert von 29 Milliarden Dollar Autos vermietet. Zum Vergleich: der gesamte weltweite Konzernumsatz von Sixt betrug in 2017 etwa 2,6 Milliarden Euro. Sixt betreibt mittlerweile 4 seiner 10 größten Stationen in den Vereinigten Staaten und arbeitet dabei sehr profitabel. CEO Erich Sixt kann sich dem eigenen Vernehmen nach bis zu 1.000 Standorte und eine Milliarde Umsatz in den USA in drei bis sieben Jahren vorstellen.
Dass die konzerneigene IT Struktur in der Lage ist hohes Wertpotenzial zu erschaffen zeigte sich zuletzt auch am erfolgreichen Verkauf der 50 % Beteiligung am Carsharing Anbieter Drive Now. An diesem hatte Sixt maßgeblichen Anteil durch den Aufbau der IT Infrastruktur. Durch den Verkauf konnten in 2018 Erlöse von 209 Mio. Euro erzielt werden, die zum Teil an die Anteilseigner ausgeschüttet wurden und gleichzeitig für zukünftige Investitionen in die eigene Plattform zur Verfügung stehen.
Entwicklung Umsatzerlöse Sixt in Mio. € (Quelle: finanzen.net)2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1.563 1.595 1.664 1.796 2.179 2.412 2.602 Entwicklung Ergebnis vor Steuern Sixt in Mio. € (Quelle: finanzen.net)
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 138,91 118,57 137,07 159,05 187,56 223,50 293,36 Management
Wie eingangs erwähnt leitet Erich Sixt in dritter Generation sehr erfolgreich die Geschicke des Familienunternehmens. Den fünfköpfigen Vorstand ergänzen dabei seine Söhne Alexander Sixt und Konstantin Sixt in der vierten Generation.
Erich Sixt ist dabei ein absoluter Vollblutunternehmer der sein Studium aufgab um den Familienbetrieb zu übernehmen und an die Spitze zu führen. In Interviews lässt CEO Sixt gerne seine Unternehmermentalität durchblitzen und bekennt sich gerne auch mal als Gegner überbordender Bürokratie. Zudem setzte er bereits früh Schwerpunkte auf die Themen Marketing und IT, so war man beispielsweise Ende der 90er Jahre einer der ersten Konzerne überhauot der auf Cloud Dienste setzte. Von diesen stetigen Investitionen profitiert Sixt heute noch.
Risiken
Sixt trifft mit seinem Angebot auf massive Konkurrenz in einem hart umkämpften Markt. So haben sich bereits letztes Jahr die deutschen Schwergewichte Daimler und BMW zu einem eigenen Carsharing Dienst zusammengeschlossen. Auch das amerikanische Uber ist ein Schwergewicht in der Branche, so soll sich die Bewertung von Uber bei Börsengang auf stattliche 120 Milliarden Dollar belaufen. Auch der amerikanische Rivale Lyft drängt dieses Jahr noch an die Börse. Interessant an dieser Stelle: Sixt arbeitet zukünftig mit Lyft in den USA zusammen. Durch die angestrebten Kooperationen bei Sixt, können sich mehrere Wettbewerber ein Stück vom Kuchen, in einem Markt bei dem die Dienstleistungen rund um Taxifahrten und private Mitfahrgelegenheiten einen Wert von 285 Milliarden Dollar erreichen sollen, abschneiden.
Nichtsdestotrotz bleibt das Geschäftsmodell nicht einfach. Die Konkurrenz von Sixt (u.a. Hertz, Avis, Europcar) kommt teilweise auf nur sehr geringe EK Quoten was daran liegt dass es ihnen schwer fällt ausreichend Gewinne zu erzielen. Sixt kann hingegen auf eine EK-Quote von annähernd 40 % (wenn man Sixt Leasing rausrechnet) blicken und befindet sich damit in einer komfortableren Position.
Zusätzlich könnte ein konjunktureller Einbruch Sixt, zumindest temporär, treffen. Ausbleibende Gewinne in den Unternehmen könnten zu einer geringeren Investitionsbereitschaft in Mobilität führen. Zugute halten muss man Sixt an dieser Stelle, dass selbst im Krisenjahr 2009 kein Verlust verzeichnet wurde.
Durch eine Abwertung der Restwerte der Fahrzeuge von Sixt Leasing können sich temporär negative Effekte für Sixt ergeben.
Wie jeder Technologie Konzern ist auch Sixt jederzeit den Gefahren von Hackerangriffen ausgesetzt. Sollten hochsensible Daten angegriffen werden könnte ein Vertrauensverlust entstehen.
