Interessante deutsche Nebenwerte für 2019- Teil 4 – MBB SE
Die inhabergeführte Industrieholding MBB (Messerschmitt-Bölkow-Blohm) SE, mit Sitz in Berlin, ist seit 2008 an der Börse gelistet und konnte sich im Wert in dieser Zeit mehr als verzehnfachen. Dabei liegt der Fokus der Beteiligungen der MBB SE (WKN: A0ETBQ) primär auf Technologie- und Ingenieurunternehmen.
Chancen
Offensichtlich führte dieses Know-How zu einem echten Wettbewerbsvorteil, konnte das Team rund um die CEOs und Gründer Gert-Maria Freimuth (Vorsitzender des Verwaltungsrats) und Dr. Christof Nesemeier (CEO) Gewinne und Umsätze der Holding um über 20% pro Jahr steigern. So gelang es von 37 Mio. EUR auf einen erwarteten Umsatz (in 2018) von über 500 Mio. EUR zu wachsen.
Die Langfristplanung setzt dabei durch organisches und anorganisches Wachstum (durch Zukäufe) ein Ziel von 750 Mio. Umsatz bis 2020 auf die Agenda. Gelingen soll dies durch unabhängig, selbstständig funktionierende Unternehmen mit hoher Technologiekompetenz.
MBB SE | Anzahl Aktien | Streubesitz | Erstnotiz | Börsenplätze |
Quelle: mbb.com | 6.600.000 | 35,2 % | 20.06.2008 | XETRA, Frankfurt u.a. |
Entwicklung der MBB Aktie auf 1- Jahressicht
Die Geschäfte der Beteiligungen liefen dabei in 2018 hervorragend, so ist den 9-Monatszahlen ein Zuwachs im Umsatz von 32,0 % auf 372,8 Mio. EUR sowie eine Steigerung des bereinigte EBITDA von 44,4 % auf 39,8 Mio. EUR zu entnehmen.
Zum Portfolio der MBB SE gehören aktuell 6 Unternehmen: Aumann (Elektromobilität) / börsennotiert, Delignit (Werkstoffe) / börsennotiert, DTS IT (Cyber Security), Hanke Tissue (Tissueprodukte), Obo Werke (Produkte für den Modellbau), CT Formpolster (Polyurethan Weichschäume).
Besondere Chancen bieten aktuell speziell auch die exorbitanten Cash Reserven der Holding (ca. 292 Mio. EUR), die auf ein geeignetes Übernahmeziel warten. Dabei kauft die MBB SE (im Gegensatz zu dem bereits hier vorgestellten Beteiligungsunternehmen Aurelius) keine Unternehmen in Schieflage, sondern Unternehmen mit stabilem Geschäftsmodell. Diese werden dann durch Nutzung des vorhandenen Know-Hows weiterentwickelt oder durch geschickte Zukäufe ergänzt (sogenannte “Add-ons”).
Dabei spielen den Berlinern die zuletzt gesunkenen Bewertungen an der Börse in die Karten. Da nicht jeder Unternehmenskauf per se wertschöpfend sein muss (schließlich fließt im Gegenzug Geld aus der Holding), müssen die potenziellen Ziele weiter entwickelbar sein und über Reserven verfügen, die zu heben sind.
Interessant erscheint mir insbesondere auch die Beteiligung am Cyber Security Spezialisten DTS, der zweistellig wächst. In dieser Branche wird dabei für Unternehmen mit vergleichbarem Geschäftsmodell oft ein Vielfaches des Umsatzes bezahlt (z.B. notiert Secunet mit mehr als dem 3-fachen des Umsatzes). Bei 50 Mio. Umsätzen in 2018, könnte so ein Gegenwert von 100 Mio. EUR für die Beteiligung DTS stehen.
