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    Die Intercard AG – Bericht der HV und Vorstellung des Investmentcase

    Der geschätzte Kollege Johannes Wild hat für die Intercard AG (WKN: A0JC0V) eine wirklich interessante Analyse erstellt. Ich freue mich diese mit Ihnen, meinen Leser:innen teilen zu können. Viel Spaß mit diesem spannenden Beitrag!

    Ein Gastbeitrag von Johannes Wild.


    Am 22.06.2021 fand die Hauptversammlung der Intercard AG statt. In diesem Zusammenhang will ich hiermit über die HV berichten und meine Einschätzung zu Intercard geben. Da der HV Bericht recht lange wurde starte ich direkt mit der Zusammenfassung der Transformationsstory und der Bewertung der Aktie. In meine Bewertung flossen die Informationen von der HV ein. Im Anhang findet ihr den Mitschrieb der Präsentation des Vorstandes sowie meine Fragen auf der HV und die Antworten des Vorstandes. Für interessierte Investoren bietet auch die Präsentation des Vorstandes und die Fragen und Antworten sicherlich einige interessante Details.


    Intercard AG Aktiehttps://www.intercard.org/
    Anzahl Aktien2.020.663
    Kurs (bei Erstellung des Artikels) 6,50 EUR
    Marktkapitalisierung13.13 Mio.EUR
    AnteileSandpiper Digital Payments AG: 46,8 % Vorstand: 5,0 % Aufsichtsrat: 10,3 % Management: 3,2 % Freefloat: 34,7 %
    WertpapierkennnummerA0JC0V


    Disclaimer und Einleitung


    Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Publikation bereitgestellten Informationen übernommen werden.
    Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwangsläufig die des Autors wieder. Des Weiteren hafte ich nicht für die Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten Analysen und der dazugehörigen Informationen. Ich empfehle keine Aktien und übernehme keine Beraterhaftung.
    Die Lektüre dieses Berichts sowie der darin dargestellten Analysen kann ein Beratungsgespräch mit dem persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Haftungsansprüche gegen mich die, die mit Schäden materieller oder ideeller Art begründet werden sollen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen beziehungsweise durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen.

    Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenskonflikte:
    Ich besitze Anteile an Intercard. Somit bestehen Interessenskonflikte

    Bei der InterCard AG handelt es sich um einen Nanocap mit lediglich 13 Mio. € Marktkapitalisierung. Die Aktie ist sehr markteng und nur für erfahrene Investoren geeignet. Interessierte Investoren sollten hier unbedingt mit einem Limit agieren und keinesfalls unlimitiert ordern. In dieser günstigen Bewertung liegt andererseits auch die Chance. Die Aktie befindet sich in meinem Depot.


    Was macht Intercard?

    Intercard ist ein Anbieter von Chipkartensystemen. Dabei ist Intercard Marktführer im Bereich Hochschulen im DACH-Raum mit einem Marktanteil >80%. Über eine Chipkarte kann der Anwender – heute meistens ein Student – sich authentifizieren um Zutritt zu erlangen, in der Bibliothek sich ausweisen, kopieren, in der Mensa bezahlen, die Fahrradbox aufschließen, Zeiten erfassen, etc.

    Hierbei kommt es zu einem technologischen Wandel. Vor vielen Jahren hatte Intercard die Hochschulwelt revolutioniert, indem Transaktionsdaten auf die Chipkarte geschrieben und von dort wieder ausgelesen wurden. Somit wurden unterschiedliche Anwendungen über eine Karte integriert. Das heißt die Chipkarte hat die Informationen zwischen den Anwendungen verbunden. Hier findet nun abermals ein technologischer Wandel statt: Mit dem neuen ID-basierten System wird die Karte nur noch zur sicheren Identifizierung genutzt. Die Transaktionsdaten werden auf einem Server oder in der Cloud gespeichert und künftig nicht mehr auf der Karte (Details siehe Bericht des Vorstands).

    Bei der Intercard AG handelt es sich m.E. um eine sehr interessante Wachstumsstory mit starken Zielen. So strebt Intercard abermals eine Verdopplung der Umsätze an und will gemäß Aussage auf der Münchner Kapitalmarktkonferenz dabei gleichzeitig die EBITDA Marge „relevant steigern“ (Gereon Kruse berichtete: https://boersengefluester.de/intercard-starke-ziele/).

    Die Transformation

    Mit ca. 13 Mio. € Marktkapitalisierung bei einem Umsatz von über 20 Mio. € ist Intercard alles andere als teuer bewertet. Grob abstrahiert befindet sich Intercard, ähnlich wie Vectron, in einer spannenden Transformationsphase. Diese gestaltet sich bei Intercard gleich auf mehreren Ebenen. 6,5 Mio. Schweizer Franken wurden in das IT- und Kassensystem von Polyright investiert. Dieses ID-basierte System kann jetzt in der gesamten Intercard Gruppe verwendet werden. Diese neue Technologie ermöglicht eine relevante Margen- und Umsatzsteigerung:

    • Höhere Margen durch geringeren Hardwareeinsatz: Neue Kunden benötigen weniger von teurer und margenschwacher Hardware-Infrastruktur um mit Terminals auf die Chipkarte Daten zu schreiben oder auszulesen. Stattdessen werden vermehrt Funktionen serverbasiert abgebildet.
    • Höhere Umsätze und Margen durch Integration von softwarebasierten Zusatzdienstleistungen: In die Server-basierte Infrastruktur können neue, App-basierte Anwendungen integriert werden. Dadurch lassen sich margenstarke Softwarelizenzumsätze generieren. z.B. Lösungen zur mobilen Zeiterfassung (https://www.intrasuite.eu/) oder Mobile Payment. Die Verschiebung hin zu margenstärkeren Software-Umsätzen zeigt sich unter anderem auch in der sinkenden Materialaufwandsquote. Diese sank in 2020 um 3,4 Prozentpunkte ggü. 2019. Auf der Münchner Kapitalmarktkonferenz sagte Herr Riesle: Eine Verdoppelung der EBITDA-Marge von ca. 10% auf 20% ist etwas zu weit voran gegriffen. Aber die EBITDA-Marge soll mittelfristig relevant gesteigert werden.
    • Das neue System vereinfacht auch das Umsatzwachstum in neue Branchen und Länder. So können auch Fremdsysteme auf Intercard migriert werden bei dem die Kunden die bereits vorhandenen Chipkarten zur sicheren Identifikation behalten. Ein Wechsel zu Intercard ist zukünftig wesentlich einfacher möglich. Bestehende Teilsysteme lassen sich einfacher in die Intercard Lösung integrieren. Auf dieser Basis will man auch das weitere Wachstum in neue Länder (England, Skandinavien und USA) sowie neue Branchen (Industrie, Kliniken, etc.) forcieren. Konkret plant Intercard in den nächsten Jahren mit einem organischen Wachstum von ca. 8% p.a. und einem anorganischen Wachstum von ca. 10% p.a. Somit würde sich der Umsatz in ca. 4-5 Jahren in etwa verdoppeln.

    Geänderte Beteiligungsverhältnisse. Der größte Hemmschuh für den Kurs der Intercard Aktie lag in der bisherigen Aktionärsstruktur mit dem bisherigen Mehrheitsaktionäre Sandpiper Digital Solutions. Dieses Thema hat sich nun gelöst. Auch wenn Sandpiper nicht zum Nachteil von Intercard handelte, so stellte diese Konstellation für die übrigen Aktionäre ein Risiko dar, da die Strategie von Sandpiper nicht klar war. Bei der letzten Kapitalerhöhung wurde Sandpiper verwässert, sodass der bisherige Mehrheitsaktionär seine Mehrheit verlor. https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53027635-dgap-adhoc-intercard-ag-informationssysteme-grossaktionaerin-wird-minderheitsaktionaerin-022.htm. Zudem plant Sandpiper die Intercard Aktien an die Aktionäre von Sandpiper abzugeben. Damit kann Intercard nun frei walten und gestalten.

    Diese neuen Chancen nutzt Intercard jetzt für gesteigerte IR-Aktivitäten. Die Kapitalmarktkommunikation wird intensiviert. So präsentierte Intercard auf der MKK und wird auch wieder auf dem Eigenkapitalforum präsentieren. Außerdem ist Intercard seit ein paar Tagen auch auf Xetra gelistet. GBC-Research wurde mit einem Research Bericht beauftragt. Dieser wird laut Unternehmensangaben Ende Juli fertig sein. Eventuell bietet sich hier eine Chance, wenn man sich bereits vorher positioniert hat.


    Die Aktie von Intercard auf Sicht von 1 Jahr

    Quelle: wallstreet-online.de


    Bewertung

    Vorneweg: Die Planungen von Intercard sind nur recht grob umrissen. Weitere Details konnte ich vom Unternehmen nicht in Erfahrung bringen. Somit ist die folgende Planung mit hoher Unsicherheit behaftet und stellt mehr ein mögliches Szenario, als eine konkrete Planung dar. Ich habe hiermit die groben Aussagen von Intercard in einem Zahlenmodell interpretiert. Das Jahr 2021 wird Intercard nicht zu neuen Rekorden führen. Im Gegensatz zu 2020 waren die Hochschulen bereits von Anfang an geschlossen und man konnte nicht mit einem starken Auftragsbestand in das Jahr starten.  Ohne diese Corona-Effekte, würde Intercard von der ganzjährigen Konsolidierung der IDpendant GmbH profitieren und dadurch im Umsatz um ca. 3 Mio. € wachsen. Ein organisches Wachstum käme on top. Durch die negativen Corona-Einflüsse, würde ich, trotz ganzjähriger Konsolidierung der IDpendant für 2021 von einem stagnierenden Umsatz und einem rückläufigen Ergebnis ausgehen. Eine genauere Prognose ist nach den Halbjahreszahlen möglich.

    . Ich gehe auch davon aus, dass in 2021 ein hoher Anteil des Gewinns auf die Minderheiten entfällt.

    2022 sollte sich die Situation anders darstellen. Intercard legt jetzt mit dem Vertrieb der neuen ID-Basierten Lösung erst richtig los. Im Herbst sollten die Hochschulen wieder geöffnet sein. Auch wenn das in 2021 noch nicht zu hohen Umsätzen führen wird, so sollte 2022 mit hohem Auftragsbestand starten und es dürfte zu Nachholeffekten kommen. Die Umsatzplanung 2022 basiert auf dem Umsatz 2020 + 8% organisches Wachstum + 3,2 Mio. € Umsatz durch die ganzjährige Konsolidierung der IDpendant + 1,5 Mio. € Addon-Akquisition. (Ich gehe ich auch in 2022 wieder von einer Addon-Akquisition in der Größenordnung der IDpendant aus, die ab September 2022 konsolidiert wird  1,5 Mio. € Umsatz in 2022, in 2023 nochmals +3 Mio. € durch ganzjährige Konsolidierung). Diese würde teilweise durch Aktien finanziert. Ich erhöhe die Aktienanzahl um 10%. In Summe entspricht dies einem CAGR von 16% von 2020 bis 2023. Dies entspricht in etwa dem vom Vorstand anvisierten Wachstum von 8% organisch und 10% anorganisch.

    Bei der EBITDA-Marge gehe ich in 2021 von einem auslastungsbedingten Rückgang aus. In den Folgejahren erhöhe ich die Marge ggü. 2020 (11,2%) auf 12,5% in 2022 und 14% in 2023. Begründet ist dies durch Skaleneffekte und wachsenden Lizenz- und Softwareanteilen im Produktmix. Hierbei handelt es sich um grobe Schätzungen.

    Die Minderheitsanteile sollten tendenziell zurückgehen.

    Bei der Bewertung setze ich ein konservatives EBITDA-Multiple von 10 an. Dabei wird das EBITDA jeweils um die Minderheitsanteile korrigiert. Daraus ergibt sich ein Kursziel von 11,5€ in 2022 und 16,2 € in 2023.


    Quelle: eigene Darstellung

    Ich habe die Multiples über die Jahre konstant gelassen. Wenn es aber Intercard tatsächlich gelingt höhere, wiederkehrende Softwareumsätze zu erzielen, dann dürfte mit der Umsatz- und Margensteigerung auch eine Multiple Expansion einhergehen.

    Je nachdem wie viel Zukunftsphantasie man hier mitbringt, könnte man auch andere Bewertungsmaßstäbe ansetzen. Hierzu bewusst ein Äpfel-Birnen-Vergleich mit dem Kassensystemanbieter Vectron:

    Vectron ist in einer anderen Branche tätig. Insofern hinkt der Vergleich. Aber es gibt auch mehrere Gemeinsamkeiten:

    • Beide Firmen erzielen einen Umsatz im Range von ca. 20-30 Mio. €
    • Beide Firmen haben in der Vergangenheit viel Geld in ein neues System investiert.
    • Beide Firmen verkauften bisher hauptsächlich Hardware und wollen in Zukunft vermehrt digitale, wiederkehrende Umsätze erzielen.
    • Beide Firmen waren von Corona betroffen durch geschlossene Hochschulen (Intercard) bzw. geschlossene Gastronomie (Vectron)
    • Beide Firmen befassen sich mit Payment-Lösungen und Intercard entwickelt sogar auch ein Kassensystem.

