Gastbeitrag: Analyse der Heidelberg Pharma AG Teil 4/4
Vor kurzem bin ich über die äußerst interessanten Beiträge des Privatanlegers Achim F. (auch bekannt unter dem Pseudonym „BICYPAPA“) zum biopharmazeutische Unternehmen Heidelberg Pharma (WKN: A11QVV) gestoßen. Hier nur der 4. und letzte Teil seiner Analyse.
Im vierten und letzten Teil der Serie folgt nun eine Bewertung aller Geschäftsfelder von Heidelberg Pharma. Ich versuche dabei ein begründetes persönliches mittelfristiges und langfristiges Kursziel herzuleiten.
Inhaltsverzeichnis Analyse Teil 4/4
1. Besondere Merkmale der Firma 2. Kompetenz und Technologievorsprung 3. Bewertung der Technologiepartnerschaften 4. Bewertung der Wirkstoffe RENCAREX, MESUPRON und REDECTANE 5. Bewertung der eigenen Kandidaten insbesondere HDP-101 6. Einschätzung der Kursziele 6. Finanzen und Sonstiges 7. Risiken bei Biotechwerten
Heidelberg Pharma Aktie | Quelle:https://heidelberg-pharma.com |
Anzahl Aktien | 28.133.308 |
Kurs (bei Erstellung des Artikels) | 3,260 EUR |
Marktkapitalisierung | 91.714.584 EUR |
Anteile | Freefloat ca. 20 % Dietmar Hopp ca. 75 % Anteil UCB ca. 4% |
Notierung | Regulierter Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard |
1. Besondere Merkmale der Firma und Einleitung:
Durch die letzten Beiträge konnten Sie lieber Leser erfahren, was Heidelberg Pharma alles macht und welche Projekte aktuell laufen. Nun kommen wir zu dem Punkt, dass man dies ein wenig einordnen sollte und die Chancen und Risiken gegeneinander abwägt und ein realistisches Kursziel zu dem Wert bestimmt.
Da ist es sehr hilfreich, wenn man Werte in der Entwicklung vergleicht, die ähnliche Verläufe hatten. In Deutschland bieten sich zwei solcher Werte an. Das wären meiner Meinung nach MorphoSys und Evotec, die um die Jahrtausendwende an die Börse gegangen sind. Ähnlich sehe ich die Gegebenheiten von HP in der Entwicklung der Pipeline in den Frühphasen dieser beiden Vergleichswerte. Dem möchte ich jetzt Heidelberg Pharma gegenüberstellen. Mittlerweile sind diese beiden Vergleichswerte mit etwa 3 Milliarden an der Börse bewertet. Heidelberg Pharma wird selbst nach dem Anstieg der letzten Tage bei einem Kurs um die 3€ gerade mal mit ca. 85 Millionen € an der Börse bewertet. Wenn sie auch in großen Bereichen noch viel früher in der Entwicklung sind wie jetzt Evotec oder MorphoSys, haben sie die Besonderheit, dass sie mit dem Produkt REDECTANE schon in der Phase 3 sind. Meine Aufgabe liegt nun darin all die Faktoren aufzuzählen, die die Bewertung bestimmen. Dazu verwende ich eine Projektion wie es bei voraussichtlicher Entwicklung bei HP in drei vier Jahren aussehen könnte. Die Entwicklung sollte sich dann in den Kurszielen niederschlagen.
2. Kompetenz und Technologievorsprung:
Die Einzigartigkeit von Heidelberg Pharma ist wohl die große Fachkompetenz in Sachen Amanitin Forschung. Wahrscheinlich sind sie die Einzigen auf der Welt, die den Wirkstoff Amanitin im industriellen Maßstab herstellen können und eine Produktion garantieren können, die allen Ansprüchen (Forschung und Produktion) gerecht wird. Im Augenblick ist dies ein Alleinstellungsmerkmal, das keine andere Firma weltweit zu bieten hat.