Dividende
Die Sixt SE aus Pullach im Isartal ist seit jeher ein attraktiver Dividendenwert. So wurde in den vergangenen Jahrzehnten die Dividende Stück für Stück erhöht. Zuletzt konnte in 2018 eine spektakuläre Dividende von insgesamt 4 € je Stammaktie und 4,02 € je Vorzugsaktie ausgeschüttet werden. Dieser Betrag setzte sich aus 1,95 € bzw. 1,97 € Basisdividende zuzüglich einer Sonderdividende von 2,05€ als Teil der Verkaufserlöse an Drive Now zusammen. Somit konnte der Konzern in Summe 188 Millionen Euro an die Anteilseigner auskehren. Für den Gewinn aus 2018 belaufen sich die Schätzungen für die in 2019 auszahlbare Dividende im Durchschnitt auf 2,48 €. Dies entspräche bei den Vorzugsaktien einer attraktiven Dividendenrendite von ca. 4 %. Darüber hinaus kauft das Unternehmen in regelmäßigen Abständen eigene Aktien zurück.
Bewertung
Wie eingangs erwähnt, erscheint insbesondere die Vorzugsaktie von Sixt (für Anleger die auf Stimmrecht und S-Dax Notierung verzichten können) ein attraktives Chance Risiko Profil aufzuweisen. Anleger erhalten hier zudem eine 2 Cent höhere Dividende im Vergleich zu den Stämmen.
Für das laufende Geschäftsjahr 2019 belaufen sich die Schätzungen auf einen Gewinn pro Aktie von 5,31€. Bei einem Kurs von 63€ käme die Vorzugsaktie damit auf ein KGV von gerade einmal 11,8 für 2019. Kommendes Jahr würde dieses nach Schätzungen bereits auf 10,8 fallen. Auch auf Basis der Marktkapitalisierung zum Umsatz (1,18 in 2019) und dem Unternehmenswert im Verhältnis zum EBITDA (6,56 in 2019) ist das Unternehmen alles andere als teuer bewertet.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass Sixt bereits seit einigen Geschäftsjahren zweistellig im Gewinn zulegt. Für das abgelaufene Jahr 2018 rechnet Sixt selbst mit einem Plus im Ergebnis vor Steuern zwischen 15 bis 20%. Das Ergebnis könnte sich somit auf bis zu 345 Millionen € belaufen. Ebenso soll der Umsatz das vorangegangene Geschäftsjahr deutlich übertreffen.
Vergleicht man Sixt mit den amerikanischen Konkurrenten klaffen deutliche Bewertungsunterschiede auf. So soll der amerikanische Konkurrent Lyft in der untersten Spanne mit über dem 8-fachen des Umsatzes bewertet an die Börse gehen. Dabei macht Lyft noch horrende Verluste wohingegen Sixt seit Jahrzehnten profitabel arbeitet.
„Wer beim Börsengang 1986 umgerechnet 5000 Euro investiert hätte, wäre jetzt Millionär“, Erich Sixt, CEO.
https://www.focus.de/finanzen/boerse/auto-sixt-verschmilzt-autovermietung-und-carsharing_id_10391243.htmlMeine persönliche Einschätzung
Die Sixt SE profitiert davon, dass im Konzern frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt wurden. So werden und wurden die Überschüsse seit Jahren in die IT-Infrastruktur und das Marketing investiert. Dies zahlt sich nun bereits seit längerem aus. So ist die Marke Sixt einerseits fast jedem Deutschen ein Begriff, andererseits erscheint die IT-Infrastruktur führend, was zuletzt durch den Verkauf der Anteile an Drive Now eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.
Insgesamt erscheint mir die Aktie deutlich attraktiver als vergleichbare Unternehmen im Sektor der Mobilität. So operiert Sixt bereits seit einiger Zeit äußerst profitabel, auch bedingt durch deutlich geringere Fixkosten als diese z.B. bei klassischen Automobilherstellern auftreten. Ich persänlich sehe Sixt dabei als einen Gewinner der Mobilitätswende. Die etablierten Autohersteller dürften zukünftig harten Gegenwind zu spüren bekommen. Schon jetzt erachten es junge Erwachsene als nicht mehr notwendig einen eigenen Führerschein zu besitzen, geschweige denn ein eigenes Auto.