    Wahrscheinlich wird Vectron den Weg der Digitalisierung aggressiver angehen als Intercard. Einerseits wegen dem Rückenwind aus der Kassenverordnung, andererseits dadurch, dass hier Lösungen in der Gastronomie leichter standardisiert werden können. Auf der Haben-Seite von Intercard hingegen steht, dass Intercard in den letzten Jahren bereits profitabel war und sich erste Erfolge der Digitalisierung bereits in den Zahlen sehen lassen. Wenn man hier nun aber die Bewertungen gegenüberstellt, dann ist zumindest für mich klar – welche Aktie ich favorisiere.

    Quelle: marketscreener.com


    Risiken:

    • Der zunehmend geringere Bedeutung von Hardware wie bspw. Terminals, könnte auch zwischenzeitlich zu einer Kannibalisierung dieser Umsätze führen.
    • Die geringer werdende Bedeutung der Hardware Infrastruktur ermöglicht ein dynamischeres Wettbewerbsumfeld. In dem oben dargestellten Szenario gehe ich davon aus, dass die Pläne von InterCard in etwa verwirklicht werden können und dass man in neuen Branchen und Ländern Fuß fassen kann. Da Intercard einen großen Marktanteil im Bereich von Hochschulen im DACH-Raum hat, ist ein maßgebliches Umsatzwachstum nur über die Expansion in neue Länder und Branchen möglich.
    • Es ist aber auch vorstellbar, dass InterCard von neuen Wettbewerbern im Heimatmarkt der Hochschulen selbst angegriffen wird.
    • Die Konzernstruktur von Intercard wird zunehmend komplexer. Dies könnte zu Reibungsverlusten führen.
    • Corona: In den obigen Szenarien ist eine Öffnung der Hochschulen im Herbst 2021 vorgesehen. Bis dorthin sollte dem Großteil der Deutschen Bevölkerung eine Impfmöglichkeit erhalten haben. Es könnte aber sein, dass die Hochschulen weiter im Lockdown bleiben.
    • Weitere Chancen und Risiken siehe Geschäftsbericht


    Anhang 1 – Bericht des Vorstands

    Der gezeigte Foliensatz ist auf der Intercard-Homepage unter folgendem Link abgelegt: https://www.intercard.org/de/investor_relations/HV_2021_Praesentation.pdf

    Folie 1&2: Willkommensworte

    Folie 3 – Rückblick GJ 2020: Entgegen der Erwartungen sehr positiver Verlauf; starker Auftragsüberhang aus 2019; bis Ende Q1 ohne Corona-Einfluss; Ab April 2020 Schließung der Hochschulen (Hauptmarkt der Intercard Kartensysteme)  Projekte mussten auf Eis gelegt werden. Wartungsverträge und Kartenfolgebestellungen liefen weiter. Maßnahmen zur Kostensenkung inkl. Kurzarbeit wurden umgesetzt. In der Schweiz hingegen wurden die Schließung der Hochschulen genutzt um die Systeme zu warten und auf neue Systeme zu migrieren  äußerst positive Geschäftsentwicklung der Multiaccess AG und Polyright AG. In Summe positives erstes Halbjahr 2020, sogar über Plan. Hoher Auftragseingang der Intrakey Technologies AG im zweiten Halbjahr im Bereich Industriekunden  vor allem in den Bereichen mobile Zeiterfassung (Homeoffice) und Zutrittskontrollen. Auch die ab September 2020 konsolidierte IDpendant GmbH profitierte stark von den neuen Anforderungen hinsichtlich des gesicherten Zugangs zu Daten und Netzwerken (digitaler Zugang).  Somit konnte auch in 2020 der Konzernumsatz und das Ergebnis weiter gesteigert werden.

    Folie 4 – Umsatzentwicklung: Wir haben in den vergangenen sieben Jahren unseren Umsatz auf über 20 Mio. € verdoppelt und waren dabei profitabel.

    Folie 5 – Zahlen im Überblick Konzern: Die stabile Kundenbasis und das bestehende Geschäftsmodell, sowie die Gruppenstruktur mit den unterschiedlichen Märkten haben uns geholfen die Covid-19 Auswirkungen zu minimieren. Ferner haben wir die Kosten optimiert und dadurch sogar eine Steigerung des Gewinns erzielen können. Hinzu kamen Corona-Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen von Kurzarbeitergeldern.

    Folie 6 – Umsatzaufteilung: Wir haben konsequent unsere Märkte ausgeweitet und unser Lösungsportfolio erweitert. Dies operativ und durch logische Akquisitionen. Die Intercard Gruppe ist entstanden. Sie sehen hier einen Überblick über die einzelnen Firmen und deren Umsatzbeiträge im GJ 2020

    Folie 7 – Konzern-Jahresabschluss 2020: [Zahlen werden vorgelesen…] Die Polyright AG war in 2020 ganzjährig konsolidiert; im Vorjahr ab Mai 2019; Daneben Konsolidierung der IDpendant AG mit einem Umsatzbeitrag von 1,8 Mio. €. Der Gesamtumsatz der IDpendant belieft sich auf 4,75 Mio. € [meine Anmerkung: Umsatzwachstum von knapp 3 Mio. € bei IDpendant durch ganzjährige Konsolidierung in 2021 zu erwarten]. Intrakey konnte ihre Umsätze, wie in den vergangenen Jahren, weiter steigern; die Multiaccess AG Schweiz und die Polyright AG konnten ihre Umsätze relevant steigern; die anderen Firmen lagen Corona-bedingt etwas unter den Vorjahresumsätzen. […] Die Materialquote lag 3,4 Prozentpunkte und damit relevant unter dem Wert des Vorjahres.  Diese ist produktmixabhängig. In 2020 mehr Software, Service und Kartenverträge und weniger Hardware durch die verschobenen Projekte. Gestiegene Personalaufwände (+850T€) i.W. durch die vollständige Konsolidierung der neuen Gesellschaften (Polyright und IDpendant). Erhöhte Abschreibungen durch erhöhte Aktivierung von Entwicklungsleistungen für Neuentwicklungen und die Konsolidierung der neuen Gesellschaften. Erhöhung der Anzahl MA ebenfalls durch die Konsolidierung der neuen Gesellschaften.

    Folie 8 – Konzernbilanz – Aktiva: Immaterielle Vermögensgegenstände leicht erhöht durch die Aktivierung eines großen Entwicklungsprojektes – einer Kasse bei der Polyright AG und die Entwicklung von Mobile Payment bei der Intercard GmbH Kartensysteme; bei den Firmenwerten die Hinzunahme der IDpendant GmbH…. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände sind im Wesentlichen Kaution, Factoring-Kosten, etc. und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (inklusive IDpendant GmbH). Erhöhung des Kassenbestandes durch positive Geschäftsentwicklung, durch nicht verbrauchte Corona-Darlehen, sowie Vorausbezahlung von Softwarewartungsdienstleistungen bei der IDpendant…

    Folie 9 – Konzernbilanz Passivseite: Eigenkapital gestärkt von 7,8 auf 9 Mio. € durch Kapitalerhöhung im Wert von 642T€ und die positive Ergebnisentwicklung. Rückstellungen um ca. 0,5 Mio. € erhöht aufgrund von Tantieme, Boni, Urlaub  also Personalrückstellungen und Steuerrückstellungen aufgrund des aufgebrauchten Verlustvortrages; Erhöhung von Verbindlichkeiten für Corona Darlehen (0,5 Mio. CHF) und die Aufnahme eines Darlehens zum Kauf der IDpendant (0,4 Mio. €) …

    Folie 10 – Intercard & die Börse: Starker Kursanstieg aufgrund intensivierter Kapitalmarktkommunikation und dabei der Darstellung der Geschäftspläne, sowie die Meldung des bisherigen Mehrheitsaktionärs wonach dessen Anteil unter die 50% Grenze gefallen ist. Zusätzlich sollen die Aktien des Großaktionärs außerbörslich auf mehrere seiner Anteilseigner übertragen werden. Ab 15. Juni ist der Handel über Xetra möglich. Heimatbörse bleibt der MACCESS der Börse München. Mit diesem Schritt trägt Intercard der gestiegenen Bedeutung der eigenen Börsennotierung Rechnung. Die „Bank M“ wurde als designated Sponsor für den Handel beauftragt. Von der geänderten Aktionärsstruktur, den Aktivitäten von Intercard in neuen Märkten und eine bessere öffentliche Wahrnehmung erwartet Intercard neue Impulse für den Handel von Aktien. 

    Zur Zukunft (Folie 11 – 23):
    Folie 11: Zur Zukunft: Eine zentrale ID für jede Person –
    Folie 12: eine zentrale ID für jede Anwendung. Für was steht Intercard in Zukunft? Die InterCard bzw. InterCard Gruppe realisiert, bzw. generiert eine sichere, digitale Nutzer-ID – InterCard Secure. Für alle Anwendungen und Gesamtlösungen rund um das bargeldlose, mobile Bezahlen, die Identifikation von Nutzern, die Zutrittskontrolle, den physical Access und den digitalen Access zu Daten PCs und Netzwerken.
    Folie 13: Hierbei erfolgt eine Zentralisierung und Vernetzung aller Daten und Transaktionen in einem System – auf einem Server. Im Gegensatz zur Speicherung der Daten auf der Chipkarte wie es bis heute der Fall ist.
    Folie 14: Zur Identifikation für einzelne Anwendungen hat der Nutzer mehrere Medien zur Auswahl. Klassisch die vorhandene Karte, alternativ biometrische Merkmale oder das Smartphone.
    Folie 15: Die meisten Anwendungen kennen sie alle: das Bezahlen von Essen und Trinken an Automaten oder in der Kantine und den Shops;
    Folie 16: der Zugang zu Gebäuden und Räumen; die Mitarbeiterzeiterfassung;
    Folie 17: das Öffnen von Schließfächern oder ganz aktuell das Erfassen von Personen in Räumen z.B. Hörsälen, Schulungsräumen, Klassenräumen und so weiter.
    Folie 18: Datensicherheit ist gerade heute eines der wichtigsten Themen. Wer hat Zugang zu meinen Daten? Wie kann ich meinen PC und somit die Daten absichern? Wie kann ich Dokumente vertraulich drucken? – Generell: Wie können unsere Kunden mit den Lösungen der InterCard die Datensicherheit verbessern und damit die Effizienz ihrer Workflows optimieren?
    Folie 19: Oder ganz neue Anwendungen die mit der immer weiter steigenden Mobilität der Menschen erforderlich werden, was wiederum neue Anforderungen und damit neue Anwendungen mit sich bringt. Wo kann ich mein teures Fahrrad sicher unterbringen? Wie kann ich eine Garage, eine Box reservieren und bezahlen? Wie kann ich auf meinem Firmenparkplatz die E-Ladesäule aktivieren oder als Student mich in Bus und Bahn authentisieren?
    Folie 20: Intercard ist in den letzten Jahren erfolgreich den Weg vom Chipkartensystem zum digitalen ID System gegangen. Wie war der Anfang?
    Folie 21: Für alle Anwendungen gab es unterschiedliche Zahlsysteme, unterschiedliche Karten und unterschiedliche Datenverwaltungen. Also eine Vielzahl von Karten und Einzellösungen. Vor mehr als 15 Jahren hat InterCard die Hochschulwelt etwas revolutioniert – die multifunktionale Chipkarte ist entstanden.
    Folie 22: Eine Karte für alles, aber noch immer unterschiedliche Verwaltungssysteme.
    Folie 23: Heute geht Intercard wieder einen großen Schritt weiter. Eine sichere, digitale Nutzer-ID für alle Anwendungen und eine zentrale Verwaltung der Nutzer und Transaktionsdaten. Natürlich mit gesicherten Schnittstellen zu den unterschiedlichen Anwendungen und ERP Systemen. Wichtig hierbei – ganz egal ob die Anwendung von InterCard kommt oder bereits vorhanden ist. Dies ermöglicht den Einsatz auch bei Kunden, die schon Teillösungen haben und nun das Gesamtsystem zentral administrieren möchten. Auch das war bislang auf Basis der Chipkarte nicht oder nur sehr bedingt möglich.

    Folie 24: Wir haben aktuell und werden in den nächsten Monaten die Konzernstruktur weiter optimieren und die entsprechenden Firmen zusammenführen – In Deutschland und der Schweiz. Dadurch werden die Cross-Selling Potenziale noch besser nutzbar und auch der Zugang zu unterschiedlichen Kundenkreisen für alle unsere Systeme erleichtert. Unser Ziel: „One Company – One Team“.

    Folie 25: Mit überschaubaren Investitionen wurden Produkte, Technologien und Märkte erweitert. Wo die Eigenentwicklungen oft wesentlich teurer geworden wären. Durch Akquisitionen verschaffen wir uns mit niedrigen Investitionen Zugang zu neuen Technologien und neuen Märkten. Denn selber machen ist nicht immer besser und oft teurer. So haben wir gemeinsam mehr eigene Anwendungen oder Funktionen und innovativere Systeme für einen noch größeren Markt. Alle unsere Unternehmen verschaffen sich gegenseitig Zugang zu ihren Märkten. Mit jedem weiteren Unternehmen wächst somit unser Cross-Selling Potenzial für die verschiedenen Funktionen und Anwendungen exponentiell.