3. Zur Bewertung der Technologiepartner:
Takeda:
Ich möchte noch vorausschicken, dass ich an dieser Stelle teilweise mit Schätzungen arbeite, die sich doch in einem Rahmen bewegen die international üblich sind. In drei vier Jahren hat Takeda wohl etwa zwei Projekte in der klinischen Entwicklung. Pro Kandidat werden etwa 110 Million USD an Optionsgebühr aktiviert, die sehr wahrscheinlich an den üblichen Punkten gezahlt werden. Ein dritter Kandidat befindet sich demnach noch in der Erforschung und bei Zulassung des Wirkstoffes werden etwa 5% Umsatzbeteiligung fällig. Es ist davon auszugehen, dass sich Takeda wohl Ziele ausgesucht hat, die mindestens im Milliardenbereich liegen werden. Für mich ist dies, in etwa, das wahrscheinlichste Szenario.
Magenta:
Magenta hat schon eine Option bestätigt die etwa 83 Millionen für die Entwicklung für HP aktivieren. Unklar ist nur der Zeitpunkt wann welche Gelder fließen. Zwei weitere Projekte sind bekanntermaßen in der Entwicklung und es ist gut möglich, dass auf Jahresfrist noch ein oder zwei weitere Optionen bestätigt werden. In drei, vier Jahren kann es gut möglich sein, dass sich ein Kandidat auf dem Weg zur Phase 3 ist und sich zwei andere Kandidaten in der Klinischen Phase 2 befinden. Demnach sind dann die Gelder für 3 Optionen aktiviert. Eine vierte Option steht im Raume. Auch hier sind die Umsatzbeteiligungen für alle Wirkstoffe von etwa 5% sehr wahrscheinlich. Die Umsätze der Wirkstoffe werden um die Milliardengrenze geschätzt.
Neue Kandidaten:
Es wurde immer wieder geäußert, dass neue Partner Interesse an der ATAC Technologie zeigen. In drei bis vier Jahren rechne ich persönlich mit etwa vier weiteren Partnern. Damit wird die jetzige Pipeline der Partner mit 7 Entwicklungskandidaten auf etwa 18-20 Entwicklungskandidaten ausgebaut. Demnach hätte HP dann etwa 20 Kandidaten mit je etwa 100 Millionen USD möglichen Optionsgebühr pro Wirkstoff in der Pipeline. Das bedeutet, dass im erfolgreichsten Fall mehr als 2 Milliarden USD im Laufe der nächsten Jahre von den Partnern an HP aktiviert werden können. Bei erfolgreicher Zulassung werden später dann noch Zahlungen zusätzlich von etwa 20 möglichen Kandidaten mit etwa 5% Umsatzbeteiligung fällig. Die Umsätze der Wirkstoffe dürften sich auf einem sehr hohen Niveau bewegen. Wir sind jetzt noch sehr früh in der Entwicklung, doch ich wage eine Projektion auf etwa 3-4 Jahre die für mich plausibel erscheint.
4. Bewertung der Wirkstoffe RENCAREX, MESUPRON und REDECTANE
RENCAREX:
Auch wenn RENCAREX zur Auslizensierung noch durch HP angeboten wird, billige ich RENCAREX eine nicht all zu große Bedeutung zu. Auch wenn laut Abstract in Subgruppen ein Vorteil zu sehen ist, gibt es bald durch Telix und zusätzlich langfristig, mit den Theranostics in der therapeutischen Anwendung, Alternativen die die Gesamtgruppe positiv behandeln können. Natürlich muss auch dies vorab in weiteren Studien bestätigt werden.
MESUPRON:
Für mich persänlich sehr schwer einzuschätzen. LinkHealth will die klinische Entwicklung fortführen. Redhill ist bei MESUPRON wohl in einer Abwartestellung und sondiert gerade ein optimales Anwendungsgebiet. Wir müssen abwarten, welche Indikation von diesen Partnern gewählt wird und dann die erforderliche Bewertung der Chancen durchführen. MESUPRON wird wahrscheinlich bei Interesse der Lizenznehmer LinkHealth und Redhill als 2b Studie weitergeführt. Ich schätze MESUPRON als chancenreichen Kandidaten ein.