Sehr überzeugend empfinde ich zudem die konsequente Umsetzung der eigenen Ziele bei Sixt. So wurde eine Mobilitätsplattform angekündigt und nun überzeugend umgesetzt. In den nächsten 5 Jahren will Sixt in diese bis zu 100 Mio. Euro investieren.
Ob Sixt am Markt zukünftig eher als als IT-Unternehmen wahrgenommen wird, muss sich zeigen. Mit der Einführung der neuen Plattform über die App erfolgt der nächste logische Schritt. Clever erscheint mir im Zuge dessen, dass Sixt mit seiner Plattform aktiv die Kooperationen mit Partnern sucht. Diese Strategie dürfte das Ziel der weltweiten Expansion weiter befeuern (bisher ist man in 110 Ländern weltweit präsent) und für vermehrten Umsatz auf der Plattform sorgen.
Investoren profitieren beim Sixt Konzern offensichtlich von der aktionärsfreundlichen Unternehmenspolitik. So vereint der deutsche Marktführer (mit über 30 %) stetig steigende Gewinne und Dividenden mit einem umsichtigen Management. Bereits frühzeitig hat so Erich Sixt den Nachwuchs im Konzern integriert. Die Söhne bekleiden mittlerweile wichtige Führungspositionen im Vorstand.
Risiken könnten sich durch konjunkturelle Abschwächungen und einen komplexen und stark konkurrenzgetriebenen Markt der Mobilitätsdienstleistungen ergeben.
Abschließend die Frage an euch euch, liebe Leser: wie seht ihr die Sixt Aktie? Lasst es mich wissen und schreibt mir eure Meinung in die Kommentare oder direkt an kontakt@langfristanleger.net. Mein kostenloser Newsletter lässt sich hier beziehen, folgt mir auch gerne auf Twitter.
Quellen
https://about.sixt.com/websites/sixt_cc/German/2000/investor-relations.html#Aktien
http://www.equitystory.com/download/Companies/sixt/factsheet_271_german.pdf,
https://about.sixt.com/websites/sixt_cc/German/2999/news-details.html?newsID=1757357#news-EQS
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12131/umfrage/pkw-bestand-in-deutschland/
https://t3n.de/news/sixt-testet-seinen-carsharing-dienst-in-berlin-1145190/
http://www.equitystory.com/download/Companies/sixt/factsheet_271_german.pdf
https://www.onvista.de/news/lyft-boersengang-in-vorbereitung-wettrennen-mit-uber-eroeffnet-197699375
https://de.wikipedia.org/wiki/Sixt_SE
https://de.marketscreener.com/SIXT-SE-436599/fundamentals/
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11289902-egbert-prior-sixt-mobilitaetsplattform
https://www.aktienmitkopf.de/blog/podcasts/164-093-sixt-se-der-mobilitaets-it-konzern-in-der-analyse
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Sollten Anleger amerikanische Aktien übergewichten?
Die US Aktienindizes schneiden über längere Zeiträume deutlich besser ab als die deutschen und auch europäischen Pendants. Empfiehlt es sich also für eine bessere Rendite vermehrt in den USA zu investieren?
Bereits seit Jahrzehnten zeigt das BIP der Vereinigten Staaten ein stärkeres Wachstum als das europäische Pendant. Nicht umsonst entstammen 4 der 5 größten Unternehmen der Welt (nach Marktkapitalisierung) aus den USA. Dies sind die bekannten Techgiganten Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet. Wohingegen die USA die Top 4 der 5 größten Unternehmen der Welt stellen (börsengelistet, nach Marktkapitalisierung) schaffen es aus Deutschland gerade 4 Unternehmen (SAP, Siemens, VW, Allianz) in die Top 100 (Stand Ende August 2018). Wie bekannt, sagt nun aber die Performance der Vergangenheit nur sehr bedingt etwas über die Performance der Zukunft aus. Wird sich dieser Trend in der Zukunft fortsetzen und wie sollten wir Anleger uns positionieren?
Performance Dow Jones (30 der größten Unternehmen der USA, rein preisgewichteter Index)
Zeit Kurs Perf. 1 Jahr 25.436,00PKT +2,19 % 3 Jahre 16.635,00PKT +56,25 % 5 Jahre 16.272,00PKT +59,73 % 10 Jahre 7.131,00PKT +264,49 % Performance S&P 500 (500 größte Unternehmen der USA nach Marktkapitalisierung gewichtet)
Zeit Kurs Perf. 1 Jahr 2.747,00PKT +1,63 % 3 Jahre 1.947,50PKT +43,35 % 5 Jahre 1.854,50PKT +50,54 % 10 Jahre 743,75PKT +275,36 % Performance DAX (30 größte Unternehmen Deutschlands nach Marktkapitalisierung gewichtet)
Zeit Kurs Perf. 1 Jahr 12.527,04PKT -7,87 % 3 Jahre 9.513,30PKT +21,31 % 5 Jahre 9.661,73PKT +19,45 % 10 Jahre 3.942,62PKT +192,72 % Quelle: wallstreet-online.de
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Über so ziemlichen jeden Zeitraum schlagen die amerikanischen die deutschen Indizes deutlich. Dies gilt auch für Zeiträume über 10 Jahre.