Dividende
Die Dividendenpolitik der MBB SE kann als äußerst stabil und langfristig ausgerichtet bezeichnet werden. In 2018 wurden 1,32 EUR pro Anteilsschein ausgeschüttet. Diese Dividende setzte sich aus einer Basisdividende (2018:0,66 EUR) und eine Sonderdividende in gleicher Höhe zusammen.
Dabei handelte es sich um die achte Erhöhung in Folge. Von 0,10 EUR in 2007 bis 1,32 EUR in 2018 hat sich die Dividende somit mehr als verdreizehnfacht. Die CAGR (Wachstumsrate) der Dividende beträgt seit 2017 so 19 % jährlich (Sonderdividende nicht mit eingerechnet).
Risiken
Als Holding mit starken Industrieschwerpunkt ist die MBB SE deutlich von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Eine entsprechend schwache Konjunktur würde sich erst im Auftragsvolumen und anschließend in den Umsätzen und Erlösen spürbar machen.
Gleichzeitig liegt in der Chance (mit der Beteilung am E-Mobilitäts-Zulieferer Aumann) auch mögliche Risiken begründet. So ist Aumann ebenfalls stark konjunktursensibel, auch wenn die Firma nicht ausschließlich für den Automobilsektor produziert (sondern auch im Bereich Luft- und Raumfahrt, Schienenverkehr und Verbraucherelektronik).
Ein zusätzliches Risiko könnte zudem eine verfehlte Akquisition für das Portfolio darstellen. Dagegen spricht allerdings der Track Record des aktuellen Managements.
Entwicklung der MBB Aktie auf Sicht von 12 Jahren
Quelle: www.wallstreet-online.de
Bewertung
Bei der Bewertung der Holding fällt ins Auge, dass die zwei börsennotierten Beteiligungen Delignit und Aumann sowie das vorhandene Cash bereits die aktuelle Marktkapitalisierung abdecken. “Umsonst” erhält man sozusagen die restlichen vier Beteiligungen DTS IT (Cyber Security), Hanke Tissue (Tissueprodukte), Obo Werke (Produkte für den Modellbau) und CT Formpolster. Dabei könnte alleine die Beteiligung an DTS über 100 Mio. € wert sein.
MBB SE (Stand 05.02.2019) | |
Kurs | 82,00 EUR |
Anzahl der Aktien | 6,60 Mio. |
Market Cap | 541,20 Mio. EUR |
Delignit (Stand 05.02.2019) | |
Kurs | 7,25 EUR |
Anzahl Aktien | 8,19 Mio. |
Market Cap | 59,40 Mio. EUR |
MBB Anteil: 76,08 % | 45,19 Mio. EUR |
Aumann (Stand 05.02.2019) | |
Kurs | 34,15 EUR |
Anzahl Aktien | 15,25 Mio. |
Market Cap | 520,78 Mio. EUR |
Anteil MBB SE: 38 % | 197,89 Mio. EUR |
SUMME (Stand 05.02.2019) | |
Anteil an Aumann | 198 Mio. EUR |
Anteil an Delignit | 45 Mio. EUR |
Cash | 292 Mio. EUR |
Gesamt | 535 Mio. EUR |
Quelle: wallstreet-online.de
Fazit
Die MBB SE erfüllt aus meiner Sicht wichtige Investmentkriterien. So ist die inhabergeführte Holding zu großen Teil noch in den Händen des Managements welches einen klaren langfristigen Investmentansatz verfolgt. Die Kapitalallokation funktioniert dabei hervorragend und generiert einen hohen Shareholder Value. Aktuell scheint man sich, trotz hohen Cashbestand, zu keiner Übernahme drängen zu lassen, sondern sondiert weiterhin aufmerksam den Markt.
Die Holding scheint dabei aktuell mit einem Abschlag auf den NAV zu notieren. So stehen alleine die beiden börsennotierten Beteiligungen Aumann und Delignit sowie der Cashbestand für die aktuelle Bewertung an der Börse.
Die Beteiligungen der MBB sind zudem aussichtsreichen Geschäftsbereichen zuzurechnen. So agieren die Unternehmen der MBB SE Holding erfolgreich in den Bereichen Cyber Security, Elektromobilität, Automation und ökologischen Werkstoffen.