REDECTANE-TLX250:
Ein sehr heißer Kandidat mit riesen Chancen bei der Zulassung. Aber auch riesen Chancen bei den Umsätzen. Zu TLX250 gibt es keine Behandlungsalternative in der Diagnostik von Nierenzellkarzinom und so wird es sich wohl innerhalb kürzester Zeit durchsetzen. In der Diagnositk erhält HP eine Nettoumsatzbeteiligung von 30%. Der Markt für diese Anwendung wird im Augenblick auf 250 Millionen USD geschätzt. Ab Ende diesen Jahres laufen dann sukzessive die Ergebnisse aus den einzelnen Zulassungsgebieten ein, bis dann alle abgearbeitet sind. Nach der Auswertung kommt der Zulassungsprozess und ab etwa Mitte 2021 können wir bei erfolgter Zulassung mit den ersten Umsatzbeteiligungen für HP rechnen. Allein in diesem Anwendungsgebiet beträgt dann die Beteiligung für Heidelberg Pharma etwa 50 Millionen USD, wenn dann der gesamte Markt abgedeckt ist. Dies dürfte ab 2021 mit Australien und Japan beginnend dann etwa knapp zwei Jahre dauern. Bis etwa 2023 erhofft man sich dann auch für die therapeutische Anwendung das Ende der Studien. Die Beteiligung für HP beträgt etwa 5% von geschätzten 400 Millionen USD Umsatz für die therapeutische Anwendung. Doch damit noch nicht genug. Es werden neue Indikationen diskutiert und neue Anwendungsverfahren durch die Theranostics, die ebenfalls den Wirkstoff von HP beinhalten sollen. Damit wäre dann sehr langfristig noch mal eine Verdoppelung der Umsatzbeteiligung denkbar. Im Best Case wären demnach jährliche Umsatzbeteiligungen von geschätzt etwa 150-200 Millionen USD möglich, wenn Telix und deren Partner alle Indikationen und Möglichkeiten abgearbeitet hat.
Und das ganze kostet Heidelberg Pharma dann keinen Pfennig mehr. Die gesamten Entwicklungskosten und der Vertrieb wird durch Telix und deren Partner übernommen. Selbst wenn alle Amanitin Projekte von Heidelberg Pharma scheitern würden (was ich nicht annehme) so wären doch nach dem vorliegenden Faktenstand etwa 150 Millionen USD langfristig an Einnahmen durch TLX250 sehr wahrscheinlich REDECTANE-TLX250 ist für mich persönlich die Versicherung für HP und deren Aktionäre.
5. Bewertung der eigenen Kandidaten insbesondere HDP-101
HDP-101:
HDP-101 ist das eigene Produkt aus dem Amanitin Wirkstoff in Verbindung mit einem einlizenzierten BCMA-Antikörper, der zur Behandlung beim Multiplen Myelom eingesetzt werden soll. HDP-101 kommt geplant Q4/19 in die erste klinische Verprobung am Menschen. Die Chancen für HDP-101 rechne ich aufgrund der bisherigen ausgezeichneten präklinischen Daten als sehr hoch ein. Für mich sind zwei Szenarien bei einem weiteren positiven Verlauf denkbar. Die Ergebnisse bestätigen die vorklinischen Testungen und HDP-101 wird im Szenario eins ziemlich zügig an einen Partner für 12-15% Umsatzbeteiligung auslizensiert. Szenario zwei beschreibt die Durchführung der Phase 2b in Eigenregie, um dadurch eine weitere Wertsteigerung zu erreichen. Es ist denkbar, dass bis zum Ende der Phase 1b/ 2a Heidelberg Pharma genug Einnahmen aus den ATAC-Optionszusagen, neuen Partnerverträgen, Milestones und Umsatzbeteiligungen von REDECTANE zur Verfügung hat, um diese Aufgabe einer 2b Studie eigenständig zu bewältigen. Bei diesem Szenario sind dann bei einer späteren Auslizensierung Umsatzbeteiligungen von über 20% denkbar. Die Milestonezahlungen dürften dann auch bedeutend höher sein. Die Gesamtumsätze in der Indikation Mutliples Myelom