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    Aktien nach Dividendenrenditen auswählen? Meine Meinung zu Dividenden und Aktienrückkäufen

    Mit der nun nahenden Dividendensaison fällt der Blick von Investoren wieder vermehrt auf die Ausschüttungen der Unternehmen. Alternativ sind auch Aktienrückkäufe ein beliebtes Mittel um Investoren zu überzeugen. Doch sollten Privatanleger primär auf Dividendenrenditen schauen?


    Als ein Ergebnis der seit Jahren anhaltenden Hausse und des aktuell noch laufenden starken Wirtschafts Zyklusses können sich Aktionäre in 2019 aller Voraussicht nach auf neue Rekordsummen an Dividenden freuen. So besagen Schätzungen, dass alleine die DAX Konzerne nach einer Studie der Dekabank über 52 Milliarden Euro an Dividenden auszahlen werden. Geht es nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY wurden die Ausschüttungen von 2009 auf 2017 sogar um beinahe 85 % gesteigert. Dazu muss allerdings berücksichtigt werden, dass auf das Jahr 2009 (ebenso wie auf 2008) die letzte globale Finanz- und Wirtschaftskrise fällt. Somit fällt die Ausgangsbasis hier entsprechend gering aus (und die Steigerung entsprechend hoch), da für das schwache Jahr 2008 in 2009 so gut wie keine Gewinne ausgeschüttet werden konnten.

    Gerade im Dax bezahlen also viele Unternehmen eine ansprechende Dividende. Dabei wird dieses Jahr voraussichtlich der Autobauer Daimler aus Stuttgart die höchste Gesamtsumme ausschütten. Auf den weiteren Plätzen dürften die Allianz sowie die Deutsche Telekom folgen.


    Wie wichtig sollten Dividenden für den Investor sein?

    Primär gilt festzuhalten, dass für einen Großteil der Investoren die Dividende eine gewichtige Rolle spielt. Der Aktienkurs der Unternehmen orientiert sich in vielen Fällen an der Höhe der Dividende. Steigt die Dividende folgt oftmals auch der Kurs der Aktie, bis eine gewisse Dividendenrendite erreicht ist. Die Vorteile der Unternehmen an steigenden Aktienkursen sind dabei u.a. eine veränderte Wahrnehmung durch Investoren, bei Kapitalerhöhungen eine höherer Ausgabepreis neuer Aktien, oder insgesamt ein höherer Wert der Aktie (Aufwertung z.B. bei Aktien im Eigenbestand des Unternehmens).

    Verschiedene Studien zeigen zudem den Wert von Dividenden, speziell über längere Anlagezeiträume. Ein gutes Beispiel ist hier wiederum der Dax. So ist der Dax der einzige Index weltweit, der die über den Zeitraum reinvestierten ausgeschütteten Dividenden in die Performance mit einrechnet. Man spricht somit auch vom Dax-Performance-Index. Betrachtet man nun den Dax einmal über 30 Jahre fällt dem Betrachter der massive Unterschied direkt ins Auge. Ohne Dividenden beträgt die Performance des Dax über den Zeitraum ca. 500 %, mit Dividenden beläuft sie sich allerdings auf stolze 1.200 %. Die erneut reinvestierten Dividenden (Fachbegriff Thesaurierung) machen somit einen Performance Unterschied von 700 % (!) aus. Aus diesem Beispiel kann jeder Privatanleger ganz einfach die Auswirkungen des Zinseszins-Effekts über längere Zeiträume verstehen. Mit Dividenden konnte ein Anleger im Dax seit 1987 ca. 8 % Rendite einfahren, ohne Dividenden sind es nur ca. 5,5 %. Umso enttäuschender allerdings für die deutsche Wirtschaft und die deutschen Dax Konzerne, dass der Dax trotz dieses Kniffs auf lange Sicht deutlich schlechter abschneidet als seine amerikanischen Pendants oder auch der MSCI World.

    Zusätzlich spielen Dividenden insbesondere in schwierigen Börsenzeiten eine gewichtige Rolle für die Psyche. Lassen sich in diesen Phasen keine Gewinne über den Verkauf von gestiegenen Aktienkursen erzielen, helfen eingehende Dividendenzahlungen dabei, die Durststrecken zu überstehen und weiter investiert zu bleiben. Nicht unterschätzen sollte man zudem die Bedeutung von Dividenden in Zeiten historisch niedriger Zinsen. Für viele institutionelle Investoren oder Vermögensverwalter lässt sich über die Ausschüttungen der Unternehmen zumindest eine gewisse Mindestrendite erzielen.

    Unternehmen, die sich zu einer gewissen Dividendenhöhe “verpflichten” müssen zudem zwangsweise disziplinierter mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln umgehen um die Zusagen an die Investoren zu halten. Gute Beispiele sind hierfür amerikanische Dividendenchampions die über Jahre hohe und stabile Ausschüttungen aufrecht erhalten.



    Doch wann machen Dividenden auch betriebswirtschaftlich Sinn?

    Grundsätzlich sollten Unternehmen nach meinem Dafürhalten ihr Augenmerk zuerst auf Investitionsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen richten. Diese Investitionen von heute sollten dabei nach Möglichkeit die Grundlage für die Gewinne von morgen darstellen. So umgeht das Unternehmen auch die fällige Doppelbesteuerung und profitiert vom Zinseszinseffekt. Dies stellt für mich den erstrebenswertesten Fall dar. Gewinne die nicht mehr gewinnbringend investiert werden können, sollten nach Möglichkeit ausgeschüttet werden.