Risiken ergeben sich unter anderem durch die konjunkturelle Abhängigkeit.
Quellen:
- https://www.mbb.com/investor-relations/finanzberichte.html
- https://www.mbb.com/
- https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11196591-250-mio-cash-security-anbieter-aumann-delignit-portolio-mbb
- https://www.finanzen.net
- www.marketscreener.com
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Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise und die Datenschutzerklärung. Der Autor hält derzeit keine Aktien der MBB SE.
12 Kommentare
Michael C. Kissig
Tolle Analyse, Yannick!
Ich begleite MBB nun schon seit sechseinhalb Jahren als Aktionär und in meinem Blog und ich komme zu den gleichen Schlussfolgerungen wie Du: MBB ist unterbewertet und hat enormes Potenzial. Auch deshalb ist MBB einer meiner Jahresfavoriten im Bereich deutscher Nebenwerte (http://www.intelligent-investieren.net/2019/01/mbb-aussichtsreicher-nebenwertefavorit.html).
Nach Deiner Analyse stellt sich mir nur die Frage, weshalb die Aktie nicht in Deinem Musterportfolio auftaucht. Aurelius und Blue Cap sind dort ja sehr hoch gewichtet mit jeweils rund 10%, dabei ist das Chance-Risiko-Verhältnis bei den beiden jedenfalls nicht besser als bei MBB. Oder?
Yannick
Danke für dein Feedback, Michael!
Bzgl. der Gewichtung im Musterportfolio:
Die von dir genannten Werte notieren aus meiner Sicht mit einem noch höheren Abschlag auf den NAV, was das CRV attraktiver macht.
Zudem erwarte ich persönlich bei beiden eine noch attraktivere Dividende. Speziell bei Aurelius macht diese einen Großteil meiner persönlichen Renditeerwartung aus (vgl. https://langfristanleger.net/nebenwerte-jahresfavoriten-2019-1-aurelius/blog/).
Ebenso sehe ich bei Aurelius und BC in den Beteiligungen großes Turnaroundpotenzial und somit stärkere Trigger.
Letztes Jahr hat mich zudem noch die sich abzeichende Konjunkturabkühlung davon abgehalten zu investieren. Aumann wurde hier ja mit in Sippenhaft genommen. Möchte hier möglichst antizyklisch investieren, schwierig dabei das Tief zu treffen.
MBB steht nichtsdestotrotz ganz oben auf der Watchliste.
Aber du weißt ja wie es immer ist: zu viele Ideen, zu wenig Geld 😉
Det
Hallo Yannick
Schöne Analysen dabei . Im Gegensatz zu Michael , bin ich aber sehr wohl der
Meinung , dass eigentlich Nichts dagegen spricht , auch eine Aurelius , die man
zu 30,x geschnappt hat , auch mit 10 oder MEHR Prozent ins Depot zu legen .
Ich habe bei Aurelius eine Range von 42 bis z.Zt. ca. 58 Euro als Haltepreis
festgelegt , und habe mich bei der Ausverkaufssituation im Dez. gefreut , meine
untere Range ansteuern zu können . Dass würde dann bei Dir bedeuten , dass
Du noch billiger rein gekommen bist . GLÜCKWUNSCH .
Ich habe auch ein paar AKTIEN , die Michael manchmal auf seiner Beobachtungsliste
hat und freue mich dann , auch mal andere Meinungen zu mein Investment zu lesen .
Obwohl ich die Meinung von Michael , immer gerne lese , auch , da dort manchmal
noch Infos zu lesen sind , die ich manchmal übersehen habe , bin ich trotzdem oft
nicht einer Meinung . Mal ist dass richtig , mal ist dass falsch . Und insbesondere
bei kleineren Nebenwerten , freue ich mich natürlich , weitere Meinungen zu lesen .