werden jenseits der Milliardengrenze liegen. Die ersten Ergebnisse der ersten klinischen Studie werden nach den jetzigen Planungen etwa Ende 2020 vorliegen. Nach den Ergebnissen der ersten Studie rechne ich für HDP-101 für eine Beschleunigung der Zulassungsbehörden durch Anerkennung eines Sonderstatus „Breakthrough Therapie“, wenn die im Anderson Abstract zum Multiplen Myelom beschriebenen Erfolge im Menschen bestätigt werden können. In drei vier Jahren -das ist die Zielvorgabe- dürfte die Testung der 2b Studie ob jetzt mit oder ohne Partner abgeschlossen sein. Dann befindet man sich etwa in Phase 3 (sehr wahrscheinlich mit Partner) oder plant diese gerade. Zusatzplus bei dieser Indikation und HDP-101. Durch den TP53 Biomarker ist eine Gruppe von Patienten zu definieren, bei der andere Behandlung schlecht oder überhaupt nicht greifen. Amanitin Wirkstoffe, insbesondere HDP-101 scheint für diese vorher definierte Gruppe eine Möglichkeit zu sein um diese tödliche Erkrankung erfolgreich behandeln zu können. Die anderen eigenen Wirkstoffe in der HP Pipeline möchte ich jetzt noch nicht bewerten, bis sie sich in einem weiter fortgeschrittenem Status befinden und der Wert dann auch ersichtlicher wird.
In der Bilddiagnostik befindet man sich wie oben schon angesprochen nun in Phase 3 und das Ende der Rekrutierung in Europa und Australien wird etwa Q4 19 erwartet. Danach folgt die Auswertung und der Zulassungsprozess.
TP53 Biomarker:
In ca. 2 Jahren dürfte der TP53 Biomarker durch Heidelberg Pharma fertiggestellt sein. Zur Zeit wird an einem Prototypen gearbeitet. Er dürfte noch unschätzbare Dienste für HP leisten. Nämlich die Definition von Gruppen von Krebserkrankten, die genau auf die AMANITIN Wirkstoffe besonders gut ansprechen und für die es bis jetzt kaum Behandlungsalternativen gibt. Wahrscheinlich wird er schon beim Multiplem Myelom bei HDP-101 eine große Rolle spielen. Doch diese Gruppen mit dem TP53 Merkmal gibt es bei vielen anderen Krebserkrankungen auch. Durch diesen Test erschließt man sich eine große Anzahl von Anwendungsgebieten für die AMANITIN Wirkstoffe. Und dieser Test bedeutet für viele Patienten eine große Hoffnung, da es erstmals durch Heidelberg Pharma mit Amanitin Wirkstoffen eine Behandlungsmöglichkeit für sie gibt. Damit erhält HP eine enorme Wertsteigerung, da sie die Gruppen die sie behandeln möchten schon vorher definieren können. Allein schon durch die oben beschriebenen Vorteile hat dieser Test einen enormen Wert. Die finanzielle Dimension muss ich noch ein wenig recherchieren, inwieweit der Test nach Fertigstellung zur finanziellen Wertsteigerung beiträgt. Er wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kostenlos angeboten werden. Bei Vorliegen der Informationen werde hierzu dann noch mal ein Update machen.
6. Kursziele bei Heidelberg Pharma:
Ich habe diese Analyse vorher in drei Kapitel eingeteilt, die die Wirkstoffe und Partner in separate Untergruppen einteilt. Jeder einzelne dieser Bereiche würde ausreichen um bei einer gewissen Reife eine Bewertung jenseits der Milliardengrenze zu begründen. Noch hat Heidelberg Pharma diese Reife aber noch nicht. Doch man ist auf einem sehr guten Weg dies zu bewerkstelligen. HP wird zur Zeit etwa mit Kursen um die 3€ mit ca. 85 Millionen bewertet. Die Chancen für weitere Wertsteigerungen sind enorm, wie man den vorausgegangen Beschreibungen entnehmen kann.