    Folie 26: InterCard bindet immer neue Funktionen und Anwendungen in das ID System ein. Aktuelle Beispiele sind der Zugang zu Daten per Chipkarte oder App, sowie die Identifikation an Ladesäulen für E-Mobilität. Viele dieser Funktionen kommen von Intercard oder aus übernommenen Tochtergesellschaften. Aber auch Funktionen von Drittsystemen werden jetzt mit eingebunden. So wird das zentrale ID System, über lizenzierte Schnittstellen, immer mehr zum Standard für umfangreiche Gesamtsysteme und vermarktet neben dem zentralen System auch viele angeschlossen Funktionen und Anwendungen

    Folie 27: Zwei Beispiele für die neuen Anwendungen im vergangenen Jahr und aktuell. Zugang zu Daten
    Folie 28: sowie das freigeben von E-Ladesäulen. Vielfach werden im Rahmen von Mitarbeiterausweisen auch das Freischalten von E-Ladesäulen angefragt – ein ganz aktuelles Thema. Folie 29: Neben all dem hat InterCard aber auch ein hohes Bestandskundengeschäft, recht gesicherte Umsätze. Mehr als die Hälfte unserer Konzernumsätze kommen aus dem margenstarken Geschäft mit bestehenden Kunden. Diese Bestandskunden bestellen weit mehr als eine halbe Million individuell codierter Karten, deren Verkaufspreis eine rechnerische Systemlizenz enthält. Serviceverträge und regelmäßige Ersatzkomponenten sichern diese Umsätze auch in unsicheren Zeiten ab. Die Kunden benötigen ständig neue Updates oder erweiterte Anwendungen und Funktionen für ihr ID System bis hin zu Migrationsprojekten auf neue System Generationen – wie das zentrale ID System mit Mobile Payment.
    Folie 30: InterCard ist nach wie vor Marktführer in Deutschland und der Schweiz im Bereich Universitäten und Bildung.
    Folie 31: Intercard hat Leuchtturmprojekte im Bereich öffentlicher Bibliotheken, wie die Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt und Berlin aber auch international die Public Libraries in Cleveland, San Diego oder Boston mit einer hohen Anzahl an Nutzern.
    Folie 32: Intercard geht seit dem letzten Jahr aktiv auch neue Wege in neue Märkte und hat trotz der Corona Pandemie relevant in den Vertrieb investiert. So wollen wir auch diese neuen Märkte wie Kliniken, Unternehmen und Industrie, Behörden und Institutionen, oder bei smart City Projekten das ID System von InterCard zum neuen Standard machen.
    Folie 33: Auch hier gibt es bereits relevante Kunden im Bereich der Kliniken,
    Folie 34: im Bereich von Unternehmen, Industriekunden
    Folie 35: oder ganz aktuell eine komplette Migration der Systeme in den Ministerien des Landes Sachsen.

    Folie 36: InterCard entwickelt sich dabei mehr und mehr zu einem Software- und Dienstleistungsunternehmen mit neuen Geschäftsmöglichkeiten und Geschäftsmodellen. Themen wie Softwarenutzerlizenzen, Software-as-a-Service, Betreibermodelle. All dies wird durch das neue Zentrale ID System unterstützt bzw. das neue System ist die Grundlage hierfür. [Hierzu der Text auf der Folie: Kunden müssen nicht immer ein System kaufen, um von unseren Funktionalitäten zu profitieren. So haben wir eine rein Cloud-basierte mobile Zeiterfassung auf den Markt gebracht, die ein stationäres System ergänzen kann, aber nicht muss. Auch unser neues ID-System bieten wir teilweise als Software-as-a-Service an. Dies ermöglicht mittelfristig margestarke Einnahmen.]
    Folie 37: App-basierte Geschäftsmodelle, Portal-basierte Geschäftsmodelle mit direktem Zugang zu den Nutzern. Ferner können langfristig Nutzer aus unterschiedlichen Institutionen über ein und dieselbe Nutzerplattform zusammengeführt werden.

    Folie 38: Einfach herunterladen der InterCard App, das Registrieren auf dem zentralen InterCard Server, das Generieren der sicheren persönlichen ID, InterCard-Secure, ergibt eine maximale Transparenz für den Nutzer und auch für InterCard Möglichkeiten für Markenkooperation oder Werbevereinbarungen einzugehen.
    Folie 39: Immer mehr Menschen sind in einem ID-Management von Intercard registriert und bewegen sich damit in immer neuen Funktion, wie der Zutrittskontrolle und vielen weiteren Anwendungen. Sie vernetzen ihr Kartenguthaben, ihr Guthabenkonto mit ständig neuen Zahlungsanbietern wie PayPal, Mastercard, etc. Das System ermöglicht bereits heute neue Geschäftsmodelle mit Lizenzen in Abhängigkeit der Zahl der Nutzer, der angeschlossenen Anwendungen oder der integrierten Payment Dienstleistern. Unsere Tochtergesellschaft Polyright in der Schweiz hat bereits mit Zahlungsanbietern wie Twint, das ist die Zahl-App der Schweizer Banken, oder Mastercard entsprechende Lizenzvereinbarungen mit relevanten Erträgen realisiert. Das wollen wir weiter nutzen und so unsere Geschäftsmodelle skalierbarer machen.
    Folie 40: Intercard wird in den nächsten Monaten auch die Internationalisierung weiter vorantreiben. Das neue System mit lizenzierten Schnittstellen zu Drittssystemen ermöglich es auch über Deutschland und die Schweiz hinaus unsere Lösungen zu verkaufen. Dies wiederum ermöglicht den Zugang zu einem großen Kundenpotential, national wie international.

    Folie 41 – Wachstum: Wir wachsen in unseren heutigen lokalen Bestandsmärkten in Deutschland und der Schweiz durch weitere Anwendungen und neue Geschäftsmodelle. Wir wachsen durch den Vertrieb unserer vorhandenen und neuen Lösungen in neuen Märkten in Deutschland und der Schweiz. Wir wachsen durch die neuen Technologien und App-basierten Lösungen. Wir wachsen international, organisch und durch Akquisition. Wir wollen das was wir schon einmal erreicht haben, profitabel den Umsatz zu verdoppeln, wieder erreichen.

    Folie 42 – Schlusswort: Alles in allem geht die Intercard sowohl technologisch, als auch geschäftsmodellbasiert seit 2020 neue Wege. Um das Umsatz- und Ergebniswachstum stark zu beschleunigen. Corona macht uns aktuell den Weg etwas beschwerlicher, aber wir haben ein gutes Bestandsgeschäft und haben nun auch die Möglichkeit und die Zeit für die Fertigstellung unserer neuen Lösungen und Produkte. Nach wie vor sind die Universitäten und Hochschulen in Deutschland geschlossen und die Projekte können in diesem Markt noch nicht wie geplant umgesetzt werden. Die Geschäftsentwicklung in anderen Märkten und der Schweiz ist nach wie vor positiv. Wir haben im Hinblick auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell die Kurzarbeit reduziert um alle neuen Entwicklungen und auch unsere neue Strategie nachhaltig zu vermitteln. Sobald die Situation es zulässt, werden wir unsere neuen Konzepte und Lösungen den Kunden vorstellen und auch die bereits angegangen neuen Märkte und die Internationalisierung weiter vorantreiben. DieMitarbeiterinnen und Mitarbeiter der InterCard haben im vergangenen Jahr unter erschwerten Bedingungen einen tollen Job gemacht. Im Namen des Vorstands ein herzliches Dankeschön für den Einsatz. Meinen persönlichen Dank an den InterCard Aufsichtsrat für die ganze Unterstützung, für das Vertrauen und die pragmatische und kollegiale Zusammenarbeit. Ein herzliches Dankeschön an unsere Kunden und Geschäftspartner sowie an Sie unsere Aktionärinnen und Aktionäre für das anhaltende Vertrauen und die Unterstützung. Ich bedanke mich herzlich bei ihnen für ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse und hoffe dass wir uns schon bald wieder persönlich treffen. Vielen lieben Dank.

    Anhang 2 – Fragen der Aktionär:innen und Antworten

    Ich hatte (wohl als einziger Aktionär) Fragen eingereicht. Diese wurden gewissenhaft beantwortet und sollten einige interessante Details aufzeigen.

    Anbei die Fragen und Antworten:

    Themenkomplex: Akquisitionen, Minderheitsgesellschaften

    • Was war der Übernahmepreis der Polyright AG?
      A: Vorweg – es wurde seitens Intercard kein Kaufpreis an den damaligen Eigentümer Sandpiper bezahlt. Die Vereinbarung war, dass wir eine Kapitalerhöhung in der Polyright AG tätigen und so die Basis für das Wachstum und die Weiterentwicklung des Unternehmens und damit der Intercard erreichen. Für die Mehrheit mit 61,03% wurden auf diesem Weg ca. 600T€/650TCHF bezahlt. In zwei weiteren Schritten, inklusive der aktuellen Sachkapitalerhöhung, wurden die restlichen Anteile von den verbleibenden Gesellschaftern zu einem Preis in Höhe von ca. 683T€ übernommen. Also in Summe wurden ca. 1,3 Mio. € investiert.
    • Welche Entwicklungsaufwände wurden in den letzten Jahren von der Polyright AG in das IT-System der Polyright AG investiert.
      A: Im Wesentlichen zwei Projekte. Die Nutzerplattform mit der zentralen Nutzer- und Kontensteuerung – das ID System. Das ist ein Projekt das bei der Polyright vor ca. sieben Jahren gestartet wurde. Daran wird quasi täglich gearbeitet. In Summe sind hier mehr als 5 Millionen Schweizer Franken investiert worden. Das zweite Projekt ist ein Kassensystem das zukünftig 2022/2023 auch für die Intercard Gruppe verfügbar ist. Hier beliefen sich die Investitionen bislang auf 1,5 Millionen Schweizer Franken.
    • Welche Rolle spielt das Polyright System in der Intercard Plattform?

    A: Es ist das Softwareherz des Systems. Wir sind daher froh, dass wir durch diesen Zukauf keine separate Entwicklung und damit hohe Investitionen tätigen mussten, sondern auf diesem Wege zeitnah, neben dem Markt in der Schweiz, auch die für Intercard wichtige Zukunftstechnologie bekommen haben.

    • Am 15.06. 2021 wurde dem Aufsichtsrat Herrn Manfred Rietzler ermöglicht Aktien zu einem Kurs von 3,8€ zu zeichnen. Warum wurde Herrn Rietzler ein Rabatt von über 40% auf den Handelskurs am 15.06. gewährt? Wie viel % der Aktien hält Herr Rietzler und wie kam Herr Rietzler zu diesem Anteil?

    A: Zunächst einmal der 15.06. ist der Tag der Eintragung der Sachkapitalerhöhung. Die Kursentwicklung hat erst seit der MKK Konferenz und der Ankündigung des Mehrheitsaktionärs zur Verwässerung unter 50% stattgefunden. Die Verhandlungen mit den Miteigentümern der Polyright haben schon weit davor stattgefunden als die Aktien über Monate bei einem Durchschnitt von ca. 3,8€ und sogar darunter lagen. Daher haben wir uns an diese Gesprächsbasis gehalten und den Umrechnungskurs für die Sachkapitalerhöhung bei 3,8€ beigehalten. Der Kurs galt für alle drei bisherigen Mitaktionäre. Herr Rietzler hat seine Anteile an der Polyright bereits im Vorfeld vor Beteiligung der Intercard gehalten.

    Herr Rietzler hat sich an der Barkapitalerhöhung im November beteiligt – hierbei 21.000 Aktien erworben. Diese wurden auch publiziert. Im Rahmen der aktuellen Sachkapitalerhöhung hat Herr Rietzler 99.230 Aktien erhalten. Herr Rietzler als Aufsichtsrat der Intercard AG hält damit aktuell exakt 120.230 Aktien entspricht 5,95%.

    • Wie verteilen sich die Gewinne die auf Minderheitsanteile in 2020 anfielen auf die Minderheitsgesellschaften?
      A: In Summen liegen die Gewinnanteile der Minderheiten bei ca. 230T€. Diese setzen sich wie folgt zusammen:
      • Polyright 57T€
      • Control Systems: 153T€
      • Idpendant: 19T€
    • Werden weitere Minderheitsanteile bei IDpendant, Control Systems oder der Professional Services Datentechnik übernommen? Wenn ja – bis wann? Wie finanziert? Welche Investitionssummen könnten dafür anfallen?

    A: Hier gibt es aktuell keine konkreten Pläne.

    • Gibt es weitere Akquisitionsziele? Wenn ja – wie viele und in welchen technologischen Bereichen oder Märkten?
      A: Wir prüfen derzeit intern mehrere Möglichkeiten. Es sind bislang jedoch keinerlei Vereinbarungen oder Abreden getroffen worden. Hierbei geht es uns um Technologien und vor allem um Märkte.