Wirtschaftswachstum und Mentalität in den USA
Um nun die Gründe für das stärkere Wachstum in den USA zu erfassen, macht es Sinn mit ganz Grundsätzlichem zu beginnen. Hier wäre an erster Stelle die amerikanische (Arbeits-)Mentalität zu nennen. Die Bedingungen für Arbeitnehmer in Deutschland dürften in den Vereinigten Staaten wohl als paradiesisch angesehen werden. So erfolgen Kündigungen in den USA gerne mal sehr kurzfristig. Auch sind Urlaubsansprüche bei weitem nicht so großzügig geregelt wie hierzulande. Dies führt zu einer sehr stark Performance getriebenen Arbeitskultur. Zu verdanken haben Arbeitnehmer in Deutschland diese Regelungen den seit jeher starken Gewerkschaften.
Doch nicht nur die Arbeitsmentalität (die in Deutschland unbestritten ebenfalls stark ausgeprägt ist) unterscheidet uns von den transatlantischen Freunden. So ist ganz grundsätzlich das Gründen von Unternehmen und das damit gleichzeitig einhergehende Eingehen gewisser Risiken deutlich anerkannter als beispielsweise in Deutschland. Dies liegt am Spirit innerhalb der Gesellschaft und dem Glauben an den „amerikanischen Traum“. So leben die Vereinigten Staaten seit jeher von Einwanderern aus aller Welt, die sich dem harten Wettbewerb stellen. Damit erklärt sich auch, dass die aktuell größten Unternehmen der Welt sprichwörtlich aus Garagen heraus gegründet wurden. Die Amerikaner waren schon jeher „early adopter“, sprich neuen Technologien sehr offen gegenüber. Die Folge sind eine Reihe von amerkanischen Erfolgsgeschichten (google, Apple, Microsoft, Amazon, Uber und viele mehr).
Trotz der im Vergleich deutlichen kürzeren Historie hat es die USA geschafft zur (nach BIP) führenden Volkswirtschaften weltweit aufzusteigen. Dabei übertrifft das BIP der USA sogar noch das der gesamten europäischen Binnenwirtschaft. Deutschland steht weltweit auf dem 4. Platz (Stand 2018). Die Amerikaner verdanken diesen Spitzenplatz auch einer außergewöhnlichen Konstanz. Selbst größere Krisen oder fragwürdige Präsidentschaftsentscheidungen konnten langfristig stets überwunden werden. Kein Wunder also, dass die deutschen Anleger sich an den amerikanischen Indizes orientieren. Schließt die Wall Street schwach, ziehen die deutschen Börsen am nächsten Handelstag morgens oft nach und eröffnen dann ebenfalls im Minus.
Aktionärskultur
Doch nicht nur die Einstellung zum Unternehmertum allgemein unterscheidet sich zu dem hierzulande. Ganz allgemein ist die Anlegerkultur in den USA nicht vergleichbar mit dem was wir aus Deutschland gewohnt sind. Das beginnt bereits bei der Aktionärsquote innerhalb der Bevölkerung. Nach einer Studie des dt. Aktieninstituts betrug der deutsche Bevölkerungsanteil der (Einzel-) Aktien hält in 2017 gerade einmal 7,7 %. In Kombination mit gehaltenen Fondsanteilen beträgt der Anteil insgesamt magere 15,7 %. Somit profitiert ein Großteil der deutschen Bevölkerung nicht am hiesigen Wirtschaftswachstum. Der Großteil der Bevölkerung legt seine Ersparnisse nach wie vor lieber auf das Festgeldkonto. In den USA zeigt sich ein vollkommen anderes Bild. Nach Angaben des dt. Aktieninstituts beträgt der Anteil an Aktionären in den Vereinigten Staaten stolze 56 % (Stand 2010).