    Um Beispiele für den unterschiedlichen Umgang mit Dividenden zu geben, nachfolgend exemplarisch die unterschiedlichen Strategien dreier Unternehmen aus dem Musterportfolio:

    Die amerikanische Berkshire Hathaway, bezahlt seit jeher keine Dividende an seine Aktionäre aus. Die Unternehmenslenker Warren Buffett und Charlie Munger erachten Dividenden dabei als letztes Mittel für die Gewinnverwendung. Da Berkshire allerdings zunehmend die Investment-Ziele ausgehen steht eine Dividende zuletzt wieder in der Diskussion. Um überschüssiges Kapital zu nutzen lässt sich das Unternehmen zudem die Möglichkeit offen Aktienrückkäufe zu tätigen. Hierfür legt man sich selbst die Grenze eines Kaufkurses des 1,4-fachen des Buchwerts des Unternehmens (früher 1,2-fach) auf. Diese Herangehensweise gefällt mir als Aktionäre, da so verhindert wird, dass eigene Aktien zu teuer zurückgekauft werden.

    Eine andere (deutlich kleinere) in Europa aktive Beteiligungsgesellschaft, die Aurelius SE aus Grünwald, schüttet an ihre Aktionäre seit jeher eine ansprechende Dividende aus. Möglich macht dies das Geschäftsmodell. So kauft Aurelius Unternehmen die aus verschiedenen Gründen sehr günstig (oft beinahe umsonst und teilweise sogar mit finanziellem „Mitgift“) ein und bringt diese dank vorhandenem Sanierungs – Know-How wieder in die Spur. (Möglichen) hohen Gewinnen durch die Verkäufe der sanierten Unternehmen stehen somit nur Kosten für Investitionen und Personal gegenüber. Diese Konstellation prädestiniert Aurelius zu einem echten Dividendenwert, da durch das Geschäftsmodell regelmäßige hohe Überschüsse entstehen. Zusätzlich kauft das Aurelius regelmäßig eigene Aktien zurück.

    Deutlich niedrigere Ausschüttungen (zwischen 0,5 – 1% Div. Rendite) nimmt dagegen der Zahlungsdienstleister Visa vor. Diese Ausschüttungen steigen dafür jährlich stark an (ca. 20 % jährlich und über 10 Jahre hintereinander eine Erhöhung). Dabei werden jedoch nur zwischen 15 und 25 % der Gewinne ausgeschüttet, was noch deutlichen Spielraum nach oben lässt. Ein Großteil der Überschüsse fließt aktuell in Übernahmen und Aktienrückkäufe. Diese Rückkäufe waren zuletzt in Summe sogar höher als der Free Cash Flow des Unternehmens. Fraglich ist, ob dieses Vorgehen bei einem geschätzten KGV von ca. 30 für das laufende GJ wertschöpfend für Aktionäre ist. Visa hat aufgrund seines stark skalierbaren Geschäftsmodells vergleichsweise geringe Fixkosten und somit entsprechend viel verfügbares Kapital. Durch die sich abzeichnenden zukünfigen rasanten Dividendensteigerungen, könnten Anleger auf einen längeren Anlagezeitraum betrachtet mit attraktiven Dividendenrenditen rechnen.



    Meine persönliches Fazit:

    Konträr zu (vermutlich) einem Großteil der Investoren fällt für mich bei einem potenziellen Investment der Blick eher sekundär auf die zu erzielende Dividendenrendite. Diese ist für mich persönlich nur im Gesamtkontext des Investment Cases entscheidend. So analysiere ich das Unternehmen und berechne mir eine mögliche Zielrendite p.a. In diese rechne ich dann Erträge durch Dividenden mit ein.

    Speziell für Einkommensanleger stellen jedoch hohe Dividendenrenditen ein wichtiges Investmentkriterium dar. Diese Entwicklung wird durch die Alternativlosigkeit von Anleihen derzeit befeuert.

    Prinzipiell vertrete ich die Meinung, dass Unternehmen eine bestmögliche Kapitalallokation anstreben sollten. So ist eine Ausschüttung dann sinnvoll, wenn mit den Überschüssen keine Verwendung im Unternehmen selbst gefunden wird. Durch Aktienrückkäufe unter dem inneren Wert erhält der Aktionär auf lange Sicht einen größeren Mehrwert und eine steuerschonende Alternative zu Ausschüttungen. Diese Rückkäufe finden in der Praxis jedoch viel zu selten tatsächlich unterhalb des inneren Wert des Unternehmen statt.

    Langfristinvestoren sollten die Bedeutung von Dividenden jedoch nicht unterschätzen. Aus meiner Sicht sollte dabei aber nicht primär auf eine hohe Dividendenrendite sondern vielmehr auf ansprechende Dividenden Steigerungsraten und die Ausschüttungsquoten der Unternehmen geachtet werden. Hohe Dividendenrenditen können über sonstige Schwachstellen im Unternehmen täuschen, Unternehmen die ihren kompletten oder einen Großteil ihres Gewinns ausschütten sollten genau analysiert werden. Entscheidend sind im Einzelfall dabei vielmehr die (mittelfristigen) Perspektiven im Unternehmen.

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    Quellen

    https://boerse.ard.de/boersenwissen/boersenwissen-fuer-fortgeschrittene/das-macht-den-dax-so-einzigartig100.html

    https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/rekord-ausschuettungen-2019-das-duerfen-dax-aktionaere-an-dividenden-erwarten/24050290.html

    https://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/rekord-dividenden-im-dax-so-hoch-wie-nie-zuvor-welche-aktien-sich-lohnen-1027865691

    https://www.boerse.de/anleger-charts/vergleich-dax-performance-dax-kurs-index

    https://www.boerse.de/dividenden/Dax-Performance-Index-gegen-Kurs-Index/