    Thema: Umsatz- und Ergebnisentwicklung mit neuen Märkten & Applikationen

    Im Geschäftsbericht 2020 steht: „Als wir 10 Mio. Euro Umsatz erreicht hatten, haben wir uns vorgenommen, das zu verdoppeln: Jetzt mit mehr als 20 Mio. Euro Umsatz nehmen wir uns das wieder vor.“

    • Bis wann wollen Sie den Umsatz in etwa auf 40 Mio. € steigern? Wie hoch wird voraussichtlich der Anteil des organischen / anorganischen Wachstums sein?
      A: wie bereits erläutert – die Wachstumsstrategie bezieht sich auf ein organisches aber auch anorganisches Wachstum. Wir kalkulieren hier mit einem organischen Wachstum von ca. 8%. Hinzu 10% Wachstum in neuen Märkten und Ländern – also durch Akquisitionen.

    Umsatz 2021: Bitte geben Sie einen Ausblick auf das erste und zweite Halbjahr 2021. Haben Sie mittlerweile wieder Zugang zu den Hochschulen?
    A: Wie bereits im Bericht erläutert sind die Universitäten und Hochschulen in Deutschland nach wie vor beinahe vollständig geschlossen. Hier sind derzeit keine Projekte möglich. Wir gehen davon aus, dass es hier nicht vor Herbst weitere Umsetzungsmöglichkeiten gibt. In anderen Bereichen wie Industrie oder der Schweiz läuft es wie 2020 weit besser. Wir hatten 2020 auch von einem guten/sehr guten Auftragsüberhang aus 2019 profitiert, der vor allem im ersten Quartal die Umsätze gesichert hat. Dies ist in 2020 auf 2021 so nicht der Fall. Alles in allem gehen wir davon aus, dass in 2021 im ersten Halbjahr die Umsätze und auch das Ergebnis unter denen des Vorjahres liegen wird. Für das zweite Halbjahr können wir wirklich keine Seriöse Prognose abgeben.

    • Wie entwickeln sich der Umsatz außerhalb des Hochschulbereiches? Bitte nennen Sie hier die Umsätze der letzten beiden Jahre und den Planumsatz für dieses und nächstes Jahr. In welchen Branchen sehen Sie die größten Potentiale?
      A: Wir hatten in den vergangenen Jahren im Wesentlichen Umsätze der Intrakey Technologies AG im Bereich Behörden/Industrie in den USA über unsere Tochtergesellschaft Intercard Systems Inc. – dort im Bereich der großen öffentlichen Bibliotheken. Ferner Umsätze in der Schweiz z.B. Altersheime/Industrie. Der Umsatzanteil dieser Exportländer lag in den letzten 2-3 Jahren in Summe nicht wesentlich höher 15%. Wie bereits im Bericht erläutert gilt es diese Umsätze nachhaltig zu garantieren und entsprechend das Wachstum nachhaltig zu erhöhen. In Deutschland und in der Schweiz in neuen Märkten und auch international.  

    • Wie entwickeln sich die Umsätze außerhalb des DACH-Raums.
      A: Im Wesentlichen – wie bereits gesagt – waren dies Umsätze in den USA. In 2018 und 2019 waren es dort in Summe ca. 400TUSD. In 2020 gab es Corona bedingt keine relevanten Umsätze in diesem Land.
    • Wie entwickeln sich die Umsätze die dem Bereich Software-as-a-Service zugeordnet werden können? (Betreibermodelle, Lizenzumsätze, SaaS).
      A: Entsprechende Umsätze wurden hier in der Vergangenheit nahezu ausschließlich bei der Polyright in der Schweiz getätigt. Dort sind die Lösungen bereits seit vielen Jahren im Einsatz. Beziehungsweise der Polyright Umsatz basiert auf Software und Software-Lizenzen. Der Softwareanteil inklusive Lizenzen und Service liegt bei ca. 50% des Gesamtumsatzes der Polyright. Der in Höhe von ca. 4 Mio. € liegt. Also ca. bei 2 Mio. €. Hinzu kommen die Umsätze mit Karten und Hardware.
    • Das neue softwarebasierte System vereinfacht die Expansion in neue Märkte. Wo sehen Sie hier besonders große Potentiale? Wie sieht hier die weitere Roadmap aus?
      A: An dieser Planung arbeiten wir aktuell. Zum einen sind es Märkte wie Kliniken und Industrie in Deutschland und der Schweiz. Hier wurden auch bereits in 2020 Investitionen im Bereich Vertrieb getätigt. In der Schweiz auch neue Lösungen für Schulen – hier gibt es ca. 30.000. Ferner bei der Internationalisierung – Länder wie England und Irland
    • Im Android Playstore gibt es eine my.Intercard App. Diese wurde noch kaum heruntergeladen. Ist diese App für das App-basierte Wachstum relevant, oder werden die Apps anderweitig den Anwendern zur Verfügung gestellt? Wie viele Anwender nutzen Apps der Intercard AG
      A: Die my.Intercard App wurde vor etwas längerer Zeit realisiert um das mobile Bezahlen und auch weitere Hochschulfunktionen zu präsentieren. Sie wurde in keiner vollständigen Installation genutzt. Diese App wird es in Zukunft so auch nicht mehr geben. Es werden Teilfunktionen in die neue gemeinsame App in Verbindung mit dem Polyright – Intercard System übernommen. Generell ist die App auch nicht das Geschäftsmodell, sondern die App ist lediglich der Nutzerzugang zum System. Auf der reinen App basieren derzeit keine direkten Lizenzmodelle. Diese sind im Software System und in den entsprechenden Schnittstellen enthalten. In der Schweiz haben aktuell mehr als 600.000 Studierende Zugang zu diesem zentralen System von Polyright über die Polyright App.

    • Inwieweit wird das weitere Umsatzwachstum dadurch gebremst, dass Funktionalitäten die bisher über teure Hardware gelöst wurden zukünftig über margenstärkere Softwarefunktionen oder Lizenzmodelle in Kombination mit einfacherer Hardware abgebildet werden?
      A: Es ist sicher so, dass der Anteil der Hardware zukünftig geringer ausfallen wird, da die Hardware mehr Mittel zum Zweck wird und die Produkte durch die reine Identifikation kostengünstiger werden. Jedoch wird die Hardware auch für die neuen Märkte benötigt. Und so wie die Märkte wachsen, wird es auch das Hardware Geschäft weiter in relevantem Umfang geben.
    • Auf der Münchner Kapitalmarktkonferenz wurde eine Steigerung der Ertragskraft in Aussicht gestellt. Bitte konkretisieren Sie die Pläne zur EBITDA-Margensteigerung in den nächsten Jahren.
      A: Vielleicht um das deutlich zu machen. Wir konzentrieren und weniger oder besser gesagt nicht nur auf die EBITDA Marge – also die Marge vor Abschreibungen. Auch wenn wir heute Projekte realisieren werden diese nicht alle aktiviert und daher auch nicht über die Abschreibungen sichtbar. Wichtig für uns ist das Wachstum im Bereich der Softwarelösungen und Lizenzmodelle. Hierüber ist eine reelle Margensteigerung möglich. Wie bereits erläutert. Das Verbessern der Margen durch Nutzung von Synergien, die Entwicklungskosten und Innovationskosten können für mehrere Märkte und damit größere Marktpotentiale genutzt werden, die Margensteigerungen durch den größeren Software- und Serviceanteil und der Zugang zu neuen Märkten und Ländern durch Akquisitionen und damit wieder das Nutzen der entwickelten Lösungen für einen größeren Kundenkreis und ein größeres Umsatzpotential.

    Themenkomplex: Sandpiper, Änderungen der Aktionärsstruktur, Xetra Handel

    • Die Sandpiper Digital Payments AG hat angekündigt ihre Intercard Aktien an mehrere ihrer Gläubiger abgegeben. Bitte geben Sie Auskunft welche Aktionäre größere Aktienpakete >5% halten. 
      A: Hierüber liegen uns derzeit keine Informationen vor und wurden von Sandpiper bislang auch nicht näher publiziert. Dieser Schritt ist unseres Wissens nach noch nicht abschließend vollzogen. Am 25. Juni – also Freitag dieser Woche – findet hierzu die entscheidende Generalversammlung statt. Sandpiper hält wie bereits gemeldet 46,8% der Intercard Anteile.
    • Sind sie im Austausch mit diesen Aktionären? Können Sie abschätzen ob es sich bei diesen neuen Aktionären um strategische oder Aktionäre handelt, oder ob die Aktien tendenziell eher auf dem Markt platziert werden?
      A: Wir sind zu diesem Thema derzeit und auch vor einem finalen Beschluss der Sandpiper mit diesen Aktionären nicht im Austausch. Im Wesentlichen aber sind es vermögende Privatpersonen die Intercard kennen, die an Intercard glauben und daher erwarten wir nicht, dass diese Aktionäre ihre Intercard Aktien auf dem Markt veräußern oder das Bestreben dazu haben. Aber es ist natürlich unser Ziel hier weit mehr Informationen zu erhalten und auch die Transparenz für uns alle und auch für Sie zu schaffen.
    • Bitte erörtern Sie inwiefern die neue Aktionärsstruktur die weitere Expansion von Intercard erleichtert
      A: Durch den bisherigen Mehrheitsaktionär der in den letzten Jahren mit Ausnahme des Mitzeichnens der kleinen Kapitalerhöhungen keinerlei Käufe oder Verkäufe getätigt hatte, war der Aktienhandel nur sehr gering. Auch die Unsicherheit über die Strategie der Sandpiper hat potentielle Interessenten vor ein Investment in die Intercard abgeschreckt. Dies soll sich nun in den nächsten Monaten auflösen. Hierzu auch die konkret bereits begonnenen und geplanten IR-Aktivitäten seitens Intercard.

    Ihre Meldung zur Handelsaufnahme XETRA:

    • Wurde ein Institut mit der Erstellung eines Research Berichtes beauftragt?
      A: Ja die GBC AG wurde mit der Erstellung eine unabhängigen Research-Berichtes beauftragt.
    • Die Präsentation der Intercard auf der MKK war ein Erfolg. Abgesehen davon ist die Intercard AG den meisten Aktionären unbekannt. Welche weiteren Aktivitäten, abgesehen von der XETRA-Aufnahme sind geplant, um die Aufmerksamkeit der Investoren auf der Intercard zu erhöhen?
      A: Ich denke wir werden sehr, sehr aktiv an weiteren entsprechenden Veranstaltungen teilnehmen und auch die Kommunikation und den Dialog mit unseren heutigen und potentiellen Interessenten vorantreiben. Auch über unsere Website / unseren IR-Bereich der aktuell bereits überarbeitet ist und weiter überarbeitet wird und so eigentlich die gesamten Informationen über unsere Aktivitäten und Ergebnisse für sie alle transparent wird. Ich denke ich habe somit alle gestellten Fragen ausführlich beantwortet. Nochmal ein herzliches Dankeschön für ihre Fragen.

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  • Aktien,  Blog

    Hello Fresh SE Aktienanalyse – Corona-Profiteur oder interessantes Langfristinvestment?

    Der Kochbox Hersteller Hello Fresh hat bisher eine rasante Börsenstory hingelegt. Dabei ist das mittlerweile im M-Dax gelistete Unternehmen erst seit 2017 an der Börse.


    In 2020 konnte bisher ein sehr starkes Wachstum um bis zu 100% verzeichnet werden. Die Frage die sich nun stellt: wie nachhaltig ist das Wachstum? Um diese und weitere Fragen geht es in der aktuellen Unternehmensanalyse von Hello Fresh.


    Hello Fresh in der umfangreichen Analyse!


    Im Video geht es dabei unter anderem um:

    00:00 Einleitung und Disclaimer

    00:55 Übersicht Hello Fresh

    04:13 Vorstellung Investment Case

    10:35 Zahlen Q3 und GJ 2020

    14:28 Erkenntnisse Q3 Call

    21:56 Gründe für Hello Fresh

    33:44 Risiken

    47:31 Fazit/Chance


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  • Aktien,  Blog

    Baumwipfelpfade mit Perspektive – Der Finanzvorstand der Erlebnisakademie im Interview

    29.09.2019Die Erlebnis Akadmie (EAK) als führender Anbieter im naturnahen Freizeit- und Erlebnisbereich setzt nach eigenen Angaben Maßstäbe für Naturerlebniseinrichtungen in einem wachsenden Markt. Ich konnte Finanzvorstand Herrn Blaß für ein Interview gewinnen.


    Die Erlebnis Akadmie (EAK) ist ein Betreiber von Baumwipfelpfaden mit Sitz in Bad Kötzting im Bayerischen Wald. Die acht Anlagen mit zusätzlichen Ergänzungen sind mit einem Volumen von ca. 44 Mio Euro am Nationalpark Bayerischer Wald, im tschechischen Lipno (Joint Venture), auf Rügen, im Schwarzwald, an der Saarschleife, im tschechischen Riesengebirge (Joint Venture), in der Slowakei (Joint Venture – Bachledka, Hohe Tatra) und im Juli 2018 im Salzkammergut am Traunsee (AT) errichtet worden.