Mein kurz- bis mittelfristiges Kursziel:
- Ich möchte bei meinem mittelfristigen Kursziel den Zeitkorridor von etwa 24-30 Monate vorgeben. Die Fakten, die dann wahrscheinlich eingetreten sind:
- HDP101 hat erfolgreich die Phase 1b/2a abgeschlossen.
- Der TP53 Biomarker ist fertiggestellt
- HP hat jetzt 4 Kooperationspartner zu den ATAC Wirkstoffen mit etwa 13 Optionen.
- Davon sind etwa 5 Optionen bestätigt.
- Etwa 3 davon befinden sich in der klinischen Entwicklung.
- HP hat etwa 40- 50 Millionen Einnahmen jährlich aus ATAC-Optionszusagen und Umsatzbeteiligungen.
- Telix hat die Zulassung in den ersten Ländern zur Bilddiagnostik erreicht und beginnt mit der Vermarktung.
- In der Therapeutik befindet sich Telix in Phase 3.
- Die ersten Umsatzbeteiligungen von Telix beginnen zu fließen.
- Eventuell Einnahmen aus HDP-101, falls schon frühphasig auslizensiert wird.
- Wenn das Szenario so in etwa eintritt rechne ich persönlich bei einer normalen Börsenlage mit einer Bewertung von etwa 400-500 Millionen € in dem vorgegebenen Zeitrahmen.
Mein langfristiges Kursziel
Bei dem langfristigen Kursziel gehe ich von einem Zeitkorridor von etwa 4-5 Jahren aus. Das Szenario möchte ich wie folgt beschreiben:
- HDP hat die Phase 2b von HDP erfolgreich abgeschlossen und hat den Sonderstatus „Breakthrough Therapie“.
- Der Partner führt die Phase 3 Studie mit HDP101 durch.
- Zusätzliche Anwendungsgebiete und Indikationen werden durch HP bearbeitet.
- HP hat jetzt etwa 6 ATAC Kooperationspartner mit etwa 20 Optionen. – Davon sind etwa 10 Optionen bestätigt.
- Etwa 8 Wirkstoffe befinden sich davon in der klinischen Entwicklung.
- Magenta befindet sich mit C200 schon in einer sehr späten Phase der Entwicklung.
- Zwei weitere Kandidaten von Magenta sind in der klinischen Phase.
- Telix meldet die Zulassung in der therapeutischen Anwendung und beginnt Vermarktung.
- Für die Diagnostik sind von Telix jetzt weltweit alle Gebiete erschlossen.
- Weitere Anwendungsgebiete für REDECTANE TLX250 werden erarbeitet.
- Die Einnahmen aus ATAC-Optionszusagen und Umsatzbeteiligungen von TLX250 und Einnahmen zu HDP101 aus Milestones betragen mittlerweile zwischen 100 und 120 Millionen € jährlich.
- Daher lautet mein persönliches Kursziel bei einer normalen Börsenlage etwa 2,5-3 Milliarden € Börsenbewertung in etwa 4 – 5 Jahren. Das wäre in etwa die gleiche Bewertung, die zur Zeit MorphoSys oder Evotec zugebilligt wird. Das ist natürlich ein sehr positives Szenario, das ich gezeichnet habe. Es wird nicht alles gelingen. Nicht jede Option wird bestätigt werden. Es wird bestimmt auch nicht jede Option bis zum Ende der Entwicklung bestehen. Vielleicht gibt es aber auch noch andere positive Überraschungen. Jeder mag selber seine Risikoabschläge von diesen Kurszielen machen, die so ziemlich das optimalste Szenario beschreiben. Ich selber aber orientiere mich daran und korrigiere sie dann, wenn neue Fakten eine neue Bewertung erfordern.
7. Finanzen und Sonstiges:
Die finanziellen Mittel betrugen zum Ende des Geschäftsjahres 2018, das im November endete, etwa 20 Millionen € (geschätzt). Die Ausgaben werden auf dem höchstem Niveau etwa 1,4 Millionen € pro Monat betragen. In letzter Zeit wurden Milestones von LinkHealth und Magenta bezahlt sowie werden von Telix noch Milestones zum Studienstart in Europa erwartet. Würde man keine weiteren Einnahmen in diesem Jahr verbuchen können, würde dies bedeuten, dass man Geldmittel bis etwa März 2020 bei Ausgaben auf diesem sehr hohen Niveau hätte.