Somit freue ich mich natürlich sowohl über Michaels Blog , wie auch über Deinen .
Das hilft mir manchmal , nochmal meine Meinung etwas mehr abzugleichen .
PS . Zu Aurelius habe ich auch eine andere Meinung wie Michael . Ich glaube dass
ist nicht nur eine gute , sondern sogar eine sehr gute Firma . Für mich sogar ein
Grund , die Firma stark überzugewichten
Warren würde sagen , da muss man sich aber schon sehr sicher sein………………..
Und wenn ich jetzt mal deinen EK zu 30,x mit Preis ( Nicht Wert ) Heute 44,x
vergleiche , müsste mbb ja auch erstmal das Jahreshoch Okt. 118 Euro
wieder erreichen , um den ca. gleichen % Preiszuwachs mitzumachen .
Da wäre also z.Zt. noch ein wenig Luft . Klar kann wieder unerwartet und
plötzlich passieren , aber evt. auch nicht . Time will tell .
Also schöner Blog , weitermachen ………………
LG Det
Yannick
Hi Det,
danke dir für dein Lob! Mit dem Nachkauf zu 30 EUR ins Musterdepot hatte ich Glück, mal ist das Timing gut, mal weniger. Was zählt ist für mich eh der langfristige Horizont. Ich begleite Aurelius schon länger und bin auch der Meinung, dass das Management dort einen Top Job macht, speziell was das Thema Kapitalallokation angeht. Daher fühle ich mich mit der Gewichtung zu fast 10 % im Musterportfolio wohl.
Zu den Blogs: da hast du Recht, unterschiedliche Meinungen schaden nie, ganz im Gegenteil sie bereichern eher.
Ich freu mich also dich als regelmäßigen Leser hier zu begrüßen und schauen wir mal was dieses Jahr noch so passiert.
LG
Yannick
Manuel
Servus Yannick,
wenn man sich die heutigen Zahlen bei Aumann anschaut, lagst du mit deiner Prognose im Februar ziemlich richtig. Respekt dafür und auf weitere treffsichere Prognosen!
Yannick
Servus Manuel,
ja bis jetzt war es die richtige Entscheidung hier an der Seitenlinie zu bleiben.
Mal schauen welche Kurse wir hier sehen, ab einem gewissen Niveau ist MBB aber für mich wieder interessant für einen Einstieg..
Gruß
Yannick
Michael C. Kissig
„Zu viele Ideen, zu wenig Geld“ – wäre es bei uns anders, wären wir ja Warren Buffett… 😉
Yannick
Ich glaube der hat zur Zeit eher – zu viel Geld – zu wenig Ideen 😉
Luxusprobleme…
Det
Hallo Jannick
Danke für die Einladung
Insbesondere deine Quellenangaben ,
lassen mich dass leichter nachvollziehen .
Also Danke für die Mehrwertlieferung .
LG Det
Yannick
Hi Det,
gerne, Mehrwert schaffen, darum geht es mir hier.
Danke für die Rückmeldung zu den Quellenangaben, ist immer ein kleiner Extraaufwand aber scheint sich ja zu lohnen 😉
Grüße
Det
Hallo Yannick
Aurelius hat mit Solidus Exit , mal wieder geliefert .
Ich mach mal einen weiteren Kommentar unter
der m.M.n. mehr passenden Aurelius .
Aber auch MBB kann ja durchaus noch
Hoffnungsvoll sein .
LG Det
Yannick
Hallo Det,
da hast du Recht, und das in einem aktuell schwierigen Marktumfeld! Zudem wurden noch einige Transaktionen für dieses Jahr angekündigt, man kann also gespannt sein.
MBB hat übrigens auch geliefert mit der neuen Beteiligung an Friedrich Vorwerk, einem „Tief-, Rohr-und Anlagenbauspezialisten für erdverlegte Gas-, Öl-und Stromtrassen“.
MBB bleibt auf der Beobachtungsliste bei mir.
LG
Yannick