    Erlebnisakademie Aktiehttps://www.eak-ag.de/eakag/investoren/aktie/
    Anzahl Aktien1.780.714 Stück
    Kurs (bei Erstellung des Artikels) 16,00 EUR
    Marktkapitalisierung28,48 Mio. EUR
    Notierungm:access, Open Market
    BörseMünchen, Frankfurt


    Im Jahr 2018 fanden 2,2 Mio. Gäste ihren Weg auf die Baumwipfelpfade. Im Jahr zuvor waren es noch 1,68 Mio. Für 2019 liegen die Schätzungen von Sphene Capital bei einem Umsatz von 17,1 Mio. EUR. Das Ergebnis pro Aktie soll sich nach Angaben der Analysten auf 0,89 EUR belaufen, dies entspräche einem KGV von rund 18. Die Aktie würde so mit dem ca. 1,7- fachen Buchwert notieren. Die Eigenkapital Quote liegt bei etwa 38%.


    Die Aktie der Erlebnis Akademie

    Quelle: wallstreet-online.de


    Die EAK verfolgt nach eigenen Angaben eine klare Wachstumsstrategie für Deutschland und Europa. Pro Jahr sollen 2-3 Anlagen hinzu kommen, zudem sollen bestehende Standorte durch neue Attraktionen wie kostenpflichtige Abenteuerspielplätze sowie den Ausbau des Merchandising und des Gastronomieangebote erweitert werden. Zusätzlich soll bald der erste Standort in Kanada eröffnet werden. Ich konnte Finanzvorstand, Herrn Blaß, für ein Gespräch in München treffen. 


    Interview

    Hallo Herr Blaß und herzlich willkommen im Interview. Stellen Sie den Lesern doch gerne kurz ihre Person und das Geschäftsmodell der Erlebnis Akademie vor.

    Mein Name ist Christoph Blaß, ich bin Finanzvorstand der Erlebnis Akademie (EAK). Wir bauen und betreiben Naturerlebnis Einrichtungen, aktuell vorwiegend in Form von Baumwipfelpfaden. Diese sind dabei in ganz Europa verteilt, vier davon in Deutschland, zwei in Tschechien, einen in der Slowakei, einen in Österreich und ab kommenden Freitag einer in Slowenien.


    Wie ist denn damals die Idee zur EAK entstanden?

    Ich bin einer von drei Gründungsaktionären der Erlebnis Akademie. Die EAK hat sich 2001 gegründet, damals im Bereich von Hochseilparks, Teamtraining- und Building. Hochseilparks betreiben wir aktuell keine mehr. Die Idee zum Geschäftsfeld Baumwipfelpfade ist erst 2008 entstanden und 2009 dann umgesetzt worden. 


    Wie läuft denn konkret der Auswahlprozess für einen Standort eines Baumwipfelpfades ab? Auf der HV war zu hören, dass es bis zu 500 potentielle Standorte gibt. Wie wählen Sie hier die Richtigen aus?

    Für die Standortauswahl haben wir intern ein dreistufiges Verfahren, bitte haben Sie Verständnis, dass wir dieses als einzig wirkliches Betriebsgeheimnis aber für uns bewahren möchten. Ein paar Faktoren kann ich trotzdem preisgeben. Wichtig ist ganz prinzipiell, dass ein gewisses touristisches Grundrauschen bereits vorhanden ist. Ebenfalls sind das Einzugsgebiet, die Anzahl der Übernachtungen in der Region, die Wettersituationen, etc. entscheidende Faktoren.

    Diese Dinge werden vorab von uns oder auch von Scouts bewertet. Sofern ein Standort den Vorab-Prozess erfolgreich durchläuft, übernimmt in der Regel mein Vorstandskollege Herr Bayerköhler den Besuch vor Ort. Wie bei jeder Immobilie ist der Standort natürlich das aller Wesentlichste. Hier lernen wir auch von Standort zu Standort dazu. Schlussendlich muss das ausgewählte Projekt anschließend noch zweimal den Aufsichtsrat passieren.


    Stichwort Standorte: wie sehen hier denn die Planungen für die nächsten bevorstehenden Eröffnungen aus?

    Aktuell gehen wir davon aus, dass die geplanten Standorte im Elsass und auf Usedom in 2020 an den Start gehen. Der geplante Baumwipfelpfad Bad Doberan und auch der Standort in Kanada werden vermutlich nicht mehr in 2020 eröffnet werden können, aber wenn alles nach Plan läuft, werden wir in 2020 mit der Umsetzung beginnen. Es kann aber auch mal schneller gehen bei Genehmigungsverfahren etc. Der Standort in der Slowakei ging z.B. schneller als veranschlagt in Betrieb. Leider ist das eher selten.


    Baumwipfelpfad Salzkammergut, Quelle: EAK


    Wie schwierig gestaltet sich denn aktuell die Umsetzung des geplanten Pfades in Kanada, dem ersten in Übersee?

    Ich kann nur sagen wie es bisher ist und da ist es eher leichter im Vergleich. In Quebec werden uns aktuell viele Wege erleichtert. Ein einfaches Beispiel: es gibt in Quebec eine bayerische Vertretung. Das hat uns bereits ganz viele Türen geöffnet, sogar bis hoch in die Ministerien. Wir empfinden es relativ gesehen als eher unkompliziert und sehen aktuell noch kein Haar in der Suppe.


    Werden Sie dabei weiterhin bei den Parks Mehrheitseigner sein, oder wie sind hier die Planungen?

    In Slowenien halten wir indirekt 80 Prozent, d.h. hier gibt es noch unseren Partner den wir auch in Tschechien im Boot haben und der uns nach Tschechien geholt hat. In Westeuropa (Elsass) und auch in Kanada sind hingegen 100% Beteiligungen geplant. 


    Langfristig kann ich mir vorstellen, dass das Wachstum auch größer als 2-3 Pfade pro Jahr sein wird.

    Christoph Blaß, Finanzvorstand der EAK über das weitere Wachstum


    Das Q3 ist ja erfahrungsgemäß das wichtigste Quartal. Können Sie hier schon etwas bekannt geben was die Besucherzahlen angeht? 

    Ich könnte Ihnen hierzu bereits etwas zu Juli und August sagen, werde es aber nicht tun. Ich hoffe Sie haben hierfür Verständnis. Was man sagen kann: das Wetter war recht gut im Juli und August. Auch wenn man dies natürlich sehr standortspezifisch betrachten muss. Der Juli war z.B. perfekt auf Rügen. Alles in allem ist es, zumindest bis zum Zeitpunkt der HV, in Deutschland recht gut verlaufen, und damit meine ich sowohl über den Plänen als auch über dem Vorjahr. Eine Aussage zum gesamten Quartal oder eine Prognose zum jetzigen Zeitpunkt wäre verfrüht und kann ich nicht machen.


    Baumwipfelpfad Saarschleife, Quelle: EAK


    Wie hoch ist denn das Besucherinteresse an den Altanlagen? 

    Auch hier muss man standortspezifisch sehr unterscheiden. Unsere Annahme eines idealtypischen Verlaufs ist, dass es in den Anfangsjahren einen Peak in den Besucherzahlen gibt und anschließend nähern sich diese aneinen bestimmten Wert an. Der Standort im Bayerischen Wald ist der einzige der eine solche idealtypische,abnehmende Rate hat. Jedoch sind wir auch hier 2018 auf fast 200.000 Besucher gekommen, was eine sehr stolze Zahl ist. Im Schwarzwald haben wir sogar eher steigende Zahlen, in Rügen waren wir bis zum Zeitpunkt der HV über den Vorjahreszahlen. Meine These ist ganz generell: an Standorten die einen Attraktivitäts-Erhalt oder eine Attraktivitäts-Erweiterung erfahren, kann das Besucheraufkommen hoch gehalten werden. Das zeigt z.B. die Erfahrung in Lipno. Die These stützt sich dabei auch auf andere Freizeitparks die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, z.B. der Europapark Rust. Die vom Potential her besten Standorte, wollen wir langfristig auf Tages- wenn nicht sogar Mehrtages-Destinationen ausbauen.


    Wird denn der Pfad in Gmunden den Break Even erreichen? 

    Das lässt sich jetzt noch nicht sagen. Bis zum Zeitpunkt der HV war der Zuwachs jedoch sehr erklecklich. Wie sich das bis Mitte November (so lange ist der Park geöffnet) verhält wissen wir natürlich noch nicht.


    Was sind die Wachstumspläne für die nächsten Jahre?

    Wir werden wachsen durch Erweiterungen vorhandener Standorte (um z. B. kostenpflichtige Waldspielplätze) und durch neue Baumwipfelpfade. Erweiterungen an den Standorten belaufen sich auf Kosten von 1-1,5 Mio. Euro, je nachdem ob mit oder ohne Gastro. Ein Baumwipfelpfad beläuft sich auf 4 – 7 Mio Euro, je nach Umfang. Langfristig kann ich mir vorstellen, dass das Wachstum auch größer als 2-3 Pfade pro Jahr sein wird. Wir prüfen z.B. auch die Möglichkeit, dass wir nur betreiben und ein anderer Investor baut. Oder die Option mit Lizenzmodellen bzw. Franchise-Modellen zu fahren. Dahingehend prüfen wir derzeit schon konkrete Optionen. Auf Riga könnte es sich z.B. so entwickeln, dass es ein reines Betreibermodell wird. Wenn wir nicht immer bauen und betreiben, könnte sich das Wachstum evtl. nochmal beschleunigen.


    Baumwipfelpfad Saarschleife, Quelle: EAK


    Und wie soll weiteres Wachstum finanziert werden? 

    Wenn man sich die Projektpipeline anschaut und nimmt man jetzt grob eine Verdoppelung im mittelfristigen Zeitraum an, dann sprechen wir von einem Capex von 45-50 Mio. Euro. Das werden wir nicht nur aus Gewinnen finanzieren. Wie die Verteilung von FK und EK im Detail sein wird, wird man sehen. Es ist jedoch offensichtlich, dass auch EK dazu notwendig sein wird.


    Wie ist denn die durchschnittliche Abschreibedauer der Anlagen? Und ergeben sich in ein paar Jahren dann nicht deutliche Effekte auf das Ergebnis?

    Aktuell schreiben wir in Deutschland neue Anlagen auf 10 Jahre ab. In anderen Ländern ist es sehr unterschiedlich, so dass wir aktuell zwar im Konzern noch mit durchschnittlich 10 Jahren planen, dies aber sich künftig ändern kann. Zum zweiten Teil ihrer Frage: Natürlich ergeben sich bei unveränderter Abschreibungsdauer in ein paar Jahren entsprechende Effekte. Die Abschreibungsdauer ist auch der betriebswirtschaftlichen Vorsicht geschuldet, da wir aktuell noch keine wirklich langfristigen Erfahrungen bzgl. technischer Nutzungsdauer haben. Der älteste Pfad im Bayerischen Wald wurde im September 10 Jahre alt.


    Durch weitere Diversifizierung der Standorte wird das Risiko durch Wettereinflüsse immer geringer werden.

    Christoph Blaß über Risiken durch Wettereinflüsse


    Wie lange laufen denn die Pachtverträge mit den Verpächtern? 

    Auch hier lässt sich das nur von Standort zu Standort sagen. Unser Wunschszenario sind aber eine Laufzeit von 20 Jahren mit einer einseitiger Verlängerungsoption für uns. Wir wollen möglichst lange drin zu bleiben und dazu möglichst auch eine umsatzabhängige Komponente mit einbauen. Im Elsass werden wir zum ersten Mal den Grund kaufen.


    Wir haben nun viel über die Chancen gesprochen. Wo sehen Sie persönlich auch Risiken im Geschäftsmodell der EAK? 

    Ein immanentes Risiko wäre, dass wir Standorte falsch einschätzen. Ebenso gibt es bei Standorten die Risiken dass ein Konkurrent auftaucht. In der Lüneburger Heide ist das beispielsweise bereits passiert. Im Nachhinein sind wir bei diesem Standort aber froh darüber. Die Idee eines Baumwipfelpfads ist an sich nicht schützbar, aber natürlich dürfen das spezifische Design und die architektonische Umsetzung nicht kopiert werden. Somit sind wir auf Geschwindigkeit bei der Auswahl der Standorte und die Umsetzung angewiesen. Unseres Wissens nach gibt es keinen zweiten Betreiber von mehreren Baumwipfelpfaden. 

    Ansonsten sind hauptsächlich noch Wetterrisiken zu nennen. Hier sind wir jedoch sehr gut diversifiziert durch die breite Verteilung in Europa. Dadurch haben wir so gut wie nie ein gleich gutes oder schlechtes Wetter an allen Standorten gleichzeitig. Durch weitere Diversifizierungen der Standorte wird dieses Risiko immer geringer werden.


    Das Thema Pilzbefall war zuletzt in den Medien. Wie sind hier denn die Risiken?