Dies dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen sind Aktien in Deutschland nach wie vor unpopulär und werden allzu oft als reine Spekulation abgetan. Zusätzlich wird in Europas größter Volkswirtschaft das Aktiensparen nicht nur nicht gefördert, ganz im Gegenteil werden z.B. Dividenden doppelt besteuert (einmal vom Unternehmen selbst und zusätzlich durch den Aktionär). Im Gegensatz dazu fördert die amerikanische Regierung gezielt die Altersvorsorge über Aktien. Im Rahmen der sogenannten 401 (k) Regel bekommen Arbeitnehmer die Möglichkeit, einen Teil ihres Gehalts steuerfrei (!) in unterschiedliche Finanzanlagen zu investieren. Diese können beispielsweise Aktien und Anleihen sein. In der Summe steht somit eine hoher Aktionärsanteil, Aktien zu halten ist in den USA ganz normal. Die amerikanischen Unternehmen stellen sich dabei seit jeher darauf mit einer starken Aktionärsorientierung ein. Wohingegen in Deutschland es teilweise so erscheint als wären Aktionäre ein notwendiges Übel zur Finanzierung des weiteren Wachstums des Unternehmens, steht in den USA der Aktionär an erster Stelle.
Dies spiegelt sich beispielsweise in der Dividendenpolitik wieder. In den USA sind zahlreiche sogenannte Dividendenaristokraten (Unternehmen die über 25 Jahre oder auch mehr konstant eine Dividende an ihre Aktionäre ausschütten) in den Indizes vertreten. Vereinzelt gibt es sogar Unternehmen die bereits seit 125 Jahren ununterbrochen an die Anteilseigner auszahlen. Aus Deutschland ist genau ein Unternehmen als sogenannter Dividendenaristokrat bekannt: die Fresenius aus Bad Homburg. Dabei leben in den USA viele Rentner unter anderem von den konstanten Ausschüttung sogenannter REITs. Viele Unternehmen in den USA bezahlen jedes Quartal eine Dividende. In Deutschland ist mir nicht ein einziges Unternehmen bekannt, welches mehrfach im Jahr ausschüttet. Betrachtet man die komplette EU, gibt es diese Unternehmen sehr vereinzelt (z.B. Unilever aus den Niederlanden).
Doch nicht nur beim Thema Dividenden zeigt sich der unterschiedliche Umgang mit den Aktionären. So weisen einige Investor Relations Webseiten deutscher Unternehmen, vornehm ausgedrückt, Optimierungspotenzial auf. In den USA veröffentlichen die Unternehmen dagegen SEC Filings, die für jedes Unternehmen gleich aufgebaut sind. Dadurch ist eine gute Vergleichbarkeit gewährleistet. Alle Veröffentlichungen sind dabei bequem über die Webiste https://www.sec.gov abrufbar. Die Unternehmen sind zusätzlich dazu verpflichtet einen ausführlichen Risikobericht über das eigene Unternehmen zu veröffentlichen, in welchem detailliert auf die möglichen Risiken eines Investments eingegangen wird. Vorbildlich wie ich finde.
Diversifizierung
Um sich nicht von einer bestimmten Wirtschaftsregion abhängig zu machen, empfiehlt es sich am Wachstum von anderen Volkswirtschaften zu profitieren. Heute ist dies, z.B. über ETFs, einfacher denn je. Durch dieses Vorgehen lassen sich auch potenzielle Währungsrisiken abfedern. Zwar sehe ich persönlich den Euro nicht ganz so kritisch wie ein Großteil der, oft selbsternannten Experten, die Strahlkraft des Dollars erreicht er jedoch nicht. Darüber hinaus erscheinen die europäischen Banken, was die Qualität der Bilanzen angeht, ihren amerikanischen Pendants angeht nicht gewachsen. So existiert in der Eurozone bereits seit Jahren faktisch eine Nullzinspolitik. Vielen Bankinstitute fällt es aktuell schwer aktuell noch Gewinne einzufahren, was sich in schwachen Eigenkapitalquoten widerspiegelt. Eine breite Finanz- und Wirtschaftskrise im Euroraum könnte einige Banken vor massive Probleme stellen.
Auch aus Gesichtspunkten der Diversifizierung scheint ein vermehrtes Investment, gerade in den Vereinigten Staaten, als sinnvoll. Sie als Leser dieses Blogs werden vermutlich zum überwiegenden Teil in Europa arbeiten und Ihr Geld verdienen. Auch eine Rente erhoffen Sie sich schlussendlich in Ihrer Wahlheimat. Der in der Behavioral Finance angwandte Begriff des Home Bias beschreibt dabei die Tendenz der Anleger Aktien aus den Heimatmärkten überproportional hoch zu gewichten. Besitzt der Arbeitnehmer zusätzlich ausschließlich Belegschaftsaktien oder eine hohe Gewichtung in selbigen, macht er sich komplett abhängig vom Wohl und Wehe einer Firma und einer speziellen Wirtschaftsregion.