Folgende Einnahmen sind im Ausblick des Jahres 2019 erwartbar :
- Einnahmen aus der 1. Optionsbestätigung von Magenta zur Antragstellung und zur Zulassung der ersten klinischen Phase von C200 .
- Eine zweite Optionszusage von Magenta (für C100) wird für sehr wahrscheinlich gehalten und entsprechende Zahlungen würden fällig.
- Eine erste Optionszusage von Takeda mit entsprechenden Zahlungen liegt im Bereich des Möglichen.
- Aus den normalen Geschäftstätigkeiten erwarte ich Einnahmen etwa um die 4-5 Millionen Euro in 2019.
- Weiterhin wurden Andeutungen zu möglichen neuen ATAC Partnerschaften gemacht. Auch hier könnte man erste neue Anfangszahlungen verbuchen.
- Sollte Link Health eine Phase 2 Studie mit MESUPRON schon in diesem Jahr in China starten können, wären auch hier wahrscheinlich weitere Milestonezahlungen fällig.
- All diese Möglichkeiten verlängern die finanzielle Reichweite von HP. . HP bemüht sich um neue Investoren. Wie das gelingen wird, ist letztendlich von Dietmar Hopp bzw. dessen Söhnen oder Verwalter abhängig. Sie besitzen akt. etwa 75% der Aktien von Heidelberg Pharma. Vielleicht braucht man noch mal eine kleine Maßnahme oder Zwischenfinanzierung durch Hopp, bis dann die erforderlichen Gelder für HP aus dem eigenen operativem Cash Flow generiert werden um die Geschäftstätigkeit eigenständig nachhaltig zu sichern, ohne das weitere Kapitalmaßnahmen benötigt werden.
8. Risiken bei Biotechwerten
Ich möchte an dieser Stelle auf die Gefahren bei Biotechwerten hinweisen. Etliche Werte haben in der Vergangenheit enorme Verluste hinnehmen müssen. Besonders Firmen, die nur einen oder wenige Kandidaten in der Pipeline haben können davon am ehesten betroffen sein. Es ist an allen Punkten der Entwicklung ein großer Verlust möglich. Gerade Anfängern möchte ich vor diesen enormen Gefahren warnen. Es besteht erst das allgemeine Risiko das durch Korrekturphasen der Börsen der Kurs an Wert verliert, wie dies z.B. Ende letzten Jahres passiert ist. Es gibt keine Garantie auf Gewinne an der Börse. Es besteht eine Chance auf Gewinne. Mehr nicht. Es besteht immer ein Risiko in der Entwicklung, wie kürzlich erst Affimed schmerzlich erfahren musste. Ein Todesfall in einer Studie sorgte für enorme Verluste. Diese Gefahr droht praktisch allen Entwicklern.
Zudem besteht die Gefahr durch Wirkungslosigkeit. Es werden aktuell die Studien ja gerade gemacht um eine Wirkung nachzuweisen. Wie Paion vor einigen Jahren leidvoll mit Desmoteplase erfahren musste. Dieses Risiko sollte sich der Anleger immer bewusst sein. Der Anleger geht dabei das Risiko an der Börse ein. Es ist nicht die Schuld der Firma oder der Geschäftsleitung. Es ist das allgemeine Biotechrisiko, das auch das Scheitern einer Studie beinhaltet. Auch Wilex jetzt Heidelberg Pharma oder Sygnis vor einigen Jahren können ein Lied davon singen. Enorme Verluste sind möglich. Das sollte jedem Anleger bewusst sein. Es ist nicht die „Schuld“ der Firma. Es ist das Risiko des Anlegers. Die Firma testet nur, ob ein Wirkstoff dann am Patienten auch wirkt.