    Ja den Pilzbefall gibt es und das Thema wird unsererseits auch ernst genommen. Aktuell sind an einigen unserer Standorte Stützstämme des Pfades betroffen (nicht der Turm und sonstige Bauwerke). Wir können natürlich nicht zu 100 % sagen, wie sich das langfristig entwickeln wird. Wir arbeiten derzeit mit einer Hochschule zusammen, um das Thema zu analysieren und Lösungen zu finden. Bisher mussten wir noch an keinem Standort größere Austauschmaßnahmen durchführen. An einigen Standorten ist in den nächsten Jahren vermutlich der Austausch und/oder die Behandlung von einigen Stützstämmen notwendig. Wir gehen zum Stand heute davon aus, dass sich durch den Pilzbefall die langfristig erwarteten durchschnittlichen Instandhaltungskosten von 1% vom Capex nicht oder nicht maßgeblich erhöhen. Ich sehe den Pilzbefall bisher nicht als großes Risiko. Wir bleiben am Thema dran.


    Das ist eine Option, auch eine Option für alle Aktionäre die keine Dividende bekommen, da wir das Geld thesaurieren. Das wäre ein Exit Szenario.

    Christoph Blaß als Antwort auf die Frage ob die EAK als Übernahmekandidat in Frage kommt


    Profitieren Sie denn auch von Förderungen durch Bund oder Ländern? 

    Wir haben Förderungen des Landes Mecklenburg Vorpommern an unserem Standort auf Rügen erhalten und erwarten eine Förderung für die geplanten Standorte auf Usedom und in Bad Doberan. Bei den meisten Standorten gab es keine Förderkulissen. Im Saarland belief sich die Förderung auf 275 TEUR. Der Umfang der Förderung ist sehr standortspezifisch. Keine Förderung gab es in Slowenien, Slowakei und Tschechien. In Kanada wird es voraussichtlich eine Förderung geben, die sich auf maximal eine Million kanadische Dollar belaufen kann.


    Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, kommt die Erlebnis Akademie für Sie auch als Übernahmekandidat in Frage? 

    Wenn ich das spekulativ beantworten will, kann ich mir das durchaus vorstellen. Dass einer auf uns zukommen wird halte ich für nicht unwahrscheinlich. Ich werde hier allerdings nicht der Entscheider sein, ich halte 6,5 % der Aktien. Das ist eine Option, auch eine Option für alle Aktionäre die keine Dividende bekommen, da wir das Geld thesaurieren. Das wäre ein Exit Szenario. Wie wahrscheinlich das ist, hierzu wage ich jedoch keine Prognose.


    Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihrem Börsenauftritt? Anfang des Jahres hat der Kurs deutlich nachgegeben. 

    Der Kurseinbruch ist sicher multikausal zu sehen, sei es durch Projekt Verschiebungen oder höhere Ergebniserwartungen, das lässt sich im Nachhinein nicht sagen. Die Dimension die dort erzielt worden ist, erklärt sich mir jedoch gar nicht. Darüber mache ich mir aber auch keine Gedanken. Ganz grundsätzlich bin ich von der Entscheidung, an die Börse zu gehen, sehr überzeugt und sehe dies ganz generell auch für sehr sinnvoll für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland. Ich finde ich es wichtig offen zu berichten und zu reporten und Leute einzuladen am Prozess teilzuhaben. Dafür finde ich den M:acces extrem gut geeignet, hier habe ich freiwillige Regularien plus die verschärften Regularien der Marktmissbrauchsverordnung. Diese Kombination gibt in meinen Augen einem intensiv recherchierenden Investor eine hohe Sicherheit.

    Natürlich kostet ein Börsenengagement auch Geld und Ressourcen. Aktuell führen wir zum Beispiel eine Corporate Planning und Konsolidierungssoftware ein, jedoch wachsen wir hieran auch. Das wir insgesamt an vier Börsen gehandelt werden halte ich jedoch für etwas übertrieben. Ich ziehe unter dem Strich ein positives Fazit. Grundsätzlich sind Börsennotierungen in Deutschland auch noch unterprivilegiert was durchaus auch an den Regularien liegen mag. 


    Zum Abschluss die Frage: was spricht denn für Sie für ein Investment in die Erlebnis Akademie?

    Für die Erlebnis Akademie spricht z. B. ein beteiligtes und engagiertes Management. Mein Vorstandskollege Herr Bayerköhler ist seit 2002 dabei, ich bin einer der drei Gründer und seit 2011 im Vorstand und war zuvor Aufsichtsratsvorsitzender. Wir beide halten zusammen ungefähr 10 % und haben somit ein ureigenes Interesse an einer guten Entwicklung im Unternehmen. Vor allem sehe ich aber mittel- bis langfristig gute Wachstumschancen aus unserer geplanten Projektpipeline und auch noch Potential bedingt durch unsere Abschreibungsdauern (vorausgesetzt wir nutzen die Anlagen über die Abschreibungszeiträume hinaus profitabel) mit hoher Innenfinanzierungswirkung, vermutlich langfristiger Ertragskraft und starken Cashflows (da wir weitgehend fristenkongruent finanzieren). 

    Es kann somit nach absehbarer Zeit bei stabilem Geschäftsverlauf vermutlich nicht nur einen Gewinn- sondern auch einen Liquiditätszuwachs geben, wenn wir von der Abschreibungsdauer so bleiben. Kurzfristig orientierten Investoren würde ich jedoch nicht zu einem Engagement in die Eak raten, dafür sind die Kursentwicklungen zu volatil. Ich halte uns eher für mittel- bis langfristig- und nachhaltigkeitsorientierte Anleger für interessant. Den nachhaltigen Ansatz können wir recht gut belegen, unseren Social Impact weisen wir nach. Alles in allem halte ich die eak aus mittel- bis langfristiger Sicht für einen interessanten Wert. Ob jemand in ein Nanocap wie uns investiert, muss jeder natürlich selbst für sich entscheiden und die Risken und Chancen abwägen. Über die im Interview genannten Risiken hinaus verweise ich noch auf unseren Wertpapierprospekt.


    Ich bedanke mich vielmals für das Gespräch.


    Finanzvorstand der Erlebnis Akademie, Christoph Blaß (rechts).


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    Quellen

    https://www.eak-ag.de/eakag/investoren/aktie/

    https://www.eak-ag.de/eakag/

    https://www.wallstreet-online.de

    https://www.eak-ag.de/eakag/investoren/finanzberichte/Research/eak_UpdateReport20190903.pdf


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    Erklärung gemäß § 34b Abs. 1 WpHG und MAR sowie Delegierter Verordnung (EU) Nr. 2016/958 („DelVO“) Bewertung Die Bewertung, die der Anlageempfehlung für das hier analysierte Unternehmen zugrunde liegt, stützt sich auf allgemein anerkannte und weit verbreitete Methoden der fundamentalen Analyse, wie z.B. Discounted Cash Flow (DCF)-Modell, Terminal Multiple Bewertung, Peer-Gruppen-Vergleich, „Sum of the parts“ Modell oder ein ähnliche, häufige und weit verbreitete fundementale Bewertungsmethode. Das Ergebnis dieser fundamentalen Bewertung wird als Basis der Empfehlung benutzt, obwohl es auch von der Einschätzung des Analysten bezüglich möglichen Industrieveränderungen, alternativen möglichen Zukünfte, Unternehmensstrategienergebnisse, Wettbewerbsdruck, usw. angepasst. Die letztendliche Meinung des Analysten sollte nicht als einzigen Punkt von Modell betrachtet, sondern eher die überlegt am wahrscheinlichsten Ergebniss der vielen möglichen zukünftigen Auswirkungen. Unabhängig von der verwendeten Bewertungsmethode besteht das Risiko, dass das Investitionsergebnis nicht erreicht wird, z.B. aufgrund unvorhergesehener Veränderungen der Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens, Änderungen des Managements, der Technologie, der konjunkturellen Entwicklung, der Zinsentwicklung, der operativen und/oder Materialkosten, des Wettbewerbsdrucks, des Aufsichtsrechts, des Wechselkurses, der Besteuerung, usw. Bei Anlagen in ausländischen Märkten und Instrumenten gibt es weitere Risiken, etwa aufgrund von Wechselkursänderungen oder Änderungen der politischen und sozialen Bedingungen. Diese Analyse reflektiert die Meinung des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt ihrer Erstellung. Eine Änderung der der Bewertung zugrundeliegenden fundamentalen Faktoren kann nachträglich dazu führen, dass die Bewertung nicht mehr zutreffend ist. Ob und in welchem zeitlichen Abstand eine Aktualisierung dieser Ausarbeitung erfolgt, ist vorab nicht festgelegt worden. 

    Transparenzhinweis, Haftungsausschluss und Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Die veröffentlichten Artikel, Analysen, Daten, Tools und Prognosen sind mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erstellt. Die Quellen wurden als als vertrauenswürdig erachtet. Der Autor hat diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, kann aber die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität, Erhaltung und Erreichbarkeit der angegebenen Daten sowie die Erreichbarkeit der angegebenen Quellen nicht garantieren. Eine Garantie, Gewährleistung oder Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung gestellten Inhalte und Informationen kann nicht übernommen werden.

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  • Blog

    Drei Tipps für einen erfolgreichen Start an der Börse

    22.09.2019 – Der Finanzblogaward 2019 der Comdirect hat zu einer Blogparade unter den Finanzbloggern aufgerufen und ich bin gerne dabei. Dabei soll es um 3 Tipps für einen gelungenen Start auf dem Börsenparkett gehen. Hier ist meine Auswahl.


    1. Sich den eigene Erwartungen bewusst werden / eine Strategie festlegen

    Aus meiner Sicht der wichtigste und entscheidende Punkt den jeder interessierte Anleger für sich klären muss: was möchte ich mit meinem Börsen Engagement konkret erreichen? Natürlich möchte jeder Anleger Rendite einfahren. Die Frage ist jedoch: wieviel Rendite soll es sein und wie riskant darf es dabei zugehen?

    Die Strategie sollte dabei so gewählt werden, dass Sie zum Anleger individuell passt. Dabei hilft es auch nicht, einfach die vermeintliche ertragreichste Strategie zu wählen. Ziel sollte es vielmehr sein, sich mit seinen Engagements wohl zu fühlen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Märkte mal nicht so gut laufen wie aktuell. Hier sollte man sich die Frage stellen: kann ich mit meinen Investments leben wenn die Märkte mal 10, 20, 30 oder auch 50 Prozent fallen? Hier hilft es, einmal vor dem inneren Auge ein Minus von 50 Prozent im Depot zu visualisieren. Halte ich dann meine Aktien weiter oder verfalle ich wie die meisten anderen Anleger in Panik? Hier gilt nach wie vor die goldene Regel: nur das zu investieren was man übrig hat und notfalls auch (temporär) abschreiben kann.

    Bei der Auswahl der richtigen Strategie gibt es jedoch noch einige andere Parameter die Einfluss haben sollten. Sehr wichtig ist der gewählte Zeithorizont. Unter drei besser jedoch fünf Jahren macht aus meiner Sicht ein Engagement in Aktien keinen Sinn. Gar kürzere Zeiträume sind für mich reines Glücksspiel, auch wenn viele Anleger hier anderer Meinung sein mögen. Mit jedem zusätzlichen Jahr nimmt das Risiko eines Investments ab, hierzu gibt es ausreichend belastbare Quellen. Eine langfristige Anlage über 20 – 30 Jahre ist somit ideal, da so auch der Zinseszins richtig durchschlagen kann.

    Nun stellt sich neben vielen anderen Fragen, auch die Frage wieviel Zeit man aufwenden möchte. Wie viel Zeit hat der Anleger ganz realistisch betrachtet für seine Anlage (neben Job, Familie Hobbies etc.) ? Eine aktive Auswahl von Aktien erfordert durchaus Zeit, es müssen Geschäftsberichte gelesen werden und eigene Analysen gefahren werden. Das erfordert viel Zeit. Womit wir beim nächsten Punkt wären: wie viel Spaß habe ich daran ? Für jeden der zwar interessiert ist, der/die aber nicht außreichend viel Spaß an oben genannten Dingen hat, dürfte eine passive Anlage mehr Sinn ergeben. Hierbei kann man entweder auf ETFs setzen und somit die Marktrendite nach Kosten anstreben oder das Geld Dritten anvertrauen in Form von aktiv gemanagten Fonds.



    2. Selbstkritisch sein

    Wählt der Anleger einen aktiven Ansatz, nimmt er oder sie die Geschicke in die eigene Hand. Nun wird eine Eigenschaft besonders wichtig: Selbstkritik oder auch auch einfach Selbst-Reflektiertheit. Die Börse verzeiht keine Fehler. Jeder Anleger muss sich bewusst werden, dass schlussendlich jeder Marktteilnehmer versucht seine Rendite zu machen. Und: die Rendite macht in der Regel derjenige mit einem Wissensvorsprung.

    Von Warren Buffet gibt es das Zitat: “ich starte jedes Investment mit Bauchschmerzen heraus” (frei übersetzt). Worte die aus dem Mund des besten Investors aller Zeiten kommt, sollten zumindest einmal überdacht werden. Ich würde an dieser Stelle jedoch nicht von Angst oder Bauchschmerzen sprechen, sondern von einer gesunden Portion Demut die jeder Investor benötigt. Dies ist für mich unabdingbar und erkennt gleichzeitig an, dass es genügend andere intelligente Marktteilnehmer gibt.
    Sofern man aktiv anlegen möchte, empfehle ich die eigene Performance über 3-5 Jahre zu messen und zu verfolgen ob man mit einem ETF nicht vielleicht besser gefahren wäre. Nun ist es mit der Selbstkritik so eine Sache, sie kann schmerzen und nicht jeder geht gerne allzu hart mit sich ins Gericht. Es hilft jedoch nichts sich Investments schön zu reden. So gilt der Spruch: der größte Feind des Investors ist der Investor selbst. Es hilft in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und nüchtern zu analysieren. Emotionen haben an der Börse nichts verloren, weder Euphorie noch Angst.