Argumente für ein Investment in die heimischen Märkte
Was spricht dann überhaupt noch für eine stärkere Gewichtung im Heimatmarkt? Zum einen ist das Argument der (gefühlt) besseren Informationslage zu nennen. Dies betrifft zum einen die Sprache (sämtliche Unternehmensmeldungen und Studien zu Unternehmen müssen erstmal in der fremden Sprache lückenlos verstanden werden). Zum anderen denkt der hiesige Investor sich im eigenen Markt mit den Gegebenheiten besser auszukennen. Ob dies tatsächlich immer der Fall ist muss jeder Investor für sich selbst entscheiden.
Ebenso wird es für den durchschnittlichen Privatinvestor nicht möglich sein, Hauptversammlungen in den USA zu besuchen. Gerade bei diesen Besuchen lassen sich oftmals gute Eindrücke vom Unternehmen selbst sammeln, die Vorstände stehen darüber hinaus zu Fragen und Anträgen vor Ort zur Verfügung.
Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle der starke deutsche Mittelstand. Leider sind jedoch viele der so genannte Hidden Champions und Weltmarktführer aus Deutschland (noch) nicht börsennotiert.
Für ein Investement in die heimischen und europäischen Märkte spricht zuletzt noch das hohe Bewertungsniveau der amerikanischen Aktien. Sowohl historisch als auch aktuell ist die breite Masse der amerikanischen Unternehmen, auf Basis der zukünftig zu erwartenden Gewinne, deutlich teurer als vergleichbare europäische Unternehmen. Somit müssten amerikanische Unternehmen auch zukünftig deutlich höhere Gewinne erzielen um die höheren Bewertungsniveaus zu rechtfertigen und im Vergleich eine höhere Performance zu ermöglichen.
Fazit
Auch wenn die Argumente klar für eine Übergewichtung in amerikanische Aktien sprechen, leite ich daraus für mich persönlich keinen Zwang zur Übergewichtung ab. Bei Investments in Einzelaktien sollte aus meiner Sicht immer der Investmentcase im Sinne einer Chancen Risiko Betrachtung Vorrang vor einer Indexzugehörigkeit der Aktie haben. Sprich: der einzelne Investmentfall ist wichtiger als die Tatsache aus welchem Land die Aktie kommt. Im Musterportfolio sind amerikanische Aktien derzeit mit ca. einem Drittel gewichtet (34,16 %).
Bei Investments in einen Index (z.B. über einen ETF) würde ich persönlich amerikanische Indizes klar übergewichten. Dies ist z.B. über den MSCI World Index (welcher selbst zu mehr als 50 % amerikanischen Aktien abbildet) oder direkt über den S&P 500 möglich. Aufgrund der genannten Voraussetzungen schätze ich auch die langfristigen Wachstumsperspektiven und damit die mögliche Rendite in den USA als höher ein.
Viele der Gründe dafür, dass die deutsche Aktienkultur der amerikanischen nachsteht sind hausgemacht. Zu begrüßen wäre ein stärkeres Bekenntnis der Politik zur heimischen Wirtschaft und zur Altersvorsorge über Aktien. So ist Deutschland aktuell eine der größten Volkswirtschaften der Welt, steuert aber auf ein massives Rentenproblem zu weil die Rentenbeiträge durch die Inflation de facto jedes Jahr weniger wert sind. Zusätzlich scheint sich die EU Wirtschaftszone aktuell durch eine nie dagewesene Regulierungsflut selbst im Weg zustehen.
Zu hoffen bleibt, dass die nachkommende jüngere Generation stärkeres Interesse am Thema Aktien entwickelt und somit die deutsche Anlegerkultur wiedererstarkt und mehr Leute die hervorragenden Unternehmen auf dem heimischen Kurszettel entdecken. Auch hier scheinen die Amerikaner aktuell die Nase vorne zu haben, spricht auch die demographische Entwicklung klar für die USA im Vergleich zu Europa.
Quellen
https://www.boersennews.de/markt/aktien/hoechste-marktkapitalisierung
https://www.boerse.de/boersenlexikon/401-k-Regelung
https://www.wallstreet-online.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt
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