Es bestehen Gefahren in der Entwicklung, wie Cytotools schmerzlich erfahren musste. Auch hier gab es Verluste von bis zu 80% an einem Tag. Der Lohnhersteller des Wirkstoffes hat nach Firmenaussage eine falsche viel zu niedrige Dosierung hergestellt. Ein Scheitern der Phase 3 Studie war die Folge. Cytotools, die Aktionäre und der Kurs leiden heute noch unter der Folgewirkung.
Eine weitere Gefahr lauert dann noch im Zulassungsprozess. Es ist ähnlich wie vor Gericht. Die Zulassungsbehörden sollen vor Gefahren schützen, doch manchmal gibt es hier dubiose Entscheidung gegen einen Wirkstoff, die eine Zulassung jahrelang verhindern und enorme Kosten für die Firmen bedeuten. Zudem gibt es Verzögerungen bei der Entwicklung der Wirkstoffe, die bei Biotechwerten eher an der Tagesordnung sind. Oftmals sind es auch weitere Anfragen der Zulassungsbehörden, die einen Studienstart verzögern. Ich habe jetzt nur einige Risiken aufgeführt um die Gefahren aufzuzeigen.
Kaum ein Entwickler hat für 8 bis 10 Jahre Entwicklung das Geld in der Schublade rumliegen. Kapitalmaßnahmen sind zwar nervzehrend wegen der Kursverluste für den Anleger, aber unverzichtbar für die Firma um die Wirkstoffe dann auch zu entwickeln. Man sollte stets die Finanzlage einer Firma im Auge haben.
Dafür können im Erfolgsfall große Gewinne möglich sein. Es sind meine Erfahrungen von den ich erzählen möchte. Persönlich habe ich mind. 6-7 große Verluste in meiner über 23 jährigen Börsenzeit hinnehmen müssen. Dies muss dann in anderen Phasen durch andere Werte wieder ausgeglichen werden. Jedes Risiko kann man nicht vermeiden, wenn plötzliche Ereignisse auftauchen. Doch man kann einigen Risken aus dem Weg gehen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Werte, die ein hohes Risikos mit enorme Chancenn bieten. Und solch ein Wert ist meiner Meinung nach Heidelberg Pharma, den ich in den letzten Tagen hier vorstellen durfte.
Nächste Termine:
Hauptversammlung: 21.5.2019
Aktuelle Firmenpräsentation:
https://heidelberg-pharma.com/files/20181119_HDP_Company-presentation_EKF-final.pdf
Anmerkung des Autors:
Für meine Recherchen habe ich hauptsächlich die Webseiten der Firmen und bekannte Webseiten für medizinische Informationen genutzt. Ich empfehle auch bei eingehenden Recherchen diese Webseiten zu nutzen, da es dort noch sehr viele Informationen gibt, die selbst in dieser sehr umfangreichen Analyse noch nicht enthalten sind.
Quellen
https://investor.magentatx.com/static-files/14e4aa29-0cef-482a-90bd-10b489f03343
https://investor.magentatx.com/static-files/65df0b83-b7c7-43ac-a448-9f92df4d4a84
https://heidelberg-pharma.com/de/unternehmen/ueberblick
https://heidelberg-pharma.com/de/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30703342
https://patentscope.wipo.int/search/de/search.jsf
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03849118?term=telix&rank=1
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6197287/
https://investor.magentatx.com/static-files/b960beb0-adca-4eec-a679-8de4fb536cea
https://investor.magentatx.com/financial-information/sec-filings
https://patentscope.wipo.int/search/de/result.jsf
https://heidelberg-pharma.com/de/forschung-entwicklung/ueberblick-portfolio
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Ein Kommentar
Sarah Greif
Lieber Yannick,
vielen Dank für diesen interessanten Gastbeitrag!
Ich steige derzeit im Rahmen meines Praktikums bei der TGC in das Thema digitale Transformation in Unternehmen ein. Passend zum Gastbeitrag oben haben wir eine Idee, wie Digitalisierung in Pharma und Chemie gelingt.
https://www.tgc-solutions.com/branchenauswahl/pharma-chemie-dokumentenmanagement/
Über Feedback freuen wir uns immer.
Mit freundlichen Grüßen,
Sarah Greif
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