    3. Lesen, lesen, lesen

    Entscheidet sich nun ein Anleger dafür, die Verwaltung des eigenen Portfolios selbst in die Hand zu nehmen, rate ich vor allem zu einer Beschäftigung: lesen, lesen und nochmals lesen. Auch hier sei wieder kurz der Blick über den großen Teich nach Omaha, dem Sitz der weltgrößten Beteiligungsgesellschaft unter Leitung von Charlie Munger und Warren Buffet, erlaubt. Von den beiden heißt es nicht ohne Grund, dass sie quasi von morgens bis abends lesen. Natürlich reicht lesen alleine nicht, es kommt vor allem darauf an was sie lesen. 

    Am zielführendsten dürfte dabei die Lektüre direkt von den Unternehmen selbst sein. Hier erhät man ungefilterte Informationen aus erster Hand. Alles im Nachhinein “aufbereitete” Wissen enthält in der Regel auch schon eine Form der Wertung. Doch auch bei Unternehmensveröffentlichungen gilt Vorsicht als oberstes Prinzip. So soll es bereits die ein oder andere in hübschen Worten verpackte Gewinnwarnung gegeben haben. Und auch allzu großspurigen Versprechenungen sollte man nicht blind folgen. Der Blick in den Geschäftsbericht ist übrigens Pflicht und ebenfalls die Verwendung einer Vielzahl an Quellen zur Analyse des infrage kommenden Unternehmens. Auch die großen Investment-Klassiker sollte man mindestens einmal gelesen haben. Ich habe hier eine Liste der für mich wichtigsten Bücher verfasst. Zwar gehe ich mit Lynchs’ steiler These d’accord, dass quasi die Grundrechenarten für einen Investor ausreichen. Allerdings sollte man sich mindestens solide Kenntnisse in Rechnungswesen und Bilanzierung aneignen. 

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  • Blog,  Strategie

    Meine Investmentbibel von Peter Lynch – der Börse einen Schritt voraus- Teil 2

    30.08.2019 – Es gibt viele Bücher über das Investieren. Das Werk von Lynch (engl.“one up on Wallstreet“) gehört zu den für mich wichtigsten Büchern und beeinflusst mein Handeln nach wie vor. Nachdem ich in Teil 1 die Basics von Lynch beschrieben habe, soll es in Teil 2 nun konkret um verschiedene Aktientypen und meinen abgeleiteten Investmentansatz gehen.


    Lynch, der selbst mehrere Vervielfacher verzeichnen konnte ( Ten-, Twenty- oder Fifty-Baggers) unterteilte Aktien gerne in verschiedene Kategorien. Je länger ich an der Börse bin, desto hilfreicher finde ich diese Unterteilungen bei der Strukturierung des eigenen Depots. Frei nach Peter Lynch unterteile ich meine Anlagen gerne in Stalwarts (u.a.Zykliker), Substanzwerte (sogenannte “Asset Plays”), schnellwachsende Unternehmen (sog. “Fast Growers”) und Turnarounds.


    Stalwarts und Zykliker

    Für den Kauf dieser Aktienkategorien gelten dabei unterschiedliche Kriterien. Kommen wir zuerst zu den sogenannten Stalwarts und Zyklikern. Stalwarts sind Aktien mit großen Marktkapitalisierungen wie sie z.B. im Dax vorkommen. Auch Coca Cola oder Johnson & Johnson fallen in diese Kategorie. Stalwarts können dabei mehr oder weniger Konjunktur abhängig sein. Sehr Konjunktur abhängige Aktien werden auch Zykliker genannt. Wie der Name verrät unterlaufen diese bestimmten Zeitabläufen und steigen und fallen mit dem auf und ab der Weltwirtschaft. In diese Kategorie fallen beispielsweise Automobilwerte, Stahlkonzerne aber auch Zulieferer. 

    Lynch rät hier auf dem Tiefpunkt zu kaufen und auf dem Hoch wieder zu verkaufen. Das leuchtet natürlich ein und ist doch in der Praxis viel schwieriger als es sich anhört. Denn wer weiß schon wann das Tief erreicht ist? Nichtsdestotrotz gibt es genügend Anleger die Zykliker in Hochs oder generell nicht in Tiefs kaufen. So kauft man diese Aktien zu teuer ein. Für mich persönlich spielen Zykliker eine untergeordnete Rolle, auch deswegen, weil ich mir kaum zutraue die Tiefs zu treffen. Bekannte zyklische Aktien sind z.B. Daimler, Lufthansa, Thyssenkrupp. Stalwarts finde ich persönlich ebenfalls eher weniger interessant, außer diese notieren zu einer äußerst preiswerten Bewertung.



    Substanzwerte („Asset Plays“)

    Viel spannender hingegen finde ich die nächste Aktienkategorie, den Substanzwert. Hiermit sind Aktien gemeint, die unter ihrem inneren Wert notieren. Zwar sind nach mehreren Jahren mit steigenden Märkten diese Sorte von Aktien Mangelware. Doch lohnt sich hier die tiefe Recherche. Ober mit den Worten von Lynch: wer 100 Steine umdreht entdeckt ein paar Möglichkeiten. Aus unterschiedlichen Gründen ist es dabei möglich, dass der wahre Wert der Aktie auf den ersten Blick schwer zu erkennen ist. Hier hilft dann nur der tiefe Blick in die Geschäftsberichte. Oftmals kann es Jahre dauern bis diese Aktien dann ihren fairen Wert erreichen, jedoch locken auch überdurchschnittlich hohe Renditen.


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    Schnell wachsende Unternehmen („Fast Grower“)

    Als dritte wesentliche Aktienkategorie nennt Peter Lynch stark wachsende Unternehmen, sogenannte Fast Grower. Wie der Name erahnen lässt, verzeichnen diese besonders starkes Umsatz und/oder Ergebniswachstum. Jedoch sind Aktien dieser Kategorie oftmals auch schon entsprechend bewertet. An der Börse gibt es schließlich kein “free lunch”. Die Kunst ist es dabei diese Art der Aktien nicht zu teuer einzukaufen und sich dann Jahre am überproportionalen Wachstum zu erfreuen. So kann es auch schon reichen die Aktie zu einem “fairen” Preis zu kaufen. Ein Anhaltspunkt ist hier das historische KGV. Dieses kann ein Hinweis darauf sein wie der Markt in der Vergangenheit das Unternehmen bepreiste. Hier gilt es längere Betrachtungszeiträume zu wählen (mind. 5 Jahre).

    Kauft man ein Unternehmen zu seinem durchschnittlichen historischen KGV und dieses wächst wie geplant weiter mit 20% p.a. kann dies die Rendite darstellen, die mit der Aktie zu erzielen ist (da der Kurs dann entsprechend auch 20 % zulegen würde). Gefährlich wird es, wenn Unternehmen plötzlich weniger stark wachsen. Dann ist es möglich, dass der ganze Investmentcase ins Wanken gerät. Die Folge sind scharfe Korrekturen der Aktienkurse.


    Turnarounds

    Wie es hier der Name bereits vermuten lässt sind Turnarounds Aktien von Firmen die äußerst schwierige Zeiten durchmachen. Meistens haben Investoren diese Aktien bereits in großen Teilen abgestoßen und diese notieren mangels Nachfrage zu sehr niedrigen Bewertungen. Die Kunst für einen Investor besteht nun darin, einzuschätzen ob die Unternehmen wieder in die Spur kommen. Gelingt das, können sich Aktien dieser Gattung verfielfachen. Allzuoft schaffen Unternehmen aber keinen nachhaltigen Turnaround, dann müssen Investoren ihren Einsatz abschreiben.


    Fazit (Teil 2)

    Das Buch von Lynch eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Investoren mit fortgeschrittenem Wissen. Ich wünschte es wäre mir noch früher in die Hände gefallen. Die Einordnung von Aktien in unterschiedliche Kategorien hilft mir persönlich bei der Strukturierung meines Portfolios und bei der Bewertung von Aktien enorm. Dabei konzentriere ich mich auf Fast Grower und Sustanzaktien. Bei Turnarounds sehe ich ebenfalls Chancen auf eine Outperformance, allerdings empfinde ich Investements in diesem Bereich als besonders herausfordernd an.


    Die deutsche Version Der Börse einen Schritt voraus – Neuauflage: Wie auch Sie mit Aktien verdienen können! findet sich hier (oder auch Klick aufs Bild und Weiterleitung auf amazon.de). Ich weise an dieser Stelle darauf hin, dass dieser Artikel Affiliate Links enthält, ich also eine kleine Provision von Amazon erhalte sollten Sie das Buch über diese Link bestellen. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Käufen.


    Das Buch von Peter Lynch gibt es im englischen Original hier (es handelt sich dabei um einen Provisonslink) :

    Peter Lynch – One up on Wallstreet bestellen


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    Über den Autor


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    Quellen

    Peter Lynch – Der Börse einen Schritt voraus. Wie auch Sie mit Aktien verdienen können – Gebundenes Buch – 1997

    • Broschiert: 384 Seiten
    • Verlag: Börsenbuchverlag; Auflage: 1 (20. November 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 9783864705656
    • ISBN-13: 978-3864705656
    • ASIN: 3864705657


    One Up On Wall Street: How To Use What You Already Know To Make Money In The Market (Englisch) Taschenbuch – 3. April 2000


    • Taschenbuch: 304 Seiten
    • Verlag: Simon & Schuster; Auflage: ed (3. April 2000)
    • Sprache: Englisch
    • ISBN-10: 0743200403
    • ISBN-13: 978-0743200400

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  • Aktien,  Blog,  Gastbeitrag

    Über das Glück Langfristanleger zu sein

    31.07.2019 – Das Plädoyer für die langfristige Investition in Aktien speziell zur Altersvorsorge und einen anderen Blick auf die Kapitalmärkte. Ein Gastbeitrag von Privatanleger Stephan Gemke.


    Das Wichtigste gleich zu Beginn dieses Textes:

    a) Die Börse ist ein Geduldsspiel und nichts anderes
    b) Selbst bei Mau-Mau ist es schwieriger zu gewinnen


    Und nun haben Sie, metaphorisch ausgedrückt, die Wahl, ob Sie noch die lange Rede zu diesem kurzen Sinn lesen möchten, oder nicht.
    Mein Tipp: Falls Sie bislang der Meinung waren, Börse sei Glücksspiel, lesen Sie unbedingt weiter.

    Also dann… wie bei so ziemlich allen Kartenspielen, gibt es bei Mau-Mau nur Regeln, die es erschweren zu gewinnen. Um nur zwei zu nennen: ziehen Sie die „7“, erhalten Sie zwei zusätzliche Karten. Bei vier „7ern“ hintereinander sogar acht Karten und ziehen Sie eine „8“ müssen Sie eine Runde aussetzen. Ziemlich perfide, geht es doch darum, möglichst schnell alle Karten wegzubekommen.

    Beim Spiel des Aktienhandels ist es genau umgekehrt. Die dortigen Spielregeln helfen dabei zu gewinnen, sprich sein eingesetztes Kapital zu vermehren. Das Regelwerk gibt mit Dividenden und dessen Reinvestieren,
    der Diversifizierung (auch im Rahmen des Focus-Investings), der Zeit bzw. Haltedauer, der Recherche und des Verstehens von Fundamentaldaten,
    Sparplänen und (mit Abstrichen) Stop-Loss Orders genügend Vorgaben die einzig und allein helfen, das Börsenparkett als Gewinner zu verlassen.


    Man muss diese Regeln nur anwenden. Tut man es nicht, dann kann man nur verlieren. Zudem gilt: Für einen Totalverlust braucht es eine solch seltene Kombination aus Blindheit, Blödheit, Verweigerung, Abstinenz und Gleichzeitigkeit, dass Sie deutlich eher durch herabfallende Fernseher sterben werden – und bedenken Sie, wie selten das vorkommt!


    Als Investor spielen Sie immer mit den jeweiligen Börsenunternehmen gemeinsam und nie gegeneinander. Denn Allen ist an Wertsteigerung gelegen. Bei Mau-Mau hingegen spielen Sie immer gegeneinander, denn dort kann nur einer gewinnen. Die ganzen diversen Derivate haben mit klassischen Aktieninvestments nichts zu tun, sondern sind nur – beschönigt ausgedrückt – Neuerungen bzw. – bei ihrem Namen genannt – absichtliche Perversionen, mit denen es gelingen soll, wie beim Glücksspiel, dass am Ende immer nur einer, nämlich die Bank gewinnt. Aus einem Miteinander wurde quasi ein „Alle gegen Sie“. Machen Sie dieses Spiel nicht mit bzw. spielen das alte, gute Spiel der Börse und Sie gewinnen.

    Für mich ist das Karten spielen hierbei gleichbedeutend mit Zockerei, Wetten, Spekulation und Trading. Egal, ob beim Poker, beim Quartett oder bei 31 (bzw. Schwimmen) und Doppelkopf, jeder hat eine lange Liste an Niederlagen vorzuweisen und sicherlich nicht selten auch einen schmerzhaften Verlust von Geld zu verkraften. Wo, wenn nicht beim Kartenspielen wird mehr abgezockt, gemogelt und geschummelt?




    Es ist daher nicht anders, als beschämend zu bezeichnen, dass uns diese Zockerei seit Kindesbeinen an vertrauter ist sowie akzeptabler und durchaus auch sinniger erscheint, als der eher gefahrlose Vermögensaufbau mittels Aktien.

    Obwohl jeder beim Kartenspielen häufiger verlor, als an der Börse, verlor das Kartenspielen nichts an Reiz und Ausflüge ins Casino (virtuell oder real), wo die Statistik erst recht gegen einen steht, sind keine Seltenheit. Roulette zum Beispiel ist unschlagbar was den Chancenreichtum zum Verlieren angeht. Sich da an den Tisch zu setzen, aber Angst vor dem Gang auf das Börsenparkett zu haben, ist gegen jeden Verstand.

    Wegen der Zahl 0, bei der die Bank gewinnt, liegt die Gewinnchance bei der Wahl zwischen rot/schwarz oder gerade/ungerade nämlich nicht bei 50:50, sondern darunter. Und Ihre Gewinnchancen und -höhen sinken nochmals, wenn Sie eine der 36 Zahlen tippen oder „auf die Linien“ setzen und Ihr Geld hälftig oder geviertelt einsetzen.


    An der Börse hingegen sieht die Statistik für Sie deutlich besser aus – und zwar bereits ohne die oben dargestellten „Regeln“. In einer Forschungsarbeit, die die Jahresperformance von Aktien von 1800-2016 untersuchte, standen „74 eher schwierige Jahre für die Weltwirtschaft 143 expansive Jahre gegenüber“. Und wenn Sie sich an den Geschichtsunterricht erinnern, wissen Sie, dass dieser Zeitraum sehr von Kriegen und Sondereinflüssen wie die Hyperinflation 1923 geprägt war. Dennoch überwiegen die guten Jahre deutlich.

    Auch in kürzeren Zeiträumen, z.B. in Jahrzehnten, ist die Performance von Aktien unschlagbar. Das sehen Sie z.B. am Kursverlauf der Indizes wie den Dax oder z.B. an dem von Berkshire Hathaway, der Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett und Charlie Munger.



    Klar, die Kursverläufe haben Zacken, aber die Richtung zeigt klar nach oben. Apropos gute und schlechte Jahre: So weist der Standard & Poors 500-Index ein langfristiges Verhältnis von 10 negativen zu 26 positiven Monaten auf und mit dem Dax ließen sich in den vergangenen 30 Jahren 5,2% Rendite pro Jahr erzielen, und zwar nach Abzug der Inflationsrate von 2% und trotz Dotcom-Blase, 9/11 und Weltfinanzkrise. Nur braucht es dafür eben eine Haltedauer über 12 Monate hinaus, doch in den meisten Ländern der Welt ist dies nicht der Fall.

    Wer also meint, die Crashgefahr sei immer hoch oder die Börse sei ein Minusgeschäft usw. irrt oder lügt oder Beides. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in Phasen von Kursrückgängen besonders gute Schnäppchen zu machen sind und dort die Saat gelegt werden kann, für die nächste, noch reichhaltigere Ernte in Haussephasen.


    Dieser Irrglaube muss wohl wieder mit der Kindheit zutun haben. Denn die Denkweise „mal gewinnt, mal verliert man“ wird uns dort nur in Bezug aufs Spielen gelehrt – egal, ob Karten- oder Videospiele. Ein absolutes Verlust- und Niederlagenverbot wird uns aber in Sachen Geld eingebläut. Das auch Geld zwischenzeitlich mal weniger werden kann, damit es langfristig mehr wird, ist tabuisiert. Stattdessen zeigt man uns was Sparen bedeutet und wie der Zinseszinseffekt wird. Immerzu heißt es: „Bring dein Geld auf das Sparbuch, dann ist das Geld sicher und du erhältst sogar Zinsen. Da ist dein Geld sicher und wird niemals weniger.“


    So groß zu werden bringt natürlich Vorurteile gegenüber der Börse. Zudem werden Verluste medial so aufgebauscht, dass man sich immer wieder vergegenwärtigen muss: Die Gewinnperioden überwiegen die Verlustperioden. Und insbesondere dort, wo Gewinne nicht gedeckelt sind, sondern nur die Verluste (bei -100% ist Schluss), kann man auf lange Sicht gar nicht arm werden. Lediglich schnell reich werden, geht nicht.



    Schauen Sie sich die Liste der Superreichen an: Niemand dort ist schnell reich geworden, mühelos wurde ihr Vermögen ebenfalls nicht vermehrt (die meisten sind Unternehmer) und keiner ist durchs Zocken (allenfalls durch Abzocke) reich geworden.

    Auch sind die Voraussetzungen denkbar niedrig. Es braucht für das Geduldsspiel Börse nur die vier Grundrechenarten – womit übrigens auch das Prozentrechnen, bzw. der Dreisatz mitabgedeckt ist. Kein Investor braucht umfangreiche Finanzmathematik. Jedoch braucht umfangreiche Finanzmathematik Investoren, und zwar der schädlichen Sorte, damit den unnötigen Derivaten ein Markt und somit eine Pseudo-Daseinsberechtigung gegeben wird.

    Hingegen kann sich jeder glücklich schätzen, wer sich so gut mit seinen Unternehmen auskennt, dass er die oft aufgebauschten und kursbeeinflussenden Medienberichte richtig einordnen kann.



    Glücklich ist auch jeder, der Kursschwankungen gelassen nehmen kann, weil sie oft weniger den Unternehmenszustand reflektieren, als vielmehr die Gemütslage des „Marktes“. Glücklich zum Dritten ist, wer nicht den Aktienkurs, sondern das Unternehmen als Chance erachtet, sein Vermögen zu mehren.


    Glücklich zum vierten Mal ist, wer um den Unsinn des Markttimings weiß und stattdessen die Zeit und/oder Dividenden für sich arbeiten lässt.
    Und glücklich zum fünften Mal ist, wer nicht denkt „ach, wäre ich doch bloß zu dem Zeitpunkt mal eingestiegen oder ausgestiegen“, sondern wer im Zug sitzenbleibt, sein Investment gegebenenfalls durch regelmäßiges „verbilligen“, „verteuern“ oder „reinvestieren der Dividende“ erhöht und sich darauf freut, mit immer Geld kumulativ Richtung Kulminationspunkt zu fahren, statt den bisherigen Gewinn zum Fenster rauszuschmeißen in der Hoffnung, der Zug führe nochmal x-Haltestellen zurück, so dass man „günstig wieder neu einsteigen“ könne ohne sonderlich mehr, wenn überhaupt, in der Tasche zu haben.


    Investieren bedeutet schließlich an den Gewinnen der Firmen beteiligt zu sein und am Wertschöpfungspotential teilzuhaben und nicht auf schlechte Zeiten hoffen, um dann wieder zuzuschlagen. Vor allem weil es ungewiss ist, ob je die nötige Falltiefe erreicht wird, die es braucht um nach Abzug von Steuern und Transaktionskosten wirklich billiger, d.h. mit mehr Aktien als zuvor, wieder einsteigen zu können.


    Deshalb erachte ich auch das ganze Gerede und „Gerechne“ rund um einen fairen Wert für ziemlichen Unfug. Man beschränkt und überhöht sich gleichermaßen in der Hoffnung a) zu wissen, wo der faire Wert eines Unternehmens läge, um ihn mit Abschlag einkaufen zu können oder alternativ b) zu hoffen, der Kurs stürze ab.

    Da dies zumeist dann der Fall ist, wenn es dem Unternehmen schlecht geht, ist das ist doch alles andere als ein Investmentgrund. Statt immer darauf zu achten, möglichst günstig zu kaufen, plädiere ich für ein möglichst teures verkaufen. Wer meint, zukünftige Aktienkurse berechnen und timen zu können, gehört an den Roulettetisch gesetzt. Denn Casinos brauchen Zocker, Unternehmen nicht.


    Klar, man kann auch langfristig in Rohrkrepierern angelegt sein! Oder zumindest sehr lange Seitwärtsbewegungen und Phasen von Ungewissheit miterleben, z.B. MyHammer oder Evotec oder Steinhoff (lassen Sie aber da mal die Longies 2025 zu Wort kommen…). Langfristig-orientierte Aktionäre sind nicht unbedingt die besseren, bzw. besser Bescheid wissenden Aktionäre, sondern oft einfach nur faul und desinteressiert („liegen lassen“) und Glückspilze, wenn die generellen Markttreiber der Börse intakt sind.




    Aber, um es nochmals zu betonen: Langfristanleger helfen ihrem Glück durch den langen Zeithorizont/Haltedauer ordentlich auf die Sprünge. Denn nur wer lange hält, kann Verlustphasen aussitzen, warten, bis es wieder hoch geht, und die längste Zeit einer Haussephase miterleben (Gewinne laufen lassen). Trader können zwischenzeitlich eine bessere Performance haben als Longies, ja, aber eben nur zwischenzeitlich, da sie (Selbstbetrügern außen vorgelassen) in Verlustphasen eher aussteigen, dafür aber auch durch ihre rege Handelsaktivität ihre Gewinnphase begrenzen. Sie können somit kein Polster angelaufener Gewinne aufbauen mit z.B. +400%, wodurch sich temporäre Kurseinbrüche von -50% locker wegstecken lassen. Auch Dividenden nehmen sie selten mit und lassen sich den „Zinseszinseffekt“ des Dividenden-(Re-)Investings entgehen.


    Ferner sind Longies deswegen long, weil sie ihr Einkommen nicht aus dem Börsenhandel beziehen. Das macht sie unabhängiger und ruhiger. Zudem setzen sie auf Branchen, die entweder noch eine goldene Zukunft vor sich haben oder deren Zukunft vermutlich genauso rosig aussehen wird, wie ihre Vergangenheit.

    Klar, manches braucht seine Zeit, aber dafür ist man ja long. Weitsichtiges Gespür haben die meisten Langfristanleger ebenfalls, wohingegen ihnen so etwas wie Narzissmus oder Angeberei oft fehlt. Diese Eigenschaften weisen aber viele Trader auf, denn sie geilen sich ja daran auf, hier und da schnell Geld zu verdienen. So, wie manche dauerhaft in den Spiegel schauen oder auf Instagram posten, schauen andere in ihr Depot und posaunen herum.


    Und Langfristanleger, die durchaus ein Faible für das Börsengeschehen und ihre Investments haben (ist ja nicht bei jedem Privatanleger so) entwickeln zwangsläufig ein profundes Wissen darüber, worauf es bei den Unternehmen ankommt und wie sie funktionieren. Sie schauen sich nicht nur die klassischen Kennzahlen wie EK-Quote, Mitarbeiter-, Umsatz- und Gewinnentwicklung, Verschuldungs- und Liquiditätsgrade an (wer Buchhaltung und Bilanzierung nicht ausführlich unterrichtet bekam und solche Kennzahlen nur abfragt, statt in Zusammenhänge zu verstehen wird damit auch nicht glücklich oder informiert), sondern sie wissen, auf welchen Treibern der Geschäftserfolg als Solches fußt und sie können schlechtes von gutem Management unterscheiden.

    Sie müssen dabei weder besser sein, als das Management, noch ein Nerd sein. Es reicht das Große Ganze und vor allem zu wissen, was man nicht weiß und was man nicht wissen muss.

    Darüber hinaus gilt: Ein Langfristanleger profitiert über drei Wege von ein- und demselben Unternehmen: 1) Kursgewinne, 2) Dividende plus 3) „Zinseszinseffekt“, sofern man die Dividende wiederanlegt.


    Zudem spart man Provisionen, Gebühren und Aufgelder, wenn man selbst ein Marktteilnehmer an der Börse ist, statt indirekt über Fonds und Riesterverträge. Und auch an Transaktionskosten spart man, wenn man nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn ständig kauft und verkauft.



    Und nun, nach dieser langen Rede, will ich den kurzen Sinn etwas verändert wiedergeben: Spielen Sie ruhig weiter Karten, aber bitte während Sie sich glücklich schätzen, Langfristanleger zu sein. Ihnen allen, die das hier nun gelesen haben, kann ich nur raten: Kommen Sie auf die gute Seite. Auf die Seite der Longies.

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    Quellen:
    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/aktienanlage-welches-volk-haelt-seine-aktien-wirklich-lang-16049340.html

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/sparen-und-geld-anlegen/finanztipps-wie-spart-man-sein-geld-am-besten-kommentar-16047958.html?premium

    http://www.intelligent-investieren.net/2019/06/bill-nygren-warnt-wer-auf-crash.html

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/sparen-und-geld-anlegen/die-beste-anlagestrategie-seit-1800-16248950.